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    Neu im Heimkino: Darum verdient "Wonder Woman 1984" unbedingt eine zweite Chance

    „Wonder Woman 1984“ wurde von der Presse weitestgehend abgestraft – hat aber auch unseren Autor Sidney Schering, der den ersten „Wonder Woman“-Film nicht leiden kann, bekehren können. Hier schreibt er, was er an dem umstrittenen Sequel findet:

    Warner / DC

    +++Meinung+++

    2017 ließ mich „Wonder Woman“ ratlos zurück: Ich konnte weder mit Gal Gadots Schauspielleistung in der Titelrolle etwas anfangen, noch mit Patty Jenkins' Regieführung. Oder damit, wie sie die mystische Zeichnung der Amazonen, den Dreck des Ersten Weltkriegs, die blauäugige Romanze zwischen Wonder Woman und Chris Pine als Steve Trevor, das effektlastige Actionspektakel und ihre passionierte feministische Botschaft tonal unter einen Hut zu bringen versucht hat.

    Üblicherweise wäre ich einfach enttäuscht und schulterzuckend aus dem Kino gegangen und hätte den Film schnell wieder vergessen. Aber bekanntlich wurde „Wonder Woman“ zu einem popkulturellen Phänomen und genoss nahezu euphorisches Presseecho – ein Konsens, über den ich mich somit jahrelang wundern durfte. Dieses Jahr sollte sich der Spaß mit umgekehrten Vorzeichen wiederholen: Ich finde den teils geradezu garstig verrissenen „Wonder Woman 1984“ gelungen, und werde ihn mir definitiv für meine Filmsammlung holen, denn ab heute (2. September 2021) ist „Wonder Woman 1984“ auf Blu-ray und DVD erhältlich.

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    "Wonder Woman 1984": Mächtig viele 80er-Vibes

    Das Jahr 1984: Diana Prince alias Wonder Woman (Gal Gadot) arbeitet im Smithsonian-Museum – wenn sie nicht gerade Verbrechen vereitelt. Bei einem ihrer heldenhaften Einsätze stellt sie ein Artefakt sicher, das sich als magisch erweist und sämtliche Wünsche erfüllt. Doch die Nebenwirkungen sind enorm. Und so kommt es, dass Dianas neue Kollegin Barbara Minerva (Kristen Wiig) ihr neues Selbstbewusstsein, Diana ihr Wiedersehen mit dem vor 70 Jahren verstorbenen Steve Trevor (Chris Pine) und der verzweifelte Geschäftsmann Maxwell Lord (Pedro Pascal) seinen neuen Erfolg nur kurz genießen können …

    „Wonder Woman 1984“ glüht förmlich vor 80er-Jahre-Feeling, und die Farbwelt des Films ist deutlich knackiger als die des Erstlings. Daher freut es mich umso mehr, dass „Wonder Woman 1984“ trotz seiner sehr nebensächlich abgehaltenen Sky-Premiere und nach seinem stark reduzierten Einsatz im Kino dennoch die komplette DC-Heimkinobehandlung abbekommt:

    Die zahlreichen, oben verlinkten Editionen zum Film können sich echt sehen lassen. Und während die einen zur UHD-Fassung greifen werden (4K auf Disc ist einfach verlässlicher als im Streaming), freue ich mich enorm auf die 3D-Fassung: So konnte man „Wonder Woman 1984“ im Stream schließlich nicht erleben, und Patty Jenkins' 80s-Welt schreit nach launigen Pop-up-Effekten!

    Verkehrte Welt: Der Hater wird zum Verteidiger

    Weihnachten 2020 staunte ich nicht schlecht: Als ich in die sozialen Netzwerke blickte, wurde ich vollkommen unvorbereitet von einer Flutwelle des Hasses und der Häme auf „Wonder Woman 1984“ erfasst. Zahlreiche US-Filmfans und auch nicht wenige Kritiker*innen übten sich über die Feiertage darin, mit immer neuen Superlativen auf das Ende 2020 in den Vereinigten Staaten erschienene DC-Sequel einzudreschen. Ich muss zugeben: Ich dachte zunächst „Ha! Erkennen die jetzt endlich alle, dass Jenkins' Interpretation von Wonder Woman doch nicht so toll ist.“

    Diesen Sommer musste ich dann aber beschämt diesen Gedanken revidieren. Denn als „Wonder Woman 1984“ endlich auch in Deutschland veröffentlicht wurde und ich meiner Neugier nachgab, dieses vermeintliche Desaster zu begutachten, war ich platt: Jetzt, wo sich der Konsens von Jenkins abgewendet hat, bin ich dafür auf ihrer Seite!

    Ich sah es nämlich ähnlich wie mein Filmstarts-Kollege Julius Vietzen, dessen „Wonder Woman 1984“-Kritik deutlich über dem Kritikerschnitt liegt. Ja, einen oft geäußerten Kritikpunkt teile ich, nämlich dass es eine seltsame erzählerische Entscheidung ist, Diana Prince im DC-Filmuniversum derart lange und intensiv Steve nachtrauern zu lassen. Für jahrzehntelangen Liebeskummer fand ich ihre Verbindung im ersten „Wonder Woman“ einfach nicht stark genug.

    So viel zur Theorie, denn nun kommen wir zur Praxis: „Wonder Woman 1984“ kaufe ich diese Sehnsucht Dianas nach Steves Präsenz in ihrem Leben ab. Wie Jenkins die Wiedersehensfreude und die Prince von allem ablenkenden Schmetterlinge in ihrem Bauch in Szene setzt, überzeugt mich dann eben doch von dieser Ausgangslage – und die Chemie zwischen Pine und Gadot ist einfach klasse.

    Außerdem wächst Wonder Woman in diesem Sequel aus ihrer kindlichen Naivität heraus, die sie im Original an den Tag gelegt hat, und ich ungelenk geschrieben und schauspielerisch hölzern umgesetzt fand. Sie ist in „Wonder Woman 1984“ im menschlichen Alltag angekommen, bewahrt sich aber ihre idealistische Grundhaltung – was sie einerseits zu einer vorbildlichen Figur macht, andererseits auch zu einer Stolperfalle für sie wird.

    Schauspielfreude und großartiger Score

    Denn Jenkins lässt im Sequel Diana Princes überaus optimistische (gelegentlich geradezu ignorante) Erwartungshaltung ausführlicher mit dem menschlich-korrupten Element kollidieren – ein Konflikt, der die epische Laufzeit dieses Films zu tragen vermag. Zumal Pedro Pascal als wohlmeinender, jedoch auch sehr leicht korrumpierbarer Grinsebacke-Geschäftsmann das Thema freilaufender Gier auf äußerst spaßige Art ergänzt. Der „The Mandalorian“-Star spielt auf, als hätte er den Spaß seines Lebens – und auch Kristen Wiig hat in ihrer Rolle eine unterhaltsame, mitreißende Präsenz.

    Gadot wiederum wird wohl niemals die beste Wahl für dialoglastige Rollen, dennoch überzeugt sie mich in „Wonder Woman 1984“ mehr als im Erstling, da sie in der Figur vollauf angekommen scheint und Jenkins ihr hier seltener sperrige Exposition in den Mund legt. Und dann ist da noch Hans Zimmers keinerlei Zurückhaltung kennender Score, dessen 80er-Pathos perfekt zum Tonfall der Story und der Ästhetik des Films passt. Kurzum: Leute, gebt „Wonder Woman 1984“ (noch) eine Chance – immerhin hat er mich „Hater“ des Originals bekehrt. Das will doch was heißen!

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