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    The Banshees Of Inisherin
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    Cursha
    Cursha

    6.476 Follower 1.044 Kritiken User folgen

    5,0
    Veröffentlicht am 2. Januar 2023
    Martin McDonagh gehört für mich klar zu den besten Filmemachern, die wir in der jüngeren Kinogeschichte bekommen habe. Der Ire hat mit "Brügge sehen... und sterben?" Und "Three Billbords Outside Ebbing, Missouri" für mich persönlich zwei riesige Meisterwerke gedreht, die sowohl mit rabenschwarzem Humor, als auch zutiefst traurigen Spitzen überzeugen konnten. Auch mit "7 Psychos" ist ihm ein Film gelungen, dem es zwar an zweiterem fehlt, dafür aber mit einer Menge kreativer Ideen um die Ecke kommt. Mit "The Banshees Of Inisherin" steht nun sein vierter Langfilm auf dem Plan, den ich wieder als Meisterwerk betiteln kann!
    Es ist beachtlich, dass McDonagh nach all seinen Werken nicht den klassischen Weg geht und seine kommenden Filme immer größer aufzieht, wie es meist in Hollywood üblich ist. Nein, er fährt sogar wieder einen Schritt zurück und präsentiert erneut ein kleines Drama in reduzierter Kulisse. Vielleicht ist dieses Werk sogar sein reduziertester.
    Dabei ist die Handlung sogar auf den ersten Blick sehr simpel gehalten. Pádraic und Colm waren ihr Leben lang Freunde, doch plötzlich kündigt Colm diese Freundschaft, ohne einen Grund zu nennen und droht sich jedesmal einen Finger abzuschneiden, wenn Pádraic ihn anspricht oder belästigt.
    McDonagh entführt uns wieder in seine geliebte Heimat Irland, auf eine kleine Insel vor der Küste Irlands, auf dessen Festland gerade der irische Bürgerkrieg in seinem Endstadium ist. Dabei sind die Aufnahmen der grünen Insel wieder wunderschön anzusehen und auch der Score von Carter Burwell trägt die leichte Melancholie, die auf der Insel liegt. Weshalb der Film aber so extrem gut geworden ist, ist das Drehbuch, welches McDonagh selbst geschrieben hat. Auf den ersten Blick wirkt alles auf der Insel sehr plump. Die Figuren sind nicht die Cleversten, was sich auch in so manchem Dialog widerspiegelt. Dennoch finden sich immer wieder in solchen Momenten dann doch tiefgehende Gespräche und unter der Oberfläche eben doch aussagekräftige Zeilen. Dabei kann man den Film auf ganz vielen verschiedenen Ebenen betrachten. Geht es in diesem Film um Verlust und um die Frage des Verlassen werdens? Geht es um die Frage eines Vermächtnis und den damit eingehenden Verlust seiner Freundlichkeit? Oder betrachtet man es auf einer höheren Ebene und diese Sinnlosigkeit von Steit unter Freunden auf der kleinen Insel vor der großen Insel, ist nur ein Spiegel von dem sinnlosen Kampf unter Freunden, der gerade auf der irischen Insel herrscht? Vermutlich ist es alles zusammen und beschert eben doch eine Menge Tiefgang. McDonagh ist hiermit ein echtes Meisterwerk gelungen.
    Überrangend an diesem Film sind auch die darstellerischen Leistungen, die ausnahmslos ALLE einen Preis verdient haben. An deren Speerspitze steht Colin Farrell. Der wandelbare Ire, hat sich über die vergangenen Jahre zu einem der stärksten Charakterdarsteller gemacht und bereits für "Brügge" wäre eine Nominierung für den Oscar verdient gewesen. Seine Leistung als Pádraic ist aber seine bis dato beste. Er spielt diesen eigentlich gutherzigen, leicht dümmlichen Mann, mit ausdrucksstarkem Charisma, gibt ihm eine emotionale Tiefe und kann uns doch zum Lachen bringen. Farrell trägt dabei diesen Film mit Leichtigkeit und ich hoffe auf seine endlich verdiente Auszeichnung! Brendan Gleeson ("Brügge", "Am Sonntag bist du tot") macht dabei einen ebenso starken Job. Mit stetig erster Mine gibt er seinen Colm zum Besten und wird wohl auch endlich einmal für den Oscar nominiert, wenngleich er ihn wegen eines Darstellers aus dem selben Film wohl nicht gewinnen kann. Kerry Condon als Colin Farrells Schwester ist dabei ebenfalls überragend und liefert eine waschechte Achterbahnfahrt ab. Ihr Ende und ihre Emanzipation aus dieser Gesellschaft waren dabei ein echtes Highlight. Sie allein kann aus diesem Leben ausbrechen und sich von all dem negativen lossagen. Scene-Stealer des gesamten Films ist für mich aber Barry Keoghan als Dominic, der eine schauspielerische Leistung an den Tag legt wie man sie nur selten sieht. Es gibt nur eine handvoll Schauspielerische Leistungen, die mir so extrem im Gedächtnis bleiben und mich so umhauen, wie die seine in dieser Rolle. Sein Dominic hat das Herz am rechten Fleck und ist dabei der vielleicht dümmlichste Bewohner von Inisherin, aber Keoghan rückt ihn auf seine ganz eigene Bühne. Seine Mimik, Gestik und Sprache sind absolut überragend, wofür er den Goldjungen gewinnen MUSS!
    Kurz: Martin McDonagh schafft es erneut rabenschwarzen Humor mit Szenen zu paaren, die einem das Lachen im Halse stecken lassen. Dazu schafft der Film es trotz einer oberflächlichen Plumpheit, eine größere Tiefe hineinzubringen, die durch die zeitliche Einordnung in den irischen Bürgerkrieg und der Frage nach der Sinnlosigkeit getragen wird. Darstellerisch erstklassig besetzt, sind es vor allem Colin Farrell, der diesen Film trägt und sich als Topfavorit für den Oscar etabliert hat und Scene Stealer Barry Keoghan, der eine Performance dalegt, die auf einem eigenen Level Platz findet und sich zu den besten darstellerischen Leistungen reiht, die ich je gesehen habe, die dieses Gesamtwerk abrunden. Hier steht wohl der große Favorit für alle Filmpreise fest.
    Isabelle D.
    Isabelle D.

