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    Heute zum ersten Mal und ohne Werbung im TV: Ein extrem grausamer Rache-Schocker – erst ab 18 Jahren freigegeben!
    Pascal Reis
    Pascal Reis
    -Redakteur
    Pascal liebt das Kino von „Vertigo“ bis „Daniel, der Zauberer“. Allergisch reagiert er allerdings auf Jump Scares, Popcornraschler und den Irrglauben, „Joker“ wäre gelungen.

    Mit „Der Babadook“ konnte Regisseurin Jennifer Kent ihren Durchbruch feiern. Daraufhin legte die Regisseurin mit „The Nightingale“ ein echtes Rache-Brett nach. Der Film feiert heute seine Free-TV-Premiere. Aber Vorsicht: SEHR harte Kost!

    Mit „Der Babadook“ hat Jennifer Kent nicht nur einen echten Horror-Hype ausgelöst, sondern ist auch postwendend zu einer der interessantesten Genre-Filmemacherinnen der Gegenwart aufgestiegen. Das Beeindruckende an ihrem schaurigen Debütfilm ist die inszenatorische Intensität, mit der sie das übersinnliche Grauen immer fest an die familiären Traumata einer Mutter-Kind-Beziehung knüpft. Das ist ganz sicher nicht neu, aber effektiv, da Kent das Stresslevel konsequent anzuheben versteht.

    Ihr Nachfolgewerk, „The Nightingale – Schrei nach Rache“, konnte den Vorschusslorbeeren dann nicht mehr ganz gerecht werden. Bei der Premiere auf den Filmfestspielen von Venedig wurde Jennifer Kent sogar aus dem Publikum aufs Übelste beleidigt. Die Kritiken bleiben darüber hinaus eher verhalten. Letztlich hat es sogar nicht einmal für eine Kinoauswertung gereicht. Zu Unrecht, denn „The Nightingale, der am 19. Februar um 23.15 Uhr seine Free-TV-Premiere auf 3Sat feiert, ist ein richtiges Brett, das noch lange nachwirkt. Zartbesaitete werden hier wirklich über ihre Grenzen hinaus geführt.

    Falls ihr am heutigen Sonntag also vorhabt, „The Nightingale“ im Fernsehen zu schauen, müsst ihr euch auch keine Gedanken um etwaige Kürzungen machen. Obwohl der Rachefilm eine FSK-18-Freigabe hat, läuft er dank der Ausstrahlung nach 23 Uhr völlig ungeschnitten. Darüber hinaus kommt er ohne Werbeunterbrechungen aus. Falls ihr euch den Film daraufhin oder stattdessen direkt ins heimische Regal stellen oder in der englischsprachigen Originalfassung sehen wollt, könnt ihr auf Onlinehändler wie Amazon ausweichen, wo „The Nightingale“ auf Blu-ray und DVD zur Verfügung steht. Darüber hinaus gibt es den Film momentan auch bei Amazon Prime Video im Abo:

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    Darum geht's in "The Nightingale"

    Anfang des 19. Jahrhunderts lebt die Irin Clare (Aisling Franciosi) nach ihrer Verurteilung als nahezu Rechtlose in der britischen Strafkolonie Van Diemen's Land, dem heutigen Tasmanien. Mit ihrem Ehemann Eddie (Charlie Shotwell) hat sie eine gemeinsame Tochter und hofft darauf, dass der englische Lieutenant Hawkins (Sam Claflin) ihr bald die Freiheit gewährt. Im Gegenzug dafür verlangt dieser jedoch sