Mein Konto
    Der schlimmste Mensch der Welt
    Durchschnitts-Wertung
    3,8
    42 Wertungen
    Deine Meinung zu Der schlimmste Mensch der Welt ?

    8 User-Kritiken

    5
    2 Kritiken
    4
    2 Kritiken
    3
    4 Kritiken
    2
    0 Kritik
    1
    0 Kritik
    0
    0 Kritik
    Sortieren nach:
    Die hilfreichsten Kritiken Neueste Kritiken User mit den meisten Kritiken User mit den meisten Followern
    Cursha
    Cursha

    6.491 Follower 1.044 Kritiken User folgen

    5,0
    Veröffentlicht am 14. Juni 2022
    Es gibt Filme, die immer wieder die Kraft entwickeln mehr über uns als Zuschauer zu erzählen und mehr über uns selbst in Erfahrung zu bringen, als es uns manchmal selbst lieb ist. Das Auseinandersetzen mit sich selbst und die Kraft die ein Film haben kann um dies zu bewirken, ist mit ein Grund, wieso ich das Kino so liebe. Im norwegischen Drama "Der schlimmste Mensch der Welt" kommt all diese Liebe zu einem perfekten Endpunkt. Dieser Film hat mich im Kino regelrecht weggeblasen!
    Regisseur Joachim Trier gehört dank Filmen wie "Oslo, 31.August" und "Thelma" zu meinen Lieblingsregisseuren und ist einer der größten aktuellen Filmmacher, eines immer stärker werdenden und kreativeren, europäischen Filmmarktes. Die Erwartungen lagen dementsprechend hoch und diese hat er mit, meiner Meinung nach, seinem bisher besten Werk übertroffen. Das Drehbuch verfasste er gemeinsam mit Eskil Vogt, dessen Film "The Innocents" jetzt schon mein Lieblingsfilm des Jahres ist. Genau in diesem Skript sehe ich auch die große Stärke des Films, den es gehört wohl mit zu den besten Skripts, die ich je umgesetzt auf der Leinwand erleben durfte. Jeder Dialog wirkt so aussagekräftig und dennoch authentisch aus dem Leben gegriffen.
    In "Der schlimmste Mensch der Welt" führen die beiden uns eine bittere Wahrheit vor Augen. Sie zeigen uns eine junge Frau, die nun auf die 30 zugeht und von den Möglichkeiten ihres Lebens erschlagen wird. Alle Türen stehen einem offen, die Partnerwahl gestaltet sich so einfach wie nie, doch für eine langlebige Partnerschaft, ist in ihrer schnelllebigen und rasch entwickelten Welt dann doch kein Platz mehr. Die Globalisierung und Vernetzung schüttet uns regelrecht zu, lässt uns den Fokus verlieren und eröffnet wieder weitere Möglichkeiten. Hinzu kommt ein gesellschaftlicher Druck vergangener Generationen und die allgemeine Orientierungslosigkeit, die in unserem Zeitalter immer häufiger werden. In stetig aufkommenden Kontrasten führt uns Trier dies vor Augen und verurteilt zu keinem Zeitpunkt diese gesellschaftliche Entwicklung. Im Grunde macht er uns klar, wie normal diese Handlungsweisen sind und wie viele eigentlich davon betroffen sind.
    Trier belässt es in diesem Film auch nicht schlicht bei diesem Dialogwerk. Mit ein paar genialen technischen Kniffen, so gibt es zum Beispiel eine tolle Szene in der die Zeit einfriert, ein Drogenrausch in dessen Verlauf man selbst nicht mehr weiß wie Alt Julie jetzt ist und vieles wird mit einem Voiceover überspielt, schafft er es den Film auch auf einer kreativen und künsterlischen Ebene zu bereichern. Gleiches gilt für sein Verständnis von Moral und Kunst. Beides Themen, die er der Film von beiden Seiten aus clever beleuchtet und dabei einen extrem schmalen Grad dieser beiden Komponenten aufzeigt.
    Schauspielerisch betrachtet ist der Film ebenfalls eine Wucht. Renate Reinsve als Julie ist umwerfend. Für ihre doch geringe Erfahrung spielt sie ihren Charakter glaubhaft, nie zu aufgesetzt, gebrochen, zweifelhaft und dennoch selbstbewusst und stark. Anders Danielsen Lie als Aksel und Herbert Nordrum als Eivin sind ebenfalls zwei hervorragend Darsteller, die zwei große Kontraste an Figuren spielen und zwei vollkommen verschiedene Typen Mensch, die Julie in ihrem Leben beeinflussen.
    Als jemand der selbst auf die 30 zugeht und in einer oft ähnlichen Situation steckt wie Julie, hat mich der Film an mancher Stelle kalt erwischt. Zusehr konnte ich sie nachvollziehen und mich selbst hinterfragen.
    Kurz: "Der schlimmste Mensch der Welt" ist absolut hervorragendes Kino, welches mehr über mich erzählt, als mir selbst manchmal lieb ist. Ein meisterhaftes Drehbuch, welches durch starke Dialoge, kreative Umsetzungsideen, Kontrasten und vielen Punkten der Moral- und Kunstverständigung arbeitet. Nach "The Innocents" das nächste norwegische Meisterwerk!
    BrodiesFilmkritiken
    BrodiesFilmkritiken