    282 Follower 420 Kritiken User folgen

    5,0
    Veröffentlicht am 13. Januar 2023
    "The Banshees of Inisherin" von Martin McDonagh ist ein echtes Filmjuwel. Die Ausgangssituation ist das Ende einer Freundschaft. Colm möchte plötzlich nichts mehr mit Pádraic zu tun haben und verlangt, dass dieser ihn in Ruhe lasse. Pádraic versteht die Welt nicht mehr, möchte wissen, was er falsch gemacht habe, doch da sei nichts, so Colm. Er findet seinen ehemaligen Freund einfach nicht mehr interessant und möchte sich lieber wichtigeren Dingen widmen, genauer: seiner Musik - denn die werde auch nach seinem Tod noch bleiben.

    McDonagh nimmt seine Figuren bei dieser Geschichte stets ernst und schildert voller Empathie, wie die Situation immer weiter eskaliert. Dadurch bleibt die Handlung immer schlüssig, auch wenn sie immer absurder wird. Und man schließt alle Figuren ins Herz, seien es die beiden Männer, den Polizistensohn Dominic oder Pádraics kluge Schwester Siobhan. Obwohl das Weltbewegende nicht auf der Insel selbst, sondern auf dem Festland passiert - im April 2023 wütet in Irland noch der Bürgerkrieg - bleibt es spannend. Denn die Welt, in der Pádraic und Colm zu Hause sind, gerät durch die scheinbar willkürliche Entscheidung des älteren Mannes plötzlich aus den Fugen. Am Ende ist nichts mehr, wie es mal war. Ihre Welt ist zerstört, und das ohne einen wirklichen Grund.

