Mein Konto
    "Phantastische Tierwesen 2": Darum ist Grindelwald ein besserer Bösewicht als Voldemort!

    In Listen der großartigsten Kinobösewichter aller Zeiten taucht Harry-Potter-Erzfeind Voldemort regelmäßig neben Darth Vader oder Hannibal Lecter auf. Dabei ist Gellert Grindelwald die viel spannendere Figur.

    +++ MEINUNG +++

    Achtung: Der folgende Artikel enthält Spoiler zu „Phantastische Tierwesen 2: Grindelwalds Verbrechen“ und weiteren Filmen der Wizarding World!

    In „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ war Gellert Grindelwald nicht mehr als ein Mittel zum Zweck, ein personifizierter Twist. Und die Besetzung von Johnny Depp hat nicht nur vielen Fans Sorge bereitet, auch ich bin mit der Befürchtung in „Phantastische Tierwesen 2“ gegangen, nun eine weitere Ich-tue-einfach-so-als-sei-ich-besoffen-(und bin es vielleicht auch)-Overacting-Tour-de-Force über mich ergehen lassen zu müssen. Es kam zum Glück anders. Johnny Depp ist in dem Film (endlich) mal wieder richtig gut.

    Aber das war Ralph Fiennes in den „Harry Potter“-Filmen auch. Dass ich Grindelwald mehr schätze als Voldemort, hat also eher nichts mit den Schauspielern zu tun. Aber der, dessen Namen nicht genannt werden darf, ist eben „nur“ die Personifizierung des puren Bösen. Eine sehr gute, keine Frage, aber es hat schon seinen Grund, warum Voldemort in den meisten Potter-Romanen eben nur am Rande als ständig drohende Gefahr vorkommt. In der „Phantastische Tierwesen“-Reihe ist nun bereits der zweite Teil nicht etwa nach dem Protagonisten Newt Scamander (Eddie Redmayne), sondern nach dem Antagonisten benannt ist: „Grindelwalds Verbrechen“!

    Mut zur Verführung

    Grindelwald ist ein rassistischer Populist. Das passt natürlich auch als Kommentar zu unserer heutigen Zeit ganz hervorragend. Und J.K. Rowling hat sich ja auch schon in den sozialen Medien wiederholt mit dem einen oder anderen realen Populisten angelegt. Grindelwald wäre also ein einfaches Ziel gewesen, um ihn als den ultimativen Populisten zu verteufeln, ihm alles an den Kopf zu schmeißen, was eigentlich gegen all die Donald Trumps dieser Welt gerichtet ist. Aber dann wäre Grindelwald genau wie Voldemort wieder nur eine Personifizierung des puren Bösen geworden. Ein keifender Hitler 2.0 (bzw. ein Hitler 0.5, schließlich spielt der Film noch vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten, die in den kommenden drei Teilen aber sicherlich noch eine Rolle spielen wird).

    Stattdessen zeichnet Rowling Grindelwald als den ultimativen Verführer. Gerade wenn er am Schluss vor seinen versammelten Anhängern grausame Bilder aus dem Ersten Weltkrieg vorführt und sagt, dass so etwas nie wieder passieren müsse, ist man fast geneigt, ihm zuzustimmen. Natürlich gibt es ein paar (meist kürzere) Szenen, die es unmöglich machen, sich ernsthaft für seine Seite zu entscheiden (hat er das Baby jetzt eigentlich wirklich töten lassen, oder kommt da in den nächsten Filmen noch ein Twist). Aber dass Rowling in einem Familien-Blockbuster überhaupt das Risiko eingeht, dass ein Teil der Zuschauer zumindest zwischenzeitig einem – wenn auch fiktiven – Populisten verfallen könnte, ist ebenso mutig wie ambivalent. Und es zeigt, dass Rowling ihrem Publikum sehr viel mehr zu traut als das bei einem durchschnittlichen Hollywood-Blockbuster-Produzenten der Fall ist.

    Grindelwald ist die Rettung der Tierwesen

    Ich habe mit der „Phantastische Tierwesen“-Reihe und speziell dem zweiten Teil sehr wohl meine Probleme. Ich finde, sie sind mit unnötigem Krempel überladen, die nur deshalb ein Gewicht entwickeln (sollen), weil sie irgendwie über fünf Ecken etwas mit Harry Potter zu tun haben. Funktioniert bei mir nicht. Dann sind die halt verwandt. So what? Aber Grindelwald (und durch ihn die nun erst einmal zerstörte Beziehung von Jacob und Queenie) macht mir quasi im Alleingang Lust auf die nächsten drei Teile. J.K. Rowling ist eine mutig-politische, überzeugt-humanistische Erzählerin – und Grindelwald ist genau die Figur, bei der sie diese Stärken am besten ausspielen kann.

    Wird Gellert Grindelwald also in einigen Jahren Voldemort auf den eingangs erwähnten Listen mit den besten Filmbösewichtern aller Zeiten verdrängen? Natürlich nicht. Das scheitert schon daran, dass die „Phantastische Tierwesen“-Blockbuster nicht einmal ansatzweise einen ähnlich bahnbrechenden popkulturellen Einfluss wie die „Harry Potter“-Romane und -Filme haben. Aber als ambivalente, spannende Figur ist Grindelwald seinem Vorgänger bzw. Nachfolger Voldemort trotzdem eine Nasenlänge voraus... *pun intended*

    „Phantastische Tierwesen 2“ läuft seit dem 15. November in den Kinos und ist gerade auf dem besten Weg, sich in Deutschland zum zuschauerstärksten Film des Jahres zu mausern.

    Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen

     

    facebook Tweet
    Ähnliche Nachrichten
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top