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    Ein ganzes Leben
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    3,4
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    beco
    beco

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    2,5
    Veröffentlicht am 14. November 2023
    Leider schafft der Film es nicht das ganze Leben einzufangen. Was dem Buch möglicherweise auf 160 Seiten gelingt, scheitert im dem fast zweistündigen Film.
    Die Stationen im Leben von Andreas Eggert können nur angerissen werden, besonders deutlich wird das an den Szenen im 2. Weltkrieg.
    Der Zuschauer sieht sich einem Kaleidoskop von Lebensepisoden ausgesetzt, ohne das es deutlich wird, warum Andreas am Ende seines Lebens "lachen könnte vor Glück".
    Die tiefe Befriedigung, die aus dem Satz spricht, kann nicht wirklich nachempfunden werden.
    Zwiespältig
    FILMGENUSS
    FILMGENUSS

    559 Follower 942 Kritiken User folgen

    3,5
    Veröffentlicht am 19. November 2023
    HEIMATLOS IN DER HEIMAT

    In Rainhard Fendrichs inoffizieller österreichischer Bundeshymne lautet eine Zeile wie folgt: Da bin ich her, da gehör‘ ich hin. In Robert Seethalers fiktiver Heimatbiographie Ein ganzes Leben wird das unerschütterliche Statement zur unsicheren Fragestellung: Wo bin ich her, wo gehör‘ ich hin? Das sind Kernwahrheiten, nach denen wir alle suchen. Doch Seethalers Roman bringt es auf den Punkt, stellt diese Fragen dringender denn je – und macht mit seiner Figur des Andreas Egger die Probe aufs Exempel, wie es wohl sein muss, nicht zu wissen, woher man – im Bezug auf das Diesseits – eigentlich kommt und wohin man schließlich gehört. Zumindest Hans Steinbichler (u. a, Das Tagebuch der Anne Frank, Winterreise) hat den Schwebezustand eines bergverbundenen Mannes aus seiner allerletzten Verankerung gerissen und lässt ihn wie einen dieser montanen Greifvögel zwar nicht hoch, aber trotz allem in einiger Distanz zu seinem eigenen Leben und dem Sinn dahinter umhernomadisieren.

    Das Woher-komme-ich lastet bereits im ersten Take des Films auf den Schultern eines gerade mal achtjährigen Jungen, der, und das wird nicht näher erläutert, so ziemlich elternlos daherkommt. Irgendwo muss dieser „Oliver Twist“ auch hin, am besten zum entfernt verwandten Bauern Kranzstocker (garstig: Andreas Lust), der, wie der Name schon sagt, gerne zum Stock greift, den Knaben verprügelt und diesen prinzipiell nicht leiden kann. Ein böser Mensch unter dem Herrn, und derart böse Menschen gibt es viele auf dieser Welt. Der junge Andreas Egger nimmt das stoisch hin, schluckt seinen physischen wie psychischen Schmerz einfach runter. Wenig wird er sprechen, zumindest in den jungen Jahren nicht. Doch kaum ist dieser älter und wehrhafter, kehrt er dem Hof und dem Prügelbauern den Rücken, sucht sein eigenes Glück und seine Bestimmung. Sucht im Grunde seine Heimat. Und findet seine Liebe, die, soeben erst gewonnen, wieder verlorengehen wird. Mit ihr auch die Idee eines Zuhause; einer Geborgenheit, die Andreas nicht mehr erlangen wird. Um sich selbst zu spüren, wird er schuften und arbeiten, arbeiten und schuften. Dazwischen schlafen, etwas essen, und sonst nicht viel reden.

    Dieses Leben zwischen und auf den Bergen ist ein schnödes, undankbares. Eines, das gerade mal malerische Landschaften und blühende Blumenwiesen bietet. Rauschende Wälder und gar nicht mal einen Jodler. Ein ganzes Leben scheint einer dieser durch und durch klassischen, wildromantischen Heimatfilme zu sein, wie es sie früher gegeben hat. Statt Stefan Gorski oder August Zirner wäre die Rolle des Egger eine solche, die Luis Trenker wohl gespielt und einer wie Georg Wilhelm Pabst inszeniert hätte. Vermutlich in expressionistischem Schwarzweiß, stets im Fokus das wettergegerbte Gesicht des den Entbehrungen ausgesetzten Landmenschen, der hört, wie der Berg ruft, wie das Grollen von Lawinen vibriert und wie kalt der Tod sein kann.