    Das klingt so, als sei das fürs Publikum frustrierend. Schließlich will man ja schon wissen, warum die Figuren tun, was sie tun. Aber durch die mitfühlende Art, wie die Geschichte erzählt wird, und das hervorragende Schauspiel insbesondere Colin Farrells und Brendan Gleesons kann man nachempfinden, wie es den Menschen auf der Insel geht. Auch wenn man sich fragt, ob es wirklich so hätte eskalieren müssen, ob es nicht auch eine Versöhnung hätte geben können - aber dann hätten wir eben keine Geschichte und einen wunderbaren, einzigartigen Film weniger. Die pointierten Dialoge sind voll mit trockenem Witz, bleiben dabei aber immer innerhalb der Handlung - also, hier geht's nicht darum, einfach absurde Sätze abzusondern. So sprechen die Figuren in der Geschichte eben miteinander.

    Fazit: Originelle Geschichte, liebenswerte Figuren, tolle Schauspieler und große Erzählkunst. Unbedingt sehenswert!
    Kinobengel
    Kinobengel

    434 Follower 525 Kritiken User folgen

    4,0
    Veröffentlicht am 6. Januar 2023
    Fette Freunde dank Martin McDonagh

    Insel Inisherin, Irland, 1923: Colm (Brendan Gleeson) kündigt Pádraic (Colin Farrell) ohne Angabe von Gründen die langjährige Freundschaft. Zunächst sieht es nach einem Aprilscherz aus…

    Filme von Martin McDonagh sind derb, brutal, schräg, dies nicht allzu übertrieben, versprühen aber einen speziellen Humor, siehe die drei Vorgänger „Brügge sehen… und sterben?“ (2008), „7 Psychos“ (2012), „Three Billbords Outside Ebbing, Missouri“ (2017), alle nach eigenem Drehbuch entstanden und mit großem Erfolg im Kino. Die McDonagh-Machart kann für „The Banshees of Inisherin“ bestätigt werden, ein gutes Einspielergebnis sollte erzielbar sein, denn viel besser kann nicht dargestellt werden, wie abgeschieden das Inselleben ist. Ausdrucksstarke Bilder zeigen den rauen Liebreiz der Naturgewalten, jeder kennt jeden auf Inisherin, in der Post werden die Briefe nicht nur vom Adressaten geöffnet, der einzige Polizist (Gary Lydon) verhaut seinen Sohn (Barry Keoghan), die alte Mrs. O’Riordan (Bríd Ní Neachtain) orakelt Böses und der am Festland wütende Bürgerkrieg ist weit weg. Colm lässt seine Lebenskrise an Pádraic aus, dem sonst nur seine Schwester (Kerry Condon) sowie Eselin Jenny wirklich freundlich beiseiterstehen.

    Die menschelnden Dialoge, begleitet von der umwerfenden, vor Verzweiflung triefenden Mimik von Colin Farrell verbreiten im Kinosaal unmissverständlich das Verlangen von Pádraic nach essentiellem Zusammenhalt. In der ansehnlich inszenierten an- und abschwellenden Zuspitzung der Situation, die Colm gegen die wiederholt flehenden Versuche seines Freundes zwingend durchsetzen will, geschehen unglaubliche Dinge mit traurigen, nicht rückgängig zu machenden Folgen.

    Während die schrulligen, aber keineswegs überspannt wirkenden Dorfleute beim Umgang untereinander den einen oder anderen Lacher erlauben, bietet „The Banshees of Inisherin“ darüber hinaus einiges Schönes zum Hinschauen und Blutiges zum Wegschauen.

    Martin McDonagh hat wieder einen Hit gelandet.
    Kino:
    Anonymer User
    4,0
    Veröffentlicht am 18. März 2023
    Eine vordergründig gesehen ziemlich absurde Geschichte über zwei Freunde, bei denen einer entscheidet sich lieber zu verstümmeln als noch mit dem anderen befreundet zu sein. Wenn man sich auf die Geschichte einlässt, bietet sie ziemlich existenzielle Fragen ohne wirklich Antworten zu geben. Das Schauspiel ist hervorragend und die Bilder zeigen ein recht realistisches Bild einer irischen Insel in den 1920er Jahren. Die schrulligen Einwohner bieten den einen oder anderen humoristischen Beitrag zu einer Tragödie um Einsamkeit, Depression und dem Sinn des Lebens. Die deutsche Synchronfassung ist ausgesprochen gut.
    Soenke Theede
    Soenke Theede

    1 Follower 1 Kritiken User folgen

    2,0
    Veröffentlicht am 18. Februar 2023
    Eindrucksvolle Landschaftsbilder. Gute Schauspieler. Interessant gezeichnete Atmosphäre des Schauplätzes, einer abgelegenen irischen Insel in den 1920er Jahren. Leider vermochte uns (und so ging es auch den meisten anderen Zuschauern im Kinosaal) die ohne Spannung oder Dramaturgie vor sich hinplätschernde Handlung wenig zu fesseln. Zudem verhalten sich die Hauptfiguren einfach sinnlos. All das macht den Film in der Summe schlicht langweilig. Die vielen guten bis begeisterten Kritiken kann ich nicht nachvollziehen.
    8martin
    8martin

    147 Follower 649 Kritiken User folgen

    4,5
    Veröffentlicht am 11. Februar 2023
    Regisseur Martin McDonagh (auch Drehbuch) hat ein Portrait der irischen Seele versucht und den Zusammenhang zwischen Leben und Mythologie aufgezeigt, der für die Insulaner anscheinend so wichtig ist. Kaum zu glauben, als der ältere Colm (Brendan Gleeson) aus heiterem Himmel seinem jahrelangen, jüngeren Freund Padraic (Colin Farrell) die Freundschaft kündigt, weil er ihm auf einmal zu einfältig ist. (‘I just don’t like you no more.) Als Padraic Colm weiterhin nachstellt, droht dieser ihm, bei jeder weiteren Belästigung sich einen Finger der linken Hand abzuschneiden. Das abgeschnittene Teil wirft er Padraic an die Haustür. Die schlimmste Bestrafung für jemanden der Geige spielt. Es folgt eine Gewaltspirale, in der beide fast alles verlieren, was ihr Leben lebenswert machte: Padraics Schwester Siobhan (Kerry Condon) zieht aus, seine Eselin Jenny stirbt, weil sie Colms Finger gefressen hat. Die Inselälteste Mrs. McCormick (Sheila Flitton) erscheint als Banshee und sagt den Tod voraus. Colms Hütte wird ein Raub der Flammen…
    Trotzdem stehen beide am Ende am Strand und schauen aufs Meer. Für Regisseur McDonagh gibt es keine Lösung, wie in Konflikten mit persönlicher Kränkung üblich. Dann könnte die Pointe der Shortstory von Liam O’Flaherty ‘The Sniper‘ eine Lösung offerieren: Colm und Padraic erkennen, dass sie Brüder sind…
    BrodiesFilmkritiken
    BrodiesFilmkritiken

    10.230 Follower 4.929 Kritiken User folgen

    3,5
    Veröffentlicht am 15. März 2023
    Ich ahtte keine Chance, mich ordentlich auf den Film einzulassen. Das lag daran, daß ich ihn im Kino verpasst habe und von allen Seiten nur überragendes Lob vernommen habe und den Effekt hatte, daß der fertige Film einfach nicht so gut sein konnte, wie er geredet wird. Am Ende war ich dann zufrieden, aber nicht begeistert. Die spannende Frage, warum diese Freundschaft gekündigt wird halt einen dran und das eigentliche Highlight ist das Schauspiel. Farrell und Gleeson zelebrieren ihre Rollen und ihre Figuren gerdezu und das Setting wirkt wunderbar autentisch. Den historischen Bezug kann ich allerdings nicht ziehen.

