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    Warum sind Kamalas Kräfte so anders als in den Comics? Die "Ms. Marvel"-Macherinnen im Interview

    Warum wurden die Kräfte von Ms. Marvel in der MCU-Serie verändert? Warum ist Iman Vellani so großartig in der Hauptrolle? Und was hat es mit der Abspannszene auf sich? Wir haben Showrunnerin Bisha K. Ali und Produzentin Sana Amanat ausgefragt.

    2022 Disney und seine verbundenen Unternehmen.

    Dass die Marvel-Comics im MCU relativ frei interpretiert und adaptiert werden, ist eigentlich nichts Neues, sorgt aber dennoch immer wieder für Diskussionen und Kontroversen. So auch bei „Ms. Marvel“, wo Titelheldin Kamala Khan nicht wie in der Vorlage ihre Größe und Körperform verändern kann, sondern über kosmische Energiekräfte verfügt.

    Uns haben die ersten beiden Folgen „Ms. Marvel“ hervorragend gefallen, trotzdem wollten wir es im Interview mit Showrunnerin und Chefautorin Bisha K. Ali und Produzentin und Ms-Marvel-Erfinderin Sana Amanat noch mal ganz genau wissen: Warum wurden Kamalas Kräfte für die Serie verändert? Außerdem sprechen wir über die großartige Hauptdarstellerin Iman Vellani, die AvengerCon und die Abspannszene.

    FILMSTARTS: Es gab schon lange vor Erscheinen von Ms. Marvel eine Menge Diskussion darüber, dass ihre Kräfte verändert wurden. Könnt ihr noch einmal erklären, wie es dazu kam und was die Überlegung dahinter war?

    Bisha K. Ali: Es war auf jeden Fall eine Gruppenentscheidung und reicht bis zu den ersten Gesprächen über eine Adaption zurück. Wie würde das visuell aussehen? Außerdem spielte dabei noch eine Rolle, in welche Richtung sich die Geschichte entwickelt, ohne zu viel zu verraten.

    Mir geht es immer hauptsächlich um die Figur und ich will damit nicht sagen, dass ihre Kräfte nicht wichtig für die Figur sind. Aber bei „Ms. Marvel“ sind ihre Kräfte ebenso wichtig für die Charakterentwicklung, auch wenn sie anders sind. Die Serie ist so voller Liebe und Respekt gegenüber der Vorlage, dass ich hoffe, dass die Fans uns eine Chance geben und abwarten, wie sich die Geschichte entwickelt.

    » "Ms. Marvel" bei Disney+*

    Sana Amanat: Kevin wollte von Anfang die gesamte „Ms. Marvel“-Comicreihe adaptieren und eine andere Perspektive auf ihre Geschichte ermöglichen und dazu gehören auch ihre Kräfte. Außerdem wollten wir, dass ihre Kräfte mit einer größeren Geschichte im MCU verbunden sind, so ähnlich wie es damals auch bei ihren Kräften in den Comics war. Es gibt also noch andere Geschichten über ihre Kräfte zu erzählen.

    Und dann spielte dabei noch der Aspekt des kulturellen Erbes und Vermächtnisses eine Rolle, was auch in den Comics wichtig ist. Das haben sie durch ihre Kräfte aufgegriffen. Sie bekommt diese Fähigkeiten nicht durch Zufall, sondern wegen ihres Hintergrundes und weil sie ist, wer sie ist.

    Ich verstehe, dass sich einige Fans Sorgen machen, dass ein Teil ihrer Identität verloren geht. Aber wir haben das darüber einfließen lassen, wie sie ihre Kräfte einsetzt und ihre Karriere als Superheldin beginnt. Sie versucht anfangs jemand Anderes zu sein, doch sie macht eine Wandlung durch, während sich auch ihre Kräfte verändern.

    2022 Disney+ Original Productions

    FILMSTARTS: Iman Vellani ist in meinen Augen absolut perfekt für Kamala Khan / Ms. Marvel. Wie hat sie euch denn überzeugt? Das ist ja ihre erste Rolle überhaupt...

    Bisha K. Ali: Sie hat einfach existiert [lacht]. Die Suche nach der richtigen Schauspielerin für Ms. Marvel war sehr aufwendig, weil wir sehr hohe Ansprüche hatten. Und dann sollte es noch jemand im richtigen Alter sein.

    Wenn ich mich richtig erinnere, dann hatte ich schon bei ihrem Bewerbungsvideo ein gutes Gefühl bei Iman. Und dann hat sie bei ihren ersten Probeaufnahmen direkt dafür gesorgt, dass Sana und ich Tränen in den Augen hatten. Es war also direkt klar. Ich konnte mir direkt vorstellen, wie sie die von mir geschriebenen Dialoge aufsagt.

    Sana Amanat: Es ist rückblickend etwas komisch, dass überhaupt jemals irgendjemand Anderes in Frage kam. Sie ist einfach Kamala in so vieler Hinsicht. Sie hatte vor Corona schon eine Probeaufnahme gemacht und dann noch mal eine, als wir die Arbeit wieder aufnehmen konnten.

    Und in der Zwischenzeit hatte sie sich von schräg und schrullig zu verletzlich und traurig entwickelt und sie hatte eine Intensität in ihrem Spiel, die für jemand in ihrem Alter wirklich bemerkenswert war. Sie wirkte älter als sie war. Und das war wirklich perfekt für Kamala, denn auch wenn sie jung und schräg und nerdig ist, versteht sie die Welt wie ein Erwachsener und sie hat ein großes Pflichtgefühl.

