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    Freaks Out
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    FILMGENUSS
    FILMGENUSS

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    3,5
    Veröffentlicht am 27. August 2023
    MANEGE FREI FÜR DIE VERFOLGTEN

    Wer weiß, was die vermaledeiten Nazis noch so alles getrieben haben, von dem wir nichts wissen. Was, wenn sie tatsächlich versucht haben, mithilfe paranormaler Phänomene, die dann folglich nicht mehr als solche deklariert, sondern wissenschaftlich eingestuft und nutzbar gemacht wurden, das Schicksal der Welt zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Nicht auszudenken, wenn es ihnen gelungen wäre. Für dieses Szenario hat das Kino schon so einiges über die Leinwand flimmern lassen. Bekanntestes Beispiel: Die Bundeslade aus Jäger des verlorenen Schatzes. In Mike Mignolas Hellboy haben im Okkulten versierte Nazi-Größen das Tor zu einer Dimension geöffnet, aus welcher ein kauziger, roter Teufel entschlüpfte. Und was ist mit der Geheimorganisation Hydra aus dem Marvel-Universum? Red Skull und seine Armee aus Supersoldaten, die alle so zugeschlagen hätten wie Captain America?

    Es gibt so einiges an showtauglichen Albträumen, mit welchen nicht nur das Kino, sondern auch das Fernsehen die Niederträchtigkeit der Faschisten noch zusätzlich angereichert hat. Mit Freaks Out setzt der Italiener Gabriele Mainetti zwar nicht noch eins drauf, fügt aber den Psychopathen des dritten Reiches noch einen abgründig-charismatischen Wirrkopf hinzu: Man möchte es nicht glauben, es ist Franz Rogowski. Liebkind des deutschen Independent-Kinos und, wie man sieht, offen für jedes Genre. Warum nicht auch für einen phantastischen Streifen wie diesen, der 2021 bei den Filmfestspielen von Venedig seine Premiere feierte.

    Rogowski gibt einen völlig verpeilten Sonderling, der aufgrund seiner zwölf statt zehn Finger aus der Armee ausgeschlossen wurde. Nicht so sein Bruder, der dort ein hohes Tier wurde. Was macht ein „Freak“ wie dieser nun in einer Diktatur, die das Andersartige für vogelfrei erklärt, wegsperrt oder vergast? Durch den gegebenen familiären Einfluss darf Franz als zylindertragender Direktor seine Lust an der Exzentrik zumindest im Rahmen eines von ihm ins Leben gerufenen Zirkusses ausleben, der in Rom Halt macht und der jedoch im eigentlichen Sinne als Kulisse für ein sehr ehrgeiziges Projekt herhalten muss, in welchem der wie Hanussen mit dem Übersinnlichen begabte Wirrkopf die Lösung für all die Probleme sieht, die das Deutsche Reich im letzten Kriegsjahr so umtreibt. Franz will eine Gruppe aus Superhelden zusammenstellen. Und ja, es gibt sie. Sie erscheinen gar in seinen zukunftsweisenden Visionen, die sogar vom Selbstmord Hitlers berichten und noch viel weiter gehen. Diese mit außergewöhnlichen Fähigkeiten begabten Leute sind allerdings eine Theatertruppe für sich, die eigentlich nur die Flucht aus Europa im Sinn haben. Es ist dies ein Wolfsmensch, eine Art Magneto, ein Insektenbeschwörer, ein schrulliger Gandalf und eine Feuerteufelin, die ihre Gabe eigentlich nur als Bürde sieht.

    Mutanten mit derartigen Fähigkeiten sind nicht neu. Bei den X-Men gibt es sie alle. Auch bei Hellboy zählen einige Außenseiter, die ihre Andersartigkeit mit nichts verbergen können, zu den Experten des B.U.A.P. Mainettis märchenhafter Kriegs- und Zirkusfilm allerdings lässt die Idee eines alle unter einen Hut bringenden Vereins außen vor. In diesem von Gott verlassenen Italien während des Krieges tummeln sich verlorene Seelen auf den Straßen herum, die wie aus einer tragikomischen Filmballade Federico Fellinis über die Hügel Italiens vagabundieren, auf der Suche nach dem großen Glück. Tatsächlich erinnert so manche Szene an bittersüße Filmmomente des großen Cinecittà-Visionärs – insbesondere das deutlich expositionierte Einzelschicksal des Flammenmädchens Matilde hat erzählerische Kraft und Ausdauer. Ihr Weg zur Selbstbestimmung ist der eine rote Faden des Films, der andere ist Franz Rogowskis leidenschaftlich verkörperte Figur des Antagonisten. Zwei Ausgestoßene, die unterschiedlicher nicht sein können. Die versuchen, sich den Respekt des Normalen zu verdienen, um Teil des großen Ganzen, und vor allem: nicht allein zu sein.

    Mit viel Aufwand, enormer Ausstattung und im letzten Drittel ordentlichen Gefechten zwischen Nazis und den italienischen Partisanen gelingt hier ein opulentes Spektakel zwischen bizarrer Sensationsshow wie in Guillermo del Toros Nightmare Alley, dem Dreckigen Dutzend und einem regimekritischen Ur-Pinocchio. Dieser ganze Mix passt so gut zusammen wie die Zutaten für ein wissenschaftliches Experiment, dessen Resultat sein Publikum zum Staunen bringen soll. Für die große Leinwand wäre das fantasievolle und dramatische Abenteuer viel eher geeignet gewesen als so manches, das den Zuschlag fürs Kino letztendlich erhält. Freaks Out ist nur im weitesten Sinne als Superheldenkino zu verstehen und entfernt es sich vom oft geprobten Idealismus begabter Gutmenschen. Letzten Endes will sich hier niemand irgendeinem Credo verschreiben müssen oder von anderen instrumentalisiert werden – diese Bescheidenheit, diese Lust an der Selbstbestimmung, gibt dem blutig-melancholischen Abenteuer seinen Esprit.
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    Streaming-Kati
    Streaming-Kati