    Fazit: Kauziger Film voller schräger Figuren und überragenden Darstellern
    Davki90
    Davki90

    34 Follower 252 Kritiken User folgen

    4,0
    Veröffentlicht am 7. April 2023
    Bei Martin McDonagh (Brügge, sehen und sterben), weiss man nie, was einem in seinem nächsten Film erwartet. Sie sind meistens voller Überraschungen. In seinem vierten Spielfilm, geht es um 2 Männer, dessen einer plötzlich seine Freundschaft kündigt. Wie immer schwant er zwischen tragisch und lustig. Die Schauspieler sind alle gut gewählt und spiele alle auf sehr hohen Niveau. Die Geschichte hat mir auch sehr gut gefallen, obwohl sie gegen Ende etwas unlogisch wirkt. Der genaue Grund, wieso das alles genau passiert, bleibt relativ unklar. Ich mag den Regisseur sehr und daher war ich auch mit diesem Streifen sehr zufrieden, obwohl da in Sachen Story, noch mehr drin gewesen wäre. Man kann ihn aktuell auf Disney+ streamen.
    squashplayer
    squashplayer

    4 Follower 22 Kritiken User folgen

    3,0
    Veröffentlicht am 22. Januar 2023
    Wunderschöne Landschaftsaufnahmen, hervorragende Schauspieler. Warum dennoch nur drei Sterne? Die Story weiß nicht zu überzeugen. Warum will der eine die jahrelange Freundschaft nicht mehr, spoiler: warum schneidet er sich die Finger ab?
    . Die Psychologie auf dieser kleinen Insel ist zwar sehr interessant, aber die Story ergibt einfach keinen Sinn, es ist nicht schlüssig, wirkt an den Haaren herbeigezogen.
    FILMGENUSS
    FILMGENUSS

    552 Follower 942 Kritiken User folgen

    4,0
    Veröffentlicht am 30. Oktober 2022
    FREUNDSCHAFT IST EIN VOGERL
    von Michael Grünwald / filmgenuss.com

    Von Juni 1922 bis in den Mai des Folgejahres tobte auf Irland ein verlustreicher Bürgerkrieg zwischen jenen, die den Irischen Freistaat befürworteten, und jenen, die natürlich dagegen waren. Das hieß auch, dass ein Teil Nordirlands immer noch unter britischer Hoheit blieb. Ein Kompromiss, den viele nicht eingehen wollten. Diesen entbrannten Bruderkrieg konnte man von den vorgelagerten Inseln Irlands manchmal beobachten – und auch hören. Explosionen, donnernde Salven. Auf Inisherin, einer der irischen Küste vorgelagerte, fiktive Insel in der Galwaybucht, hat laut Martin McDonagh (Three Billboards outside Ebbing, Missouri) der Krieg scheinbar wenig Einfluss. Das Leben nimmt dort seinen Lauf, ein Tag folgt dem anderen und endet im Pub an der Steilküste. Es wird musiziert, dann, nächsten Morgen, wird das Nutzvieh versorgt, und pünktlich um 14 Uhr am Nachmittag holt einer wie Padraic seinen besten Freund von zuhause ab, um gemeinsam ein oder mehrere Guinness zu heben. Viel mehr passiert hier nicht. Langweilige Menschen tun langweilige Dinge. Aber das ist schön so. Und vertraut. Und jeden Tag aufs Neue Grund genug, dafür aus den Federn zu kommen. Doch eines Tages, es ist der erste April des Jahres 1923 – der Krieg am Festland liegt in den letzten Zügen – ist alles anders. Padraics Freund Colm kündigt die Freundschaft. Einfach so. Das dumme Gerede des einen, so meint er, stehle ihm viel zu viel Zeit für die wesentlichen Dinge des Lebens. Für Kunst. Und Musik. Padraic versteht das nicht, da er nichts getan hat, was sein Gegenüber so harsch und gemein werden lässt. Doch für Nettigkeit ist noch niemand in die Geschichte eingegangen, so Colm. Padraic lässt jedoch nicht locker. Will wissen, was da vorgeht und kann es nicht akzeptieren, dass der brummige Geigenspieler einfach nur seine Ruhe haben will. Wer nicht locker lässt, provoziert. Und der Krieg jenseits des Meeres scheint auf die Gemüter der beiden Sturköpfe abzufärben.

