StudioCanal geht mit diesem Film in die nächste Runde ihrer Reihe „Best of Cinema“ und bringt uns einen hervorragenden Film zurück auf die Leinwände, der zumindest in meiner Perspektive bisher völlig unter dem Radar lief. GRÜNE TOMATEN ist ein wilder Genremix, der im ersten Moment gar nicht wie einer wirkt. Als Feel Good – Drama getarnt, liefert uns Regisseur Jon Avnet einen markdurchdringenden Film, der schon nach nur wenigen Minuten offenbart, wie psychologisch fragwürdig dieses Werk ist. Es ist absurd, wie sympathisch jede einzelne Figur erscheint und mit welcher Inbrunst diese persönliche kleine Geschichte erzählt wird, während uns zeitgleich ein kritisches Ereignis nach dem anderen vor die Füße geworfen wird. Das grandiose Spiel von Filmlegenden wie Jessica Tandy und Kathy Bates täuscht über jede Verwerflichkeit hinweg und gekoppelt mit einem langsam fließenden Pacing und einem harmonischen Score wird das Publikum regelrecht eingelullt.
Wäre THE GREEN MILE nicht erst einige Jahre später in den Kinos erschienen, so hätte ich dreisterweise behauptet, dass hier abgeschrieben wurde, denn sowohl atmosphärisch als auch in der Art der Erzählung gleicht die episodenhafte Struktur arg dem Meisterwerk mit Tom Hanks. Dementsprechend qualitativ tritt GRÜNE TOMATEN in Erscheinung, auch wenn deutlich ersichtlich ist, dass Avnet der Mut fehlte, sich vollends auf die Buchvorlage einzulassen und Homosexualität offen zu thematisieren oder zumindest einzubinden. Wer den Film noch nicht kennt, sollte in jedem Fall einmal einen Kinobesuch in den kommenden Tagen in Erwähnung ziehen.
Die gesamte Kritik gibt es auf riecks-filmkritiken.de/gruene-tomaten