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    5,0
    Veröffentlicht am 15. März 2024
    Skurrile Zirkuswelt trifft auf „Inglourious Basterds“ - unberechenbar & unvorhersehbar

    Im Jahre 1943, als die Nazis Rom besetzen, zieht „Freaks Out“ den Zuschauer zu Beginn in eine Zirkusvorstellung, bei der die Protagonisten einen ersten Einblick ihre Talente gewähren. Der Albino Cencio, Wolfsmensch Fulvio (der an Chewbacca erinnert), Clown Mario und die elektrisierende Matilde sind die Attraktionen eines Wanderzirkus. Spätestens bei Matilde’s Auftritt wird man in die wundervolle magische Welt, in der nichts unmöglich scheint hineingezogen und an den Stuhl gefesselt. Schon in diesen ersten Zehn Minuten ist klar, das es eine wundervoll inszenierte Reisen werden wird mit einem traumhaften Soundtrack. Doch viel Zeit zum Träumen bleibt nicht, denn man wird jäh aus der Zauberwelt gerissen durch die Brutalität des Krieges. In „Freaks Out“ treffen skurrile komische Momente auf skrupellos brutale Kriegsgewalt.

    Auf der Reise, der „fantastischen Vier“ erlebt man ein Abenteuer bei dem alles möglich zu sein scheint. Es gibt immer wieder Momente, die einen staunen lassen, die überraschen, bezaubern oder auch mit dem bitter bösen Humor amüsieren. Der Fantasie von Autor Nicola Guaglianone und Regisseur, Produzent und Drehbuchautor Gabriele Mainetti sind keine Grenzen gesetzt. Mainetti war auch am Soundtrack beteiligt und das merkt man. Für mich eine der größten Stärken des Filmes, denn man merkt in jeder Szene, in jeder Minute der 2 h 21 min. Laufzeit, das alles aufeinander abgestimmt ist, bis ins kleinste Detail.

    Die Story ist im Kern recht klar und aus vielen Filmen bekannt, die Gruppe wird getrennt und ein Mitglied muss den Rest retten. Unerfahrene Helden, die erst lernen müssen mit ihren Fähigkeiten umzugehen. Unter diesen bekommt Matilde eine besondere Rolle, denn sie steht auch für das Gute, das sich nicht überwinden kann etwas böses zu tun, oder ihre Kräfte zu nutzen, da sonst jemand verletzt werden könnte. Matilde ist das Pendant zum Sechsfinger-Nazi-Franz, der absolut fantastisch von Franz Rogowski mit einer Energie verkörpert wird die starken Eindruck hinterlassen hat. Er lässt seine Figur zwischen gebrochen, von Ehrgeiz zerfressen und ultra gefährlich Hin-und-her-Schwanken.

    Im Grunde liefern alle Darsteller eine großartige Leistung ab, sie ziehen mit ihrer Charakterzeichnung den Zuschauer in eine atmosphärisch dichte, traumhaft schön inszenierte, groteske und bizarre Welt hinein. Der wirklich böse Humor durchzieht immer wieder den Film und sitzt auch in den Dialogen, die Action ist kraftvoll und die Effekte sehr gut. Aber es gibt auch emotionale Momente, die berühren.

    Ein ganz großes Lob geht an die Bild- und Tongestaltung. Diese ist düster, fesselnd aber auch magisch und bezaubernd. Die Kamera fängt berauschend schöne Bilder ein, welche alle bis ins kleinste Detail durchdacht sind. Die Ausleuchtung perfekt. Das Coloring konstrastreich und düster. Das Setting, die Ausstattung, das Bühnenbild ist opulent und bis ins kleinste Detail auf die Szenen abgestimmt. (Man beachte den „Magic Cube“ oder die Form des Konfettis). Aber die geradezu perfekte Abstimmung der Musik, auf den Punkt zu den Bildern passt. Mainetti sorgt auch dafür das jeder Hauptfigur eine instrumentalsiche Note verleiht wird. Von anmutig, bezaubernd, märchenhaft, bis hin zum Spannungsaufbau in Kämpfen. Und besonders großartig ist die Klavier-Instrumental-Version vom Radiohead Song „Creep“ - Ein Soundtrack den ich mir sofort kaufen möchte.

    Dieser Film, hat mich in eine unfassbare fantasievolle und intensive Welt entführt, in die ich mit Kinderaugen hineingetaucht bin und 2 h 21 min. gefesselt in meinem Sessel saß und nicht gemerkt habe wie die Zeit vergeht. Für mich eine kleine Perle, man spürt die italienische „AMORE“ die in dieses Projekt gesteckt wurde.

    ———
    Fazit:

    Herausragend - Eine märchenhafte „X-Men“-Variante, die sich gnadenlos bei diversen Genres bedient. Dabei durch ihre brillante Bild - und Tongestaltung in meinem Herzen Eindruck hinterlässt und im Gedächtnis bleibt. - Eine Empfehlung für jeden, dem die aktuellen Superhelden Filme zu glatt und zu ewig gleich erscheinen.
    Andreas Wiencke
    Andreas Wiencke

    3 Kritiken User folgen

    4,0
    Veröffentlicht am 22. September 2023
    Nachdem ich mir dieses jahr immer mehr konfektionsware aus hollywood an tun musste,war dieser Superhelden film eine wahre wohltat.Bei einem Budget von 12 Millionen(er sieht grossartig aus)frage ich mich wohin die 200 millionen immer bei Marvel fließen.Toller film klare empfehlung für kino freunde.
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