    Sie hat die Serie wirklich verändert und dafür gesorgt, dass alles ineinandergegriffen hat. Und sie ist so ein großer Marvel-Fan, ihr ganzes Zimmer ist voller Marvel. Sie ist einfach Kamala.

    FILMSTARTS: Wie genau hat sie denn die Show verändert?

    Sana Amanat: Kamala kann sich leicht zu jung und zu niedlich anfühlen und Iman bringt ein paar Ecken und Kanten mit. Und sie hat Kamala einige überzeugende Marotten verpasst: Iman macht häufig Fingerpistolen oder Victory-Zeichen, wenn sie nicht weiß, was sie mit ihren Händen machen soll, und das haben wir für Kamala übernommen.

    FILMSTARTS: Eines der Highlights in Folge 1 ist die AvengerCon. Wie habt ihr da das richtige Maß gefunden? Einige der Gags sind ja ganz schön Meta mit Amerikas Hintern und „Ich kann das den ganzen Tag machen“...

    Bisha K. Ali: Woher soll das jemand wissen? Genau [lacht]. Die finale Version der Szene ist schon sehr zahm im Vergleich zu dem verrückten Kram, den ich ursprünglich vorgeschlagen habe. Du hast natürlich völlig recht und es gab eine Menge hin und her, bis wir da das richtige Maß gefunden haben.

    Ich hatte ursprünglich einen Nachbau der Flaggenszene aus dem ersten „Captain America“ drin (siehe Video oben), wo die Fans auf der Messe das nachmachen konnten. Und Kamala sollte das genauso geschickt machen wie Steve damals. Aber damit konnte ich mich nicht durchsetzen [lacht]. Übrigens: Ich arbeite derzeit an Kevin, dass er mich eine echte AvengerCon auf die Beine stellen lässt.

    FILMSTARTS: Großartig! Wenn es eine Star Wars Celebration gibt, sollte es auch eine AvengerCon geben...

    Bisha K. Ali: Ganz genau. Mein Entwurf liegt in der Schublade...

    FILMSTARTS: Selbst als großer MCU-Fan muss ich zugeben, dass manche Filme etwas flach und farblos aussehen, aber „Ms. Marvel“ ist der komplette Gegenentwurf dazu. War das eine bewusste Entscheidung?

    Bisha K. Ali: Auch das war eine Gruppensache. Wenn man sich die „Ms. Marvel“-Comics anschaut, sieht man, dass sie einen ganz bestimmen Zeichenstil haben, die Panels stecken voller Details und voller Leben, die eigene kleine Geschichten erzählen. Wie überträgt man das in eine ernsthafte Serie?

    Das war die Idee, die uns angetrieben hat, und darum explodiert die Serie förmlich vor Farben und Leben, und weil es auch zu ihrer Figur passt. Und dann greift bei einem Projekt dieser Größe die Gruppenarbeit: Ich habe eine Idee, dann kommen andere Ideen dazu und der Regisseur steuert noch was bei. Die Identität der Serie beruht auf den Comics, wird von uns allen in unterschiedlichen Wegen umgesetzt und dann kommt das dabei heraus, was ihr auf den Bildschirmen seht.

    Die Post-Credit-Szene erklärt

    FILMSTARTS: „Ms. Marvel“ ist die erste MCU-Serie mit einer Abspannszene in der ersten Folge. Wie kam es dazu?

    Bisha K. Ali: Bei Serien arbeitet man allgemein immer von einem Tag auf den anderen und so ähnlich war es auch hier. Wir hatten alles gedreht, aber man arbeitet im Schnitt und in der Postproduktion immer und immer wieder durch und stellt es um. Wo können wir das hinpacken? Wo hat es die höchste Wirkung?

    Das interessante an der Szene ist ja auch: Wir mussten so eine Szene alleine schon nutzen, weil das so meta ist. Kamala ist ein Super-Fan der Avengers in den Comics, ich bin ein Super-Fan der Avengers in der echten Welt und jetzt kann ich das in jeder einzelnen Episode machen, wenn ich will. Aber es funktioniert auch, weil wir so beide Handlungsstränge in Folge 1 beginnen können: Der eine ist persönlich und intim und der andere baut im Hintergrund etwas Größeres auf so wie es Kevin Feige schon seit Anfang an macht.

    Sana Amanat: Wir werden auch weiterhin damit rumspielen. Kevin war sehr offen dafür, es gibt keine Regeln. Für uns hat es einfach Sinn ergeben, zuerst die Geschichte von Kamala zu erzählen und dann noch eine neue Richtung einzuschlagen. Die Szene hat sich sehr oft geändert, aber das stand immer fest.

    FILMSTARTS: Wie hat sich die Szene denn geändert? War Arian Moayed als Agent Cleary immer dabei?

    Sana Amanat: Wie fanden ihn in „Spider-Man: No Way Home“ großartig und auch wenn sich die Szene verändert hat, war er immer der richtige für diese Rolle. Es gibt diese Verbindung zu „Spider-Man“. Darum war er die richtige Wahl, um unsere Geschichte zu erzählen.

    Bisha K. Ali: Ihr müsst die Serie schon anschauen, um zu erfahren, was wir womöglich auch hätten anders machen können...

    Ms. Marvel“ Folge 1 kann seit dem 8. Juni 2022 auf Disney+ gestreamt werden. Weitere Folgen erscheinen im Wochentakt.

    *Bei diesem Link zu Disney+ handelt es sich um einen Affiliate-Link. Mit dem Abschluss eines Abos über diesen Link unterstützt ihr FILMSTARTS. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.

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