    10.258 Follower 4.929 Kritiken User folgen

    3,5
    Veröffentlicht am 23. Mai 2022
    Eine Frau um die 30 die in Oslo lebt und nicht weiß was sie im Leben will – das reicht hier schon um zwei Stunden Film zu füllen. Man verfolgt diese Figur, sei es bei Parties, bei langen Gesprächen, bei diversen Jobs und unsbesondere bei Beziehungen. Dort reibt sie sich auf zwischen einem konservativem, netten Mann der aber Familie wünscht, und einem jungen, unbedarftn der ihr sehr ähnelt. Eigentlich geht es nur darum aus dem vollten Angebot aus Möglichkeiten ja keines auszulassen. Mit diesem Gefühl kann ich mich selber nicht identifizieren, kann aber schätzen was der Fil dabei und damit macht: sehr lebensnahe, echt wirkende Dialoge und eine schwer fassbare Hauptfigur die man aber dennoch irgendwie mögen kann. So entwickelt sich ein dialoglastiger nd langer Film, der aber aus dem unscheinbaren eine gewisse Faszination gewinnt.

    Fazit: Redselig, aber sehr nah an glaubhaften, wahr wirkenden Situationen!
    Kinobengel
    Kinobengel

    435 Follower 525 Kritiken User folgen

    3,5
    Veröffentlicht am 6. Juni 2022
    Joachim Trier hat sein aktuelles Werk im Kino abgeliefert. Das Drehbuch stammt von Eskil Vogt, der für alle Spielfilme des Regisseurs als Autor aufgetreten ist.

    „Ich weiß es nicht“ variiert mit „Keine Ahnung“ sagt Julie (Renate Reinsve) gerne. Entscheidungen, die sie auf ein endgültiges Gleis führen, liegen dem Twen nicht. In ihrem Umfeld kommt dieses Verhalten nicht gut an.

    Im Bereich coming of age fühlt sich Joachim Trier sehr wohl. Mit „Thelma“ schaffte er es 2017, die Kindheit der weiblichen Hauptfigur mit deren Abnabelungsprozess von den streng religiös lebenden Eltern auf faszinierende Weise in eine fantastische Ebene zu transportieren. Eskil Vogt folgte der Methode mit dem Psycho-Horror-Thriller „The Innocents“ (diesmal vom Regiestuhl aus), indem er Kinder die Welt von Gut und Böse erkunden ließ.

