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    "Biohackers" auf Netflix: Die 2. Staffel ist leider noch lahmer als die erste
    Tobias Mayer
    Tobias Mayer
    -Redakteur
    Tobias liebt „Star Wars 8“ – und noch sehr, sehr viele andere Filme. Kino ist dabei immer eine gute Idee (zu jeder Jahreszeit).

    Eine Thriller-Serie mit Luna Wedler und Jessica Schwarz im Duell, es geht um fragwürdige, weitreichende Genetik-Experimente: Die Prämisse klingt stark, aber leider ist „Biohackers“ auch in der neuen, zweiten Season keine gute Serie.

    Netflix

    +++ Meinung ohne Spoiler zur 2. Staffel +++

    Das auf den ersten Blick Sympathischste an der 2020 gestarteten deutschen Netflix-Serie „Biohackers“ ist die Länge: Staffel 1 und 2 haben jeweils gerade mal sechs Folgen, die meisten davon sind zwischen 40 und 45 Minuten kurz. Wo andere der exklusiven Netflix-Serien die kostbare Freizeit ihrer Zuschauer*innen mit Folgen verschwenden, die gerne mal bis zu einer Stunde lang sind, obwohl man den Plot auch in einer halben Stunde hätte erzählen können, fassen sich „Biohackers“-Showrunner Christian Ditter und sein Team schön kurz.

    Leider ist die Serie rund um fragwürdige Medizin-Experimente in Freiburg dabei aber so spannungsarm und hölzern, dass sich viele Folgen länger anfühlen, als sie eigentlich sind. Und während es in der ersten Season immerhin eine wirklich gelungene, weil sehr beängstigende Attacke freigelassener, modifizierter Killer-Mücken in einem Zug als Höhepunkt gab, fehlt eine ähnlich intensive Sequenz in der am 9. Juli 2021 auf Netflix veröffentlichten zweiten Staffel völlig.

    Die Ausgangslage von Staffel 2

    Medizinstudentin Mia (Luna Wedler) hat die verbotenen Gen-Modifizierungen ihrer Professorin Tanja Lorenz (Jessica Schwarz) ans Licht gebracht und sowohl die Machenschaften als auch die Karriere der vormals renommierten Spitzen-Forscherin zerstört. Doch der massive Filmriss, den Mia zu Beginn der zweiten Season erleidet, hat nichts mit einer alkoholexzessiven Party zu tun, der sich Mia nach ihrem beispiellosen Erfolg hingegeben hätte.

    Mia, die die vergangenen drei Monate vergessen hat, wird bald klar, dass dieser enorme Gedächtnisverlust durch irgendeine Fremdeinwirkung verursacht wurde, die es nun aufzuklären gilt. Dazu braucht die Studentin ausgerechnet die Hilfe der geschassten Tanja Lorenz (Jessica Schwarz)…

    Auflösung des Staffel-1-Cliffhangers wird einem total egal

    Es mag zwar nicht besonders originell sein, die Auflösung des großen Staffel-1-Cliffhangers (Mia und Tanja wurden in einen Van gezerrt und entführt) dadurch hinauszuzögern, dass Mia sich nicht mehr an die Folgen erinnern kann und nun herauszufinden versucht, was passiert ist. An sich bin ich aber für einen spannenden Was-zur-Hölle-ist-mit-mir-passiert?-Krimi dieser Art immer zu haben – wenn er gut gemacht ist.

    Allerdings sind die Ermittlungen von Mia und ihrer Clique um Jasper (Adrian Julius Tillmann), Ole (Sebastian Jakob Doppelbauer), Lotta (Caro Cult) & Co. eine so dermaßen lustlos ablaufende Schnitzeljagd, dass mir die Auflösung sehr bald sehr egal wurde (zumal sie auch noch weitestgehend ohne Überraschungen auskommt – und das sage ich als jemand, der überhaupt nicht gut darin ist, Krimis zu lösen).

    Dröge Ermittlungen, kein Schwung

    So muss Mia z. B. herausfinden, wo die in Ungnade gefallene, abgetauchte Tanja Lorenz untergekommen ist. Wobei dieses auch schon für sich nicht sonderlich spannende Rätsel dann innerhalb kürzester Zeit dadurch gelöst wird, dass Mia den Aufenthaltsort einfach in einem WG-Schnack mit dem Technik-Nerd Ole verraten bekommt – der hat in den Sozialen Netzwerken nämlich gesehen, welchen Location Tag die von Usern geposteten Sichtungen von Tanja Lorenz haben. Ähnlich glatt und unspektakulär verlaufen dann auch die meisten der restlichen Ermittlungen, selbst wenn dabei zum Hacken des Auto-Computers auch mal in ein geparktes Fahrzeug eingebrochen werden muss, während der Besitzer abgelenkt wird.

    Auch die Szenen in und mit Mias WG wirken müde: Mehrfach werden kleine Gags versucht, die einfach verpuffen. Vor allem die Witze rund um die ausgefallenen Basteleien von Techniker Ole zünden nicht.

    Überhaupt wirken viele Gesprächssituationen steif und konstruiert, was insbesondere im Zusammenspiel der sonst oft so starken Hauptdarstellerinnen Luna Wedler und Jessica Schwarz echt schade ist: Das Psychoduell zwischen misshandelter Studentin und der enttäuschten, sich missverstanden gefühlten Professorin beschränkt sich im Wesentlichen darauf, wer die andere böser anschaut.

    „Biohackers“ hätte so was wie das „Anatomie“ (2000) für eine neue Generation werden können, ein reißerischer Medizin-Thriller, der die Angst vor unmoralisch handelnden Ärzt*innen in eine pulpige Aufmachung gießt. Ich finde „Anatomie“ nicht gelungen, aber immerhin ist dieser Slasher-Film über durchgeknallte Mediziner so dermaßen drüber, dass ich beim Gucken einen gewissen Spaß hatte.

    Vor allem Benno Fürmann, der auch in der zweiten Staffel „Biohackers“ wieder dabei ist, drehte damals als Medizinstudent in „Anatomie“ komplett frei. Und ein bisschen habe ich mir so eine Gaga-Performance auch in der Netflix-Serie gewünscht, einfach, damit mal Schwung in die Bude kommt.

    21 Serien-Highlights 2021

    Wenn ihr Tipps sucht, welche neuen Serien ihr schauen solltet, hört doch mal beim Moviepilot-Podcast rein. Unsere Kolleg*innen diskutieren in Streamgestöber über die 21 bisher besten Serienstarts 2021, die ihr auf keinen Fall verpassen dürft – und die allesamt besser sein dürften als „Biohackers“.

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