Ich habe ein großes Herz für die „John Wick“-Reihe. Was mal als eine simple Rachestory begonnen hat, die kurzweilig war und recht minimalistisch wirkte, wurde über die letzten Teile zu einem großen Epos ausgebaut, welches sich bewusst von jeder Logik verabschiedet hat und letztlich wirkt wie eine überzogene Comicvariante des ersten Teils. Und gerade dies finde ich großartig, was sich nun mit Kapitel 4 auch wieder bestätigt.
Auch hier ist die Handlung wieder reines Beiwerk, den in den fulminanten 170 Minuten(!), die sich aber anfühlen wie 90 Minuten dreht sich alles alleine um die Aktion. Zwar werden die übertriebenen Welten der „Hohen Kammer“ weiter ausgebaut, aber im Grunde ist die Handlung sehr simpel erzählt. Wenn gleich die Aktion sich hier sehr schön abwechselt mit ruhigen Momenten. So wirken zwar manche Dialoge wie Kalendersprüche, aber auch dies passt sehr gut zum Ton der Reihe. John Wick selbst ist dabei am wortkargesten und überlässt das Reden seinen Nebenfiguren.
Der optische Stil des Filmes ist zudem noch um um Wellen besser als seine Vorgänger und unterstreichen auch teilweise den starken Animelook des Filmes. Gepaart mit der Musik und der extrem starken Kameraarbeit ist „Kapitel 4“ ein optisches Meisterwerk geworden.
Im Zentrum steht, wie schon gesagt, die Aktion. Gleich zu Beginn feuert man bereits mit einer sehr langen Aktionszene in Osaka eine Kanone ab, die in jedem anderen Film das Finale hätte sein können. Hier nimmt der Film aber erst fahrt auf und katapultiert diese Szenen im weiteren Verlauf des Filmes nicht nur durch fantastische Orte in Berlin und Paris, sonder liefert auch an diesen Orten großartige Aktionszenen ab, die sich über einen Club in Berlin, über den Kreisverkehr in Paris, aber einer Treppe hinauf erstreckt. Highlight wird ein fantastischer Shot von oben gefilmt. Mehr sei nicht dazu gesagt.
Neben Keanu Reeves, der etwas müde wirkt, aber eben sein bestes daraus macht, sind auch Ian McShane als charismatischer Manager Winston dabei, sowie Laurance Fishburne und Lance Reddick. Highlight werden aber auch die neu eingeführten Figuren. Hiroyuki Sanada als Koji und Rina Sawayama als Akira machen eine menge Spaß und könnten ihren eigenen Film vertragen. Auch Shamier Anderson als Tracker ist super in seiner Rolle. Die beiden Highlights sind aber Bill Skasgard als Marquis de Gramont und Donnie Yen als Caine. Skasgard hat sichtlich Spaß den überzogenen Schurken zu geben, der aus Palästen hinaus Kommandos erteilt und dabei herrlich arrogant, eitel und widerlich ist. Donnie Yen stillt dabei nochmal allen die Show. Als blinder Assassine Caine bekommt er eine gute Motivation und großartige Aktionszenen, die wundervoll anzusehen sind und extrem spaßig sind.
Kurz: Mit „John Wick: Kapitel 4“ feuert man ein kurzweiliges Aktionfeuerwerk ab, welches inhaltlich zwar extrem wenig hergibt, aber zu den besten Aktionfilmen gehört, die es je gab. Dabei fasziniert der Film dank wundervoll überzogenen Figuren und einer herausragenden Optik, die den Film stellenweise wie ein Comic wirken lässt.