    Die ausdrucksstarke Reinsve hat für die Rolle der Julie auf Filmfesten viele Nominierungen erhalten. In Cannes durfte sie in der Kategorie beste Hauptdarstellerin die Trophäe einheimsen. Sie dominiert die Einstellungen wie kaum eine andere. Dazu hat die Norwegerin gewiss eine hervorragende Anleitung durch Trier erhalten. So schön dann die einzelnen Szenen der Dramödie anzuschauen sind, „Der schlimmste Mensch der Welt“ vermag es nicht schlüssig zu zeigen, was er dem Publikum verkaufen möchte. Eine junge Frau findet nicht den zu ihr passenden Beruf, aber einen erfahrenen Mann (Anders Danielsen Lie) als Lebenspartner, der sie wie ein Tänzer führt. Später geht sie der Erfüllung unbefriedigter Wünsche nach. Ob der Film den Schwerpunkt auf Julies Lebensabschnitt oder spontane Momente setzen soll, ist dagegen nicht entschieden worden. Auf diesem Schlingerkurs sind viele Bilder mit unnötigen (auch technischen) Gimmicks versehen, die unterm Strich dafür sorgen, dass der authentisch gewählte Plot unregelmäßig überspielt aussieht und daher nicht 100%ig mitreißen kann. Die sehr charakterisierenden Dialoge sowie Aktionen der Figuren, gespickt mit einem abwechslungsreichen Soundtrack beleben die Szenen jedoch ungemein, sodass Langeweile in immerhin über zwei Stunden Spielzeit gar nicht erst aufkommen kann. „Frances Ha“ (2013 von Noah Baumbach) mit einer brillanten Greta Gerwig als unentschlossene Tagträumerin läuft in 86 Minuten eindeutiger über die Leinwand.

    „Der schlimmste Mensch“ der Welt bietet einen ordentlichen Unterhaltungswert, hauptsächlich getragen durch die markante Renate Reinsve. Ein bisschen mehr Struktur hätte gutgetan.
    FILMGENUSS
    FILMGENUSS

    554 Follower 942 Kritiken User folgen

    3,5
    Veröffentlicht am 4. Juni 2022
    DAS LEBEN IM KONJUNKTIV
    von Michael Grünwald / filmgenuss.com

    Kennt ihr den Begriff Hättiwari? Ist natürlich was typisch Österreichisches. Ein Wort, dass sich zusammensetzt aus „Hätte ich“ und „Wäre ich“. Ein Hättiwari ist jemand, der sichtlich Schwierigkeiten damit hat, sich für die eine oder andere Sache zu entscheiden und entweder gar nichts tut oder das, was er tut, ganz plötzlich abbricht. Auf diese Art kommt man im Leben kaum vorwärts, denn entschließt man sich mal für eines, bleibt das andere auf der Strecke. Was aber, wenn das andere besser gewesen wäre als das eine? So stehen diese Menschen vor geöffneten Türen, die alle recht einladend wirken, die sich jedoch, sobald eine Schwelle übertreten wird, für immer schließen. So ein Mensch ist auch das Fräulein Julie – eine gerade mal 30 Lenze zählende junge Frau, die verschiedene Dinge bereits ausprobiert hat – vom Medizinstudium über Psychologie bis hin zur Fotografie und dazwischen ein bisschen bloggen. Julie steht oft neben sich, crasht mitunter sogar Partys, zu denen sie gar nicht eingeladen wurde und liebt einen Comiczeichner, der es mit der Sprunghaftigkeit seiner Partnerin allerdings gut aushält. Der viel weiß und gerne erklärt. Der irgendwann aber auch nicht mehr tun kann, als zuzusehen, wie Julie den Entschluss fasst, auch in Sachen Beziehung die Schwelle zu wechseln. Kann ja sein, dass Frau etwas versäumt.

