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    Ein Treffen mit dem letzten Jedi und ein Drachentaxi: Unsere Tops und Flops des Jahres 2017

    Das Jahr 2017 liegt hinter uns. Anlass für einige FILMSTARTS-Autoren Resümee zu ziehen und sich in kurzen Texten ihren ganz persönlichen Tops und Flops des Jahres 2017 zu widmen.

    HBO

    Die Flops 2017

    Hat 2017 das Ende des Trends zum großen Filmuniversum eingeleitet? Zumindest für zwei Autoren war das Scheitern von Filmuniversen der größte Flop des Jahres. Auch an den Reisezeiten in „Game Of Thrones“ störten sich viele Fans – auch in unserer Redaktion. Ein Ärgernis ist auch eine katastrophale Kurskorrektur der deutschen Filmförderung. Aber den Anfang macht erst einmal das dominierende Thema der vergangenen Monate: der Weinstein-Skandal und die Folgen!

    (Macht-)Missbrauch in der Filmindustrie

    von Tobias Mayer

    Im Oktober 2017 erhobt die New York Times in einem Enthüllungsartikel schwere Anschuldigungen: Harvey Weinstein soll jahrzehntelang Frauen sexuell missbraucht haben. Anschließend wurden zahlreiche Hollywood-Kollegen des Erfolgsproduzenten mit ähnlichen Anklagen konfrontiert. Längst hat der Skandal auch Deutschland erreicht, wo gerade Erfolgsproduzent Dieter Wedel mit Vorwürfen konfrontiert wird. Jeder Fall muss separat betrachtet werden, doch die schiere Masse an Anschuldigungen macht deutlich, dass es in der Filmindustrie über Jahrzehnte ein System gab, in dem mächtige Männer belästigen, einschüchtern und übergriffig werden konnten, ohne dass es Konsequenzen hatte. Gut, dass wir nun Bescheid wissen – schlecht, dass es so lange dauerte.

    Bye, bye Dark Universe und Co.

    von Alexander Friedrich und Christian Fußy

    Jedes große Filmstudio schien plötzlich ein eigenes Cinematic Universe zu entwickeln, also mehrere Filme miteinander verbinden zu wollen. Doch was bei Marvel seit fast zehn Jahren funktioniert, geht bei den meisten Konkurrenten noch nicht so wirklich auf. Bei Konkurrent DC läuft es eher holprig seit man im Anschluss an „Man Of Steel” beschloss, ein solches Universum aufzubauen. Das bislang größte Zusammentreffen der Superhelden in „Justice League” sollte im vergangenen Jahr eigentlich ein Höhepunkt sein, doch der Funke wollte noch nicht überspringen. Nun überlegt Warner angeblich sogar, sein Multiversum komplett umzubauen. Noch dunkler sieht es bei Universal aus, wie mein Kollege Christian Fußy gleich nachfolgend ausführt. Ich habe jedenfalls erstmal genug von all dem Sequel- und Spin-off-Wahn.

    Mein Kollege Alexander Friedrich hat bereits ausgeführt, wie sehr ihn der Universenwahn nervte, mir ging vor allem das Dark Universe kräftig auf den Zeiger. Für mich ist das ein Zeugnis von wirtschaftlicher und technischer Unfähigkeit, blinder Gier und kreativer Verwahrlosung: „Die Mumie“ sollte für das starbesetzte, Marvel nacheifernde „Dark Universe“ als Franchisestarter dienen. Da sich Regisseur Alex Kurtzman allerdings in erster Linie nicht darauf konzentrierte, eine Geschichte zu erzählen, sondern darauf, weitere Projekte anzuteasern (Russell Crowes Dr. Jekyll sollte als eine Art Nick Fury das verbindende Element zwischen den Filmen sein), flog man damit zurecht schwungvoll auf die Schnauze. Dagegen sehen für mich sogar die Versuche von Warner/DC noch kompetent aus.

    Universal

    Das "Drachentaxi" in "Game Of Thrones"

    von Annemarie Havran

    Insgesamt mochte ich die siebte Staffel von “Game Of Thrones” und ich liebe die Serie auch immer noch – aber einzelne Momente in den neuesten Episoden stellten meine Fan-Begeisterung wirklich hart auf die Probe. Als Beispiel sei Daenerys‘ „Drachentaxi“ in der Folge „Jenseits der Mauer“ genannt: Die hanebüchene Story um das „Suicide Squad“, das hinter der Mauer einen Zombie fangen sollte, wurde aufgelöst, indem Dany per Drachen zu Hilfe eilte (warum nicht gleich so, Mädchen?), um (fast) die gesamte Truppe auf ihrem Schuppentier bequem aus der Gefahrenzone zu fliegen. In diesem Moment merkte man den Autoren den Drang, die Geschichte schnellstmöglich zu einem Abschluss zu bringen, Logiklöcher hin oder her, besonders deutlich an.

    Enttäuschende neue Staffeln von Superserien

    von Robert Laubenthal

    Meine Kollegin Annemarie Harvan hat gerade schon ein paar kritische Worte zu „Game Of Thrones“ verloren, aber sie mochte die siebte Staffel trotzdem. Viele Fans meckerten 2017 allerdings sehr viel und ausgiebig darüber, obwohl eigentlich ja vieles eingelöst wurde, auf das man schon seit Jahren wartete. Bei „The Walking Dead“ scheint sich derweil das Konzept allmählich leerzulaufen, die Zuschauerzahlen sinken. Zu Recht wünscht sich das Publikum, dass große Serien auch großartig zu Ende gebracht werden! Für mich persönlich enttäuschend war zudem die dritte Staffel der Anthologie-Serie „Fargo“: Gegenüber der in meinen Augen grandiosen Vorgängerseason fiel die Qualität dann doch merklich ab, die Story wirkte stellenweise uninspiriert…

    Komplizen Film

    Die neuen Leitlinien der FFA

    von Christoph Petersen

    In dem Begleittext zu meiner Top-10-Liste für das Kinojahr 2017 habe ich gerade erst eine Lanze für die Qualität des deutschen Kinos gebrochen, aber während die hiesigen Filmschaffenden auch im vergangenen Jahr wieder gut abgeliefert haben (danke Angela Schanelec), haben die Filmfördernden eine katastrophale Kurskorrektur vorgenommen: In den am 13. Juni verabschiedeten neuen Leitlinien der Filmförderanstalt (FFA) wurde festgelegt, dass die Fördergelder in Zukunft nur noch an Filme gehen sollen, die ein Budget von mindestens 2,5 Millionen Euro und ein Publikumspotential von mindestens 250.000 Zuschauern haben. So soll eine Konzentration auf „qualitatives Spitzenkino“ sichergestellt werden. Aber was ist das für ein ausgemachter Schwachsinn: Warum sollten teurere Filme besser sein? Und woran misst man Publikumspotential? Ja wohl nur am Genre und an den Darstellern! Also braucht man ab jetzt eine Komödie, die im Zweiten Weltkrieg spielt und in der Til Schweiger die Hauptrolle spielt. Das deutsche Kino war in den vergangenen Jahren auf einem so guten Weg, auch international wieder an Bedeutung zu gewinnen. Aber jetzt sehe ich schwarz. Die drei im Rest der Welt meistdiskutierten deutschen Filme der vergangenen Jahre, also „Toni Erdmann“, „Western“ und „Victoria“, entsprechen schließlich allesamt nicht den neuen Leitlinien (dass „Toni Erdmann“ eben mal fast `ne Million Zuschauer einsammelt, hätte vorab ja niemand zu träumen gewagt).

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