Zimmer mit Aussicht: Kritiken

An sich zeitloses Thema amüsant umgesetzt. Im leichten Schnulzenromantikstil und mit teilweise überzeichnet wirkenden Charakteren, die im Laufe des Films aber genug Tiefe und Glaubwürdigkeit gewinnen um einen angenehmen Film mit schöner Atmosphäre daraus zu machen.

Feine Gesellschaftskritik mit Witz und Romantik!

Ich hätte schwören können, dass „Zimmer mit Aussicht“ auf einem Buch von Jane Austen basiert. Der Stil, der Look und die ganze Atmosphäre des Films erinnern an Austen. Doch je mehr ich von dem Film sah, desto mehr wurde mir klar, dass dies nicht Austen sein kann und tatsächlich basiert das Ganze auf einem anderen Buch… von E. M. Forster. Der schrieb sein Werk in der Zeit, in der die Geschichte auch spielt: 1907. Verfilmt wurde die Story 1985 von James Ivory, der 2017 das Drehbuch zur wundervollen Verfilmung von „Call Me by Your Name“ schrieb. „Zimmer mit Aussicht“ erzählt ebenfalls eine sanfte Liebesgeschichte mit viel Humor und war damals recht erfolgreich. Das Werk wurde für zahlreiche Oscars nominiert und erhielt drei Trophäen (Drehbuch, Szenenbild und Kostüme). Zudem war dies der Durchbruch für die noch junge Helena Bonham Carter.

1907, Florenz: Bei einem Ausflug trifft die junge Lucy Honeychurch auf den gefühlvollen George Emerson. Beide empfinden etwas für einander, aber Lucy soll jemand anderen heiraten, einen gebildeten Mann aus England, namens Cecil. Doch Lucy spürt, dass zwischen George und ihr eine starke Anziehungskraft herrscht…

Was nach einer sehr simplen und verkitschten Liebesgeschichte klingt, entpuppt sich nach und nach als eine vielschichtige Komödie mit Gefühl und Romantik. Der Film behandelt einen spannenden Kampf zwischen Natur und Kultur, thematisiert aber auch die äußeren Zwänge einer noch sehr steifen Gesellschaft auf eine junge Frau, die ihren Weg im Leben finden will. Dabei bleibt das Ganze wunderbar frei von künstlichem Drama. Die Figuren sind fast alle sehr aufgeklärt und authentisch in ihren Emotionen. Immer wieder wird die bürgerliche Fassade kurz fallen gelassen, um auch mal echte Gefühle rauszulassen. Das passiert besonders bei der Jugend, die wild und wissbegierig ist. Und all das wird charmant umgesetzt mit sympathischen Figuren.

Kritisieren könnte ich nur die Tatsache, dass das Ganze vielleicht etwas zu harmlos daherkommt und ich mir etwas mehr (gut gemachtes) Drama schon gewünscht hätte. Das war wahrscheinlich auch der Hauptgrund, warum ich anfangs an Jane Austen dachte, denn ihre Geschichten sind mir leider auch zu oft zu seicht und nichtssagend.

Überzeugend sind aber auf jeden Fall die Darsteller. Die junge Helena Bonham Carter und Denholm Elliott sind gut und zwischen beiden gibt es auch die benötigte Chemie.
Besonders Maggie Smith ist herrlich. Daneben gibt es einen kleinen Auftritt von Judi Dench und auch Daniel Day-Lewis begeistert in einer Nebenrolle (auch er stand hier noch am Anfang seiner glorreichen Karriere).

Der Film ist wunderbar in Szene gesetzt von Tony Pierce-Roberts und auch die Musik von Richard Robbins stimmt!

Fazit: „Zimmer mit Aussicht“ ist ein kurzweiliger Wohlfühl-Film mit schicker Optik und zarter Comedy, gepaart mit einer Prise Romantik. Wer (wie ich) bei Jane Austen mehr Tiefgang sucht, der wird hier sicherlich auf seine Kosten kommen: Ein schickes Kostüm-Drama mit englischem Flair!