    Wenn Cannes Preisträgerin Renate Reinsve (Beste Darstellerin 2021) als Julie nach dem Einwerfen von Magic Mushrooms den Boden unter den Füssen verliert, sagt das sehr viel über ihr Leben aus. Warum, fragt sich Joachim Trier, und nimmt seine charmant und gewinnend lächelnde Protagonistin unter die Lupe. Dabei hat seine Julie, anders als Thelma in seinem gleichnamigen, etwas anderen Coming of Age- Mysterydrama, keinerlei anomalen Fähigkeiten, stattdessen aber viele Eigenschaften, die sie fahrig und unentschlossen machen. Eine Figur, wie sie zum Beispiel Greta Gerwig gerne verkörpert hat – als herzensgut, freundlich, unaufdringlich intellektuell und ordentlich verpeilt. Und nicht nur Renate Reinsve erinnert an die US-amerikanische Schauspielerin, die nunmehr lieber Regie führt: Der schlimmste Mensch der Welt entscheidet sich für einen Stil, der sehr an Noah Baumbach erinnert. Es wird viel geredet und diskutiert; die soziale Inkompetenz, die sich aus dem Widerstand gegenüber gesellschaftlichen Trends ergibt, entscheidet über Ende und Anfang von Beziehungen. Zwischen hippen Bobos, die sich im Mansplaining ergehen, und den Selbstverwirklichungen anderer hängt Julie als jemand, der nicht fähig ist, Selbstvertrauen zu entwickeln, in den Seilen. Für dieses Psychogramm nimmt sich Joachim Trier Zeit und entwickelt Geduld, ohne jene des Publikums zu strapazieren. Auch wenn sich in diesem Beziehungsdrama vieles im Kreis bewegt und nicht wirklich im Sinn hat, eine Geschichte vorwärtszubringen, die einen Wandel beschreibt, bleibt Julie als eine kleine Ikone nachstudentischer junger Erwachsener attraktiv und interessant genug, um tatsächlich und wirklich erfahren zu wollen, was genau sie zögern lässt.

    Der schlimmste Mensch der Welt ist pointiert geschrieben, unaufgeregt und spontan. Mit kleinen inszenatorischen Spielereien und sanfter Symbolik illustriert er Julies Leben ein bisschen wie eine Graphic Novel. Mit mehr als einer Prise erotischer Freiheit, die wiederum mit dem französischen Erzählkino der Novel Vague kokettiert, beobachtet Triers Portrait eines Lebens im Konjunktiv einen Zustand, aus dem es mit eigener Kraft kein Entkommen gibt. Was bleibt, ist, wie am Ende des Films lakonisch illustriert, die Fähigkeit, sich vorzustellen zu können, was gewesen wäre.
    ______________________________________________
    Mehr Reviews und Analysen gibt's auf filmgenuss.com!
    beco
    beco

    56 Follower 329 Kritiken User folgen

    3,5
    Veröffentlicht am 7. Juni 2022
    Ein gelungener Episoden-Film, über eine Frau, die ihren Weg sucht, sich verläuft, sich wiederfindet, weiter sucht, aber mit jeder menschlichen Begegnung mehr über andere Menschen und sich selbst lernt.
    Sehenswert
    Der Medienblogger
    Der Medienblogger

    1 Follower 14 Kritiken User folgen

    4,0
    Veröffentlicht am 3. Juni 2022
    Einfach nur ankommen wollen: DER SCHLIMMSTE MENSCH DER WELT (Joachim Trier, NOR 2021) porträtiert eine junge Frau auf der Suche nach Erfüllung in der Beziehung, im Berufsalltag und im Zwischenmenschlichen. Der Film ist ein Ausdruck einer dauerhaften Ungebundenheit in der Millenial-Generation.


    Norwegischer Beitrag für den „Besten Internationalen Film“-Oscar

    Als Auftakt für das Sommerkino am Kulturforum Berlin zeigte die Yorck-Kinogruppe am 1. Juni den norwegischen Beitrag zur internationalen Sparte der diesjährigen Oscar-Verleihung. Ein kühler Wind fegt über die Stuhlreihen, als die ersten Szenen des Dramas auf der aufblasbaren Leinwand flimmern – und doch verlasse ich das Kinogelände mit einer Wärme im Herzen, die lange nachhallt.