    Und doch ist bei Steinbichlers Film so manches anders. Muten die Metaebenen dieser in simpler Chronologie gehaltenen Jahrhundertbeichte fast wie paradoxe Gleichnisse an. Das Gefühl von Heimatlosigkeit in der Heimat, die Freiheit, über die Gipfel zu blicken, und doch nie gelernt zu haben, weiterzureisen bis ins nächste Tal. Arbeit, um zu leben, wird zum Leben, um zu arbeiten. Alles in Ein ganzes Leben hat eine Dualität, die in derselben Begrifflichkeit wurzelt. Auch wenn kaum feststellbar ist, welchen Gedanken dieser Egger nachhängt, – der übrigens sowohl von Stefan Gorski und August Zirner ohne Charakterbruch wie aus einem Guss gespielt wird, als wären beide ein einziger Akteur – lenkt Steinbichler seinen Panoramablick auf sein Innerstes. Damit ist diese in ihrer Sprache recht karge, doch emotional aufwühlende Literaturverfilmung weniger spektakuläres Epos als vielmehr eine introvertierte Suche nach nichts Bestimmtem, doch gleichzeitig nach Allem.
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    Familie
    Familie

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    5,0
    Veröffentlicht am 13. November 2023
    Wer das Buch gelesen hat, weiß wie anspruchsvoll daraus ein Film entstehen kann. Das Buch lebt in den Bergen. Dementsprechend oft sind die Berge im Bild, nicht übertrieben, aber Berge können vergessen helfen. Wer mal oben war, weiß das. Großartige Schauspieler und Regieführung. Alles außergewöhnlich. Kein gewöhnlicher, Bergdoktor sondern viel mehr.
    bertossi
    bertossi

    1 Kritiken User folgen

    4,5
    Veröffentlicht am 14. November 2023
    Großartige Verfilmung eines großartigen Romans, so lautet mein Fazit nach Ende des Films.
    Es dauert einige Zeit, bis mich der Film ebenso beeindruckend packt, wie das Buch es getan hat. Aber mit jeder Minute die vergeht, gehen einem die Charaktere mehr unter die Haut. Allen voran die des Andreas Egger, der Hauptfigur in Roman und Film. Der wortkarge Egger muss insbesondere nonverbal fesselnd überzeugen. Und das gelingt dem, (mir bisher unbekannten) Schauspieler Stefan Gorski, der den Egger im Alter zwischen Anfang zwanzig bis etwa vierzig verkörpert, grandios. August Zirner, der den alten Egger spielt, setzt die Rolle in ebenso beeindruckender Weise fort. Ausgezeichnete Schauspieler auch in den anderen Rollen, stimmige Musik und die hervorragend gefilmte Natur und Bergwelt erzeugen genau die Gefühle, Emotionen und Gedanken, die auch Robert Seethaler in seinem Werk in mir geweckt hat. Wie relativ das ersehnte Glück doch ist, abhängig davon, in welcher Zeit oder an welchem Ort man geboren ist. Zu jener Zeit, an jenem Ort, da war das Sterben und der Tod ein ständiger Begleiter, da war es Glück, die Schläge der Kindheit, die Armut, die Arbeit, den Krieg... zu überleben oder im Besitz seiner Gliedmaßen zu bleiben. Und was für ein Glück ist es, ganz gleich zu welcher Zeit und an an welchem Ort, ein einziges mal Liebe zu erfahren. Und heute, in diesem Land, an diesem Ort? Wie definieren wir da das Glück... und was ist es, was wir als Unglück wahrnehmen? Danke dem Regisseur Hans Steinbichler, dass er sich an diesen anspruchsvollen Stoff Robert Seethalers gewagt hat. Der Mut hat sich gelohnt! Kompliment, tolle Arbeit, Herr Steinbichler! Auszeichnungen und Preise sollten, wenn es nach mir ginge, folgen!
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