    Mit The Banshees of Inisherin (Banshees sind weibliche Geister aus der irischen Mythologie) hat McDonagh wohl einen der ungewöhnlichsten Filme über Freundschaft geschaffen, die man sich nur vorstellen kann. Und obendrein gleich noch eine Allegorie gesetzt, die das Wesen des Krieges widerspiegeln soll, wie Schatten auf einer Höhlenwand. In Wahrheit gibt es keinen Grund für Konflikte, es sind lediglich die Folgen von Ignoranz, Kränkung und fehlender Weitsicht. Von krankhafter Sturheit und fehlendem Respekt. Dabei wird klar: Die Absenz der Nettigkeit hat vieles verursacht, was sich locker hätte vermeiden lassen. Sowohl im Kleinen als auch in der Weltpolitik. McDonagh sucht die Wurzel des Übels im Kleinen und zaubert daraus einen zutiefst komischen, aber auch so richtig makabren Schwank, der in herzhaften Dialoggefechten und dann wieder lakonischen Szenen seine Vollendung findet. The Banshees of Inisherin ist so urtümlich irisch wie der St. Patricks Day, suhlt sich in grünen Landschaften, irischer Volksmusik und jeder Menge Schwarzbier. Lässt die Brandung an die Felsen brechen und das Vieh ins Haus. Blut wird fließen, grimmige Konsequenzen durchgezogen, als wäre Verbohrtheit ein hehres Ziel. Und bei diesem Duell zwischen dem Harten und dem Zarten laufen nach Brügge sehen… und sterben die beiden Vollblütakteure Brendan Gleeson und Colin Farrell zur Höchstform auf. Bei Gleeson war mir ohnehin längst klar: dieser Mann war nicht nur als Harry Potter-Einauge Mad Eye Moody eine Offenbarung, sondern viele seiner Filme – vorrangig das Priesterdrama Am Sonntag bist du tot – wurden erst durch die Wucht seines Schauspiels nachhaltige Werke. Bei Colin Farrell ist nach dieser Performance nun auch jeder ZWeifel ausgeräumt: der diesjährig bei den Filmfestspielen von Venedig ausgezeichnete Brite setzt uns seine bislang beste und eingängigste Leistung vor. Der verstörte, ungläubige Blick, als Padraic erfährt, dass ihn Colm nicht mehr mag, zählt jetzt schon für mich zu den stärksten Interpretationen eines emotionalen Zustands. Und dann dreht er nochmals auf – ist wütend, resignierend, in seiner Einfältigkeit liebevoll charmant und dann wieder herausfordernd. Bis alle Stricke reißen. Wenn das passiert, ist der Bürgerkrieg einfach so auch in dieser beschaulichen Idylle angekommen. Und über allen Absurditäten wandelt eine Banshee die Wege und Hügel entlang, wie eine der Hexen aus Shakespeares Macbeth, die in die Zukunft sehen können.

    The Banshees of Inisherin ist ein Buddy-Movie der besonderen Art. Nicht nur kauzig, schräg und so schwarz wie der tägliche Ausschank, sondern auch auf mehreren Ebenen eine zu Herzen genommene Zurschaustellung einer Menschenwelt, die ohne Respekt und Achtsamkeit nicht funktioniert.
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