    Im Zentrum der Handlung steht Julie (Renate Reinsve), die sich am Anfang ihrer Dreißiger mit einem Gefühl des ständigen Auf-der-Suche-sein konfrontiert sieht. Ihr fällt es schwer, sich an Orte, Dinge und Menschen zu binden – liebt sie doch so sehr die Autonomie, das spontane Treibenlassen und die Neuanfänge.

    „Ich fühle mich, als hätte ich eine Nebenrolle in meinem eigenen Film“

    „Ich fühle mich, als hätte ich eine Nebenrolle in meinem eigenen Film“ – mit diesen Worten beschreibt sie ihr Umfeld, das ihr Handeln beeinflussen möchte: Ihr deutlich älterer Partner Aksel (Anders Danielsen Lie) vergisst nicht seine Reife und angebliche Überlegenheit zu betonen, da er wisse, was gut für sie sei. Ihr Umfeld hegt zahlreiche Erwartungshaltungen an sie: Wann kommen die Kinder? Wann entscheidest du dich endlich, welchen Beruf du wählst?

    Und doch schweift Julies Blick immer wieder in die Ferne – als würde sie auf etwas Besseres, Erfüllteres warten, das noch unentdeckt in der Ferne liegt. Renate Reinsve verkörpert eine taffe und selbstironische Frau – glänzt aber vor allem in den schonungslosen Momenten, in denen sie die Abhängigkeit von ihren Mitmenschen realisiert.

    Subtile Tonveränderung schafft vielschichtiges Bild von Julie

    Die Mise en Scène inszeniert eine gemütliche und behagliche Atmosphäre innerhalb des Handlungsortes Oslo, was im Kontrast zu dem stetigen Fluchtinstinkt von Julie steht. Besonders sticht eine Szene hervor, in der Julie durch die gesamte Stadt ihrem Glück hinterher rennt, während alle Zivilist:innen im Freeze sind. Auch sorgen die Voice-Overs der Erzählerin, die die Figuren proaktiv unterbricht, um genau denselben Wortlaut wiederzugeben, für komische Momente.

    Der Film ist in 12 Teile zuzüglich Pro- und Epilog gegliedert. Dies schafft eine Grundlage für eine angenehm episodenartige Erzählstruktur. Während die erste Hälfte durch humorvolle Sinnsuche und Probierfreude gekennzeichnet ist, widmet sich Julie schlussendlich einer Selbstreflexion und schmerzhaften Wertbeimessung von Erinnerungen. Diese Tonveränderung kommt subtil, und schafft ein vielschichtiges Bild von der Protagonistin.

    Es bereitet Freude, sie auf ihrer Selbstfindung zu beobachten, und den Wunsch nach ständiger Autonomie und der Angst vor Intimität im eigenen Denken zu entlarven. So lassen sich diese Auswirkungen einer durchkapitalisierten, digitalen Sozialisierung, die uns vereinsamen lässt, in den Kontext mit dem Titel des Films bringen: Julie ist wirklich nicht DER SCHLIMMSTE MENSCH DER WELT, im Gegenteil. Vielmehr liegt hier ein Indiz für Anpassungsversuche und resultierende Selbstkritik in einer erwartungsvollen Gesellschaft vor, der Julie ausgesetzt ist.


