Der Croupier: Kritiken

Makelloser Noir, der bewusst eine geradlinige Spannungsstory umgeht. Von Beginn an verlangsamt er das Erzähltempo und verringert so beim Zuschauer die Erwartung eines Plots. Stattdessen ästhetisiert der Film gekonnt das Underground-hafte Leben des Croupier, erzeugt durch die größtenteils in geschlossenen Räumen stattfindende Handlung eine sonderbare Atmosphäre: die Appartments der Figuren sind spärlich, im Kasino ist es niemals Tag und Nacht, sondern ständig leblos hell. Wunderbar zurückgehalten und vielschichtig ist auch der Einsatz der Figuren: an jeder Stelle ist es möglich, dass jeder den jeweils anderen täuscht, um ihn ein Spiel hineinzuziehen - dennoch, nicht aus Unvorsichtigkeit, sondern aus Neugierde und teilweise Verlangen, nimmt die Story aber ihren Lauf. Auf diese Weise ist die Entwicklung des Thrillers niemals von den Figuren abgeschnitten: die wechselnden Allianzen spiegeln die Charaktere der Figuren. Auch was die Figuren selbst betrifft, umgeht der Film ausgetretenes Terrain: die Schriftsteller-Story ist zurückgenommen und dient nur als Rahmen, Clive Owen spielt diese Mischung aus diszipliniertem, eiskalten Arbeiter und vom Verlangen gepackten Croupier ausgesprochen subtil. Auch die Nebenfiguren, immerhin drei love interests sind mit dabei, trotzen Genrekonventionen. Auch die Kasino-Spielerin, in die sich der Croupier verliebt, wird als Figur mit Fehlern, als wirklicher Mensch gesehen und nicht als dem Noir-Lexikon entlehntes Style-Relikt missbraucht. Das zeigt sich insbesondere am Ende, welches mit einem leicht ironischen Touch daherkommt und so die Verspieltheit verstärkt: der Croupier selbst ist im Stande über die Intrigen etc. zu lächeln. Insgesamt ein überaus seltener Film, insofern als dass er sich fundamental mit seinen Figurenbeziehungen beschäftigt ist, und so niemals gezwungen ist, auf Krimi-Konventionen zurückzugreifen. Croupier ist, von Charakteren, über die Story, den Schauspielleistungen bis hin zur wunderbar zurückgehaltenen Kameraführung großartig.