Verbrechen und andere Kleinigkeiten: Kritiken

Wenngleich Allen auch in den gewohnt schwierigen Momenten seinen Humor bewahrt, geht er in ''Crimes and Misdemeanors'' weiter als bei seinen meisten Filmen: in Wahrheit ist dieses Werk hier eine konsequente, durchaus gnadenlose, pessimistische Offenbarung! Zuneigungen, und seien sie noch so intensiv, sind zum Scheitern verurteilt; beruflicher Erfolg bedarf unmöglicher Heuchelei; Verbrechen bleiben ungesühnt; lediglich Verdrängung, Vergessen hindern die meisten (nicht aber den im Film am Rande erwähnten Philosophen) am Selbstmord - eine niederschmetternde Tragödie, welche Allen aber durch die auch im Film angerissene, atheistische Sicht auf die Welt allerdings auf nüchterne Fakt herunterbricht. Dabei gelingt es ihm, Thriller, Komödie und Drama zusammenzufügen, ohne dabei in den jeweiligen Genres auf filmische Vorbilder zurückzugreifen, sondern einen eigenen, zurückgenommenen, von langen Kamerasequenzen dominierten Stil zu finden. Der Film verzichtet auf Dramatisierung von Handlung und Szenen, sondern spart Emotionen ebenso wie schwelgende Bilder aus. Stattdessen ereignet sich der Film zum Großteil in kargen, abgedunkelten Räumen und durch eine - oft durch die Ehe verursachte - emotionale Bedrängtheit gekennzeichnet.

Ich habe diesen Film vor kurzem das erste Mal gesehen. Und ich bin wirklich positiv überrascht. Er ist sicher nicht der witzigste aller Allans und auch nicht der ernsteste, aber er ist ein stiller und mit subtilem Humor versehener stellenweise tragischer Film. Man leidet und freut sich mit den Protagonisten und Woody spielt seine Rolle hervorragend! Was ganz amüsant ist, ist dass Woody Allen sich später auf den Film "zurückbezieht". Einmal in dem Film Anything Else, hier wird der gleiche Witz erzählt (der vom PFarrer der für den Boxer beten soll), wenn auch in leicht abgewandelter Form. Und dann in seinem überragenden Film Matchpoint. Dieser Film dreht sich genau um den Mann (und seine Geschichte) den der Augenarzt relativ am Ende von Verbrechen und andere Kleinigkeiten neben Woody Allen am Piano sitzend beschreibt. Die Figur des Augenarztes und des jungen Adligen sind also in ihrer personengeschichte relativ identisch!



Alles in allem ein großartiger Film, der jedem zu empfehlen ist.