    Fazit

    DER SCHLIMMSTE MENSCH DER WELT ist ein beflügelnder und ehrlicher Film – und ein Ausdruck für den fehlenden Bindungswillen einer jungen Generation.
    Petra Schönberger
    Petra Schönberger

    19 Follower 195 Kritiken User folgen

    5,0
    Veröffentlicht am 28. Mai 2022
    Wieder einmal ein Film, der zeigt, dass Skandinavien ganz großes Kino kann. Die Filme, ganz gleich ob aus Skandinavien oder Norwegen, haben einfach ein perfektes Fingerspitzengefühl für einen gelungenen Kinofilm. Es passt einfach alles, angefangen beim Humor, gefolgt von Spannung und Herzschmerz bis hin zu den grandiosen Aufnahmen, die Skandinavien zu bieten hat.
    „Der schlimmste Mensch der Welt“ ist eine wunderschöne Familiengeschichte, u. a. über Themen wie Schwangerschaft und das Leben danach, wie es sich mit Kindern verändert.
    Wunderschöne Aufnahmen von Norwegen bzw. Skandinavien treffen auf einen großartigen, perfekt auf den Film abgestimmten Soundtrack.
    Eine Geschichte über das Leben, die von einem gefühlvollen Soundtrack und romantischen Aufnahmen abgerundet wird.
    CineMoenti
    CineMoenti

    12 Follower 191 Kritiken User folgen

    4,0
    Veröffentlicht am 3. Mai 2022
    Wer wohl mit Der schlimmste Mensch der Welt gemeint sein mag? Ist es die Hauptfigur dieses Films, Julie, die während ihrer jungen und besten Jahre unter Langzeitbeobachtung steht durch den Regisseur, ihren Erschaffer, durch uns, die Voyeure? - Julie hat so einige Studiengänge abgebrochen, von jedem war sie überzeugt, hier liege nun ihre Berufung - doch es fand sich immer noch etwas Interessanteres. Inzwischen, sie ist bald 30, lebt sie in einer festen Beziehung mit dem Comicbuch-Autoren Aksel - gut aussehend, bodenständig, intellektuell, verlässlich, zehn Jahre älter als sie. Doch leider - Sie ahnen es! - droht in all dem Komfort auch - wie programmiert - eine zunehmende Entfremdung. Julie vereinsamt in gefühlter Bedeutungslosigkeit und entwickelt eine Sehnsucht nach Ausbruch aus dem vermeintlichen Idyll. In dieser Phase lernt sie auf einer Party den gleichaltrigen Elvind kennen; der ist unbedarft, witzig, offen - und die beiden beginnen einen leisen Flirt. Flirten wird ja wohl noch erlaubt sein!

    Dieser ungewöhnlich präzise Film über eine moderne Frau unserer Zeit (es könnte beinah genau so gut ein Mann sein) ist nicht so sehr die Komödie, als die sie angekündigt wird. Vielmehr sind wir Zeugen einer leisen aber nicht minder brachialen Tragödie, die aus der fatalen Annahme erwächst, man habe im Leben endlos Möglichkeiten und unbegrenzt Zeit. Julie ist eine so unsichere wie charismatische Frau. Sie folgt in jeder ihrer Lebensentscheidungen der aktuellen psychischen Verfassung, weil sie es sich leisten kann - und wird sich selbst somit optimal gerecht. Dennoch oder gerade deshalb findet sie nie das, was sie so dringlich sucht. Ihr dabei zuzusehen, grenzt an bittersüße Quälerei.

    Formal gelingt dem Regisseur ein meisterlicher Film in Sachen Schnitt, Kamera und Vertonung. Die Einteilung in einen Prolog, zwölf Kapitel und einen Epilog hat sicher mehrere Lesarten - eine für mich denkbare ist die Bewusstmachung der Zeit (zwölf Stunden, zwölf Monate...), welche der Hauptfigur unmerklich entrinnt. Eine unerwartet künstliche Umsetzung ihres Zeitempfindens ist höchst beeindruckend, soll hier aber nicht verraten werden.

    Ein Lebensweg als zärtlich-leicht erzählter Alptraum, dabei in seiner diskreten Überhöhung erschreckend real. Diesen Film werden Sie so schnell nicht vergessen. Tipp!

    www.cinemoenti.blogspot.com
    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    Back to Top