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    Anomalisa
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    mercedesjan
    mercedesjan

    30 Follower 80 Kritiken User folgen

    3,5
    Veröffentlicht am 21. Januar 2016
    Der Amerikaner Charlie Kaufman gehört zu den besten Drehbuchautoren Hollywoods. Er steuerte die Drehbücher zu einigen der originellsten Filmen der jüngeren Geschichte bei, wie „Being John Malkovich“, „Adaption“ oder „Vergiss mein nicht“, für dessen Drehbuch er sogar einen Oscar gewann. Neben seiner Passion für das Schreiben von Geschichten, schlüpft er mit „Anomalisa“ zum zweiten Mal nach „Synecdoche, New York“ auch in die Rolle des Regisseurs. Unterstützt wird er dabei von Duke Johnson und die beiden kreieren mit „Anomalisa“ einen vor allem handwerklich beeindruckenden und aufwändig gefilmten Stop-Motion-Animationsfilm für Erwachsene, dessen Story allerdings deutlich simpler daherkommt als bei Kaufmans bisherigen Werken.

    „Al Fregoli“, so der Name des Hotels in dem die Handlung von „Anomalisa“ überwiegend spielt, ist kein zufällig ausgesuchter Name. Der Name bezieht sich damit direkt auf das sogenannte Fregoli-Syndrom, einer seltenen psychischen Störung, bei der der Patient glaubt, alle anderen Menschen seien im Grunde eine einzige Person, die lediglich ihr Erscheinungsbild ändert. Das Fregoli-Syndrom ist damit eines der Hauptthemen des Films, da alle Charaktere im Film das gleiche Gesicht haben und zudem vom gleichen Sprecher synchronisiert werden, was gerade bei den Frauen zu Beginn noch etwas gewöhnungsbedürftig klingt. Passend zu dieser Gleichheit bestehen die Gesichter des Animationsfilms aus sichtbaren Masken was das Fregoli-Syndrom noch einmal verdeutlicht. Aufgebrochen wird diese Eintönigkeit dann mit dem Erscheinen von Lisa, die sich sowohl vom Aussehen, als auch mit ihrer Stimme von der breiten Masse abhebt und damit in den Fokus von Michael rückt. Eine wunderbare Bildersprache. Daneben dreht sich die Story um klassische moralische Themen wie die Einsamkeit, die Sorgen und die Sehnsüchte des Hauptcharakters. Die Grundstory von „Anomalisa“ ist aber sehr einfach gestrickt und spielt sich größtenteils im Hotel und an einem Abend ab und erzählt eine klassische Liebesgeschichte zweier recht unglücklicher Menschen. Ungewöhnlich für einen sonst so verschachtelten Charlie Kaufman Film.
    Das „Anomalisa“ darüber hinaus ein Animationsfilm ausschließlich für Erwachsene ist, zeigt sich dabei nicht nur bei seinen ernsten Themen. Interessant ist vor allem die viel gelobte Sex-Szene des Films, die überraschend explizit, aber auch gefühlvoll und klasse inszeniert wurde.
    Thematisch bedingt ist „Anomalisa“ dabei ein sehr ruhiger Film. Er braucht lange um in Schwung zu kommen, entwickelt dann aber einen tollen und fast hypnotischen Sog dem man sich nur schwer entziehen kann. Wer mit ruhigen und langsamen Filmen, die zudem noch ernste und bedrückende Themen behandeln, kein Problem hat, wird an „Anomalisa“ jedenfalls seinen Gefallen finden. Zumal allein schon die großartige Inszenierung einen Blick wert ist. Die realistischen Puppen und die detaillierte Umgebung sehen großartig aus und Kaufman und Johnson haben den einen oder anderen spektakulären Trick auf Lager. Die Optik macht wirklich viel her und man merkt „Anomalisa“ zu jeder Zeit die Liebe und die Mühen an, die man in das von Kickstarter finanzierte Projekt steckte. Zumal die englischen Synchronstimmen als sehr gelungen zu bezeichnen sind.

    Fazit

    Charlie Kaufmans neuestes Werk behandelt wieder einmal seine typischen Themen, wenn auch auf simplere Art und Weiße als bei seinen anderen Werken. Dennoch entpuppt sich sein Stop-Motion-Animationsfilm als sehenswerte Tragikomödie rund um einen verlorenen und psychisch kranken Mann, die vor allem auf Grund ihrer fabelhaften Inszenierung zurecht für einen Oscar in der Animationskategorie nominiert wurde. Unter dem Strich ist „Anomalisa“ also absolut sehenswert geworden, den teils überschwänglichen internationalen Kritiken kann ich mich jedoch nicht anschließen.
    Kinobengel
    Kinobengel

    428 Follower 523 Kritiken User folgen

    4,0
    Veröffentlicht am 14. Februar 2016
    Anomalisa ist ein Drama, das im Stop-Motion-Verfahren von Charlie Kaufman und Duke Johnson geschaffen wurde.

    Er ist die intelligente Koryphäe im Kundendienstbereich, seine Bücher und er sind in der Branche beliebt. Der in Los Angeles lebende Brite Michael Stone (Stimme: David Thewlis), verheiratet, ein Sohn, kommt nach Cincinatti für eine Veranstaltung und ist ein innerer Unruheherd: alles nervt ihn, alle Menschen kommen ihm gleich vor, er trinkt und raucht viel. Ein Date mit einer Ehemaligen geht gründlich daneben. Dann trifft er auf die durchschnittliche, aber herzliche Lisa (Stimme: Jennifer Jason Leigh), die ihn fasziniert und sich selbst für anomal hält.

    Charlie Kaufman ist mit seinen Drehbüchern für viele Preise nominiert und ausgezeichnet worden („Vergiss mein nicht!“, „Being John Malkovich“, „Adaption“). Auch jenes für „Anomalisa“ gehört nun dazu, während der Film selbst für den Oscar 2016 nominiert wurde.

    Das 92-Minütige Kickstarter-Projekt beginnt mit der breit erzählten Ankunft in Cincinatti. Das mag zunächst langatmig anmuten, ist aber ein mit vielen Details unverzichtbarer Part dieser Filmkomposition und dient dem Einblick in die gebeutelte Psyche von Stone. Die Wirkung entfaltet sich im Verlaufe der Handlung, die dadurch erheblich schlüssiger erscheint. Eine raffiniert ausgeklügelte Story wird jedoch nicht geboten, weil der Film den Beobachter auf das wenige Stunden dauernde Miteinander von Lisa und Michael konzentrieren möchte und eher psychologisch ausgerichtet ist.

    Das F-Word hört man ungefähr so oft wie von Deadpool im gleichnamigen Film, aber Stone ist keine coole Socke, sondern ein verbitterter Mann. Die Zermürbung seiner Seele wird von den Regisseuren analysiert und aus den vielen sachlichen Perspektiven der verschiedenen Szenen dem Publikum nähergebracht, zelebriert und in fesselnder Weise zugespitzt.

    Die Puppen der beiden Protagonisten tragen die Mimik ihrer Stimmengeber, während sich alle anderen Figuren ähneln und von Tom Noonan gesprochen werden. Das ist ein besonderer Kniff, um die Empfindungen des Michael Stone, der die Individualität der Menschen nicht mehr erkennt, auf die Leinwand zu transportieren. Als er auf Lisa trifft, will er hastig mit viel „I’m sorry“ alles von ihr und sie nicht mehr loslassen. Ist das die Erfüllung und letzten Endes die Erkenntnis, dass Ehe und ein geregeltes Leben zum seelischen Untergang führen? Kaufman und Johnson entkräften dies und verteilen mit der letzten Szene doch ein kleines Stückchen Glück.

    „Anomalisa“ gefällt als sehr gute Charakterstudie.
    Isabelle D.
    Isabelle D.

    280 Follower 417 Kritiken User folgen

    2,5
    Veröffentlicht am 31. Dezember 2016
    "Anomalisa" von Charlie Kaufman ist ein schräger, verstörender Film, der einen ganz schön herunterzieht. Trotzdem fand ich ihn irgendwie gut, und ich weiß nicht genau, warum. Die Idee, einen Animationsfilm mit Stop-Motion-Technik für Erwachsene zu machen, finde ich allein schon sehr reizvoll und das Konzept ist definitiv aufgegangen. Die abgehackten Bewegungen der Figuren, die gleichzeitig künstlich und eigentümlich realistisch aussehen, wirken wie ein Verfremdungseffekt, ebenfalls das zunächst gewöhnungsbedürftige Stilmittel, alle Figuren mit Ausnahme der beiden Hauptfiguren vom selben Sprecher synchronisieren zu lassen. Auch hatten alle Nebenfiguren das gleiche Gesicht.

    Die verfremdenden Effekte stehen jedoch im Dienst der Geschichte, ergänzen sie um weitere Bedeutungsebenen und verdeutlichen Emotionen der Figuren, die diese selbst nicht auszudrücken vermögen. Das ist künstlerisch virtuos gemacht und ziemlich spannend. Teilweise musste ich an "Birdman" denken, weil die männlichen Hauptfiguren sich vom Charakter her sehr ähnlich sind (egozentrische, in Selbstmitleid versinkende Arschlöcher, die allen anderen die Schuld daran geben, dass sie aus ihren Möglichkeiten nichts gemacht haben, was ihnen gefällt, dabei sind sie selbst es, die ihren Allerwertesten nicht aus dem Quark bekommen, und sich nicht zu wundern brauchen, dass sich ihre liebsten Menschen abwenden, nachdem sie sie respektlos, lieblos, ignorant - kurz: scheiße - behandelt haben). Aber "Birdman" fand ich ja unerträglich anstrengend.

    Zum Glück braucht "Anomalisa" nur 80 Minuten und nicht zwei Stunden, um die Geschichte eines Mannes zu erzählen, der letztlich an sich selbst scheitert. Länger hält man diese trostlose Grundstimmung und diesen unausstehlichen Egomanen als Hauptfigur auch nicht aus. Auf dem Filmplakat steht etwas von "der menschlichste Film des Jahres" und da hatte ich offen gestanden einen etwas "netteren" Film erwartet, bei dem man die Figuren lieb gewinnt und das Kino mit einem warmen, kuscheligen Gefühl im Herzen verlässt. Aber da habe ich wohl einen anderen Begriff von "menschlich". Ich nehme an, hiermit ist in diesem Fall gemeint, dass der Film schonungslos menschliche Schwächen in den Mittelpunkt stellt. Und das ist schon sehr frustrierend, ich war hinterher richtig zornig auf dieses miese Charakterschwein Michael Stone. Und das ist wohl die dunkle Seite der Bedeutung von "menschlich".

    Fazit: Ein Film, der aufwühlt und einen zum Nachdenken anregt. Kein Film für düstere Tage, aber auf jeden Fall sehenswert.
    Inglourious Filmgeeks
    Inglourious Filmgeeks

    14 Follower 134 Kritiken User folgen

    3,5
    Veröffentlicht am 1. März 2017
    [...] Wünsche, Ängste, Sehnsüchte und das Verlangen nach Gefühlen – wo hat das Platz? Dieser Frage widmet sich Anomalisa und vollbringt dabei manches Wunder. Die Gefühlswelten, die der Film durch seinen perfektionierten Minimalismus erschafft laden dazu ein erkundet zu werden. Oder besser gesagt, gefühlt zu werden!
    Sophie U.
    Sophie U.

    1 Follower 10 Kritiken User folgen

    4,0
    Veröffentlicht am 27. September 2016
    „Anomalisa“ ist zu großen Teilen sehr düster und traurig, doch ab dem Zusammentreffen der beiden Hauptcharaktere hingegen auch wieder etwas hoffnungsvoll. Das Cover der DVD wird von einem Zitat aus der Süddeutschen Zeitung geziert, darin heißt es: „Charlie Kaufmans Anomalisa ist ein hinreissend menschlicher Trickfilm“. Dieses Zitat würde ich so unterstreichen, denn obwohl auf den ersten Blick klar ist, dass es sich um „Puppen“ handelt, man die einzelnen Bestandteile genau sehen kann und an einer Stelle im Film sogar direkt damit gearbeitet wird, vergisst man diesen Fakt doch immer wieder. Es könnten genauso gut Schauspieler sein, die diese Rollen spielen würde. Ich denke, dass diese Vermenschlichung, die mein Unterbewusstsein immer wieder vorgenommen hat, von zwei Punkten herrührt. Auf der einen Seite sind alle Figuren sowie deren Umwelt unglaublich detailreich gearbeitet wurden und im Speziellen die kleinen (unauffälligen) Makel lassen sie so menschlich erscheinen. Auf der anderen Seite werden die Emotionen der einzelnen Figuren jeweils von einer sehr menschlichen und natürlichen Mimik und Gestik unterstützt. An der Optik des Filmes kann ich daher nichts kritisieren, jedoch kam meiner Meinung nach bei dem bezaubernden Drumherum die eigentliche Story etwas zu kurz. Auch wenn ich realistische Filme mit nachdenklichem Charakter eigentlich mag, so hätte ich mir an dieser Stelle doch noch etwas mehr Inhalt gewünscht.
    Kino:
    Anonymer User
    0,5
    Veröffentlicht am 23. Juni 2016
    Selten so einen schlechten und stümperhaften Film gesehen. Die Handlung ist ohne jeden Höhepunkt, und mancher Film handelt das in 2 Minuten ab, was hier über 80 Minuten dargestellt wird. Die Animation nervtötend schlecht.
    Für mich ein Film, der zeigt, dass man die Masse immer mehr verdummt, solche Filme in den Himmel lobt, während Filme, die den Menschen Hilfe geben, ignoriert und/oder von der Kritik schlechtgeschrieben werden.
    Kino:
    Anonymer User
    3,0
    Veröffentlicht am 26. Januar 2016
    Zugegeben, meine Erwartung an "Anomalisa" war ziemlich hoch, was weniger an den Lobeshymnen der internationalen Presse, als an dem genialen Charlie Kaufman lag, der hier für Drehbuch und Regie verantwortlich ist. Filme mit Kaufmans Beteiligung haben mich bisher allesamt beeindruckt. Besonders hervorzuheben ist das von Michel Gondry inszenierte Kunstwerk „Eternal Sunshine of the Spotless Mind" (2004) zu dem Kaufman das Drehbuch beisteuerte.

    Auch in „Anomalisa“ geht es um Kaufmans Referenzthemen Realität und Identität; hier genauer um die (unmögliche?!) Suche nach „wirklichen“ Menschen in einer anonymisierten und eintönigen Welt. Die Dialoge sind wie gewohnt mit trockenem Humor ausgestattet und auch die Settings sind sehr liebevoll gestaltet; Punkte, die die Stärken des Films ausmachen. Da stört es auch nicht, dass die Kaufman-typischen, abgedrehten Wendungen im Plot ausbleiben.

    Durch die mit Stop-Motion-Technik animierten Puppen entsteht allerdings eine emotionale Distanz zu den Charakteren, die zwar menschenähnlich wirken, aber eben nicht menschlich. Der entscheidende Schwachpunkt des Films ist aber, dass Kaufman thematisch nur an der Oberfläche der existentiellen Fragen bleibt, die er aufwirft und durch das Ausbleiben von neuen Erkenntnissen oder Denkanstößen auch keine große Lust verbleibt, nach Ablauf des Films über das eben gesehene zu sinnieren.

    Insgesamt ist „Anomalisa“ ein interessantes, vergnügliches und somit auch sehenswertes Filmexperiment mit einem leider allzu nichtssagenden Subtext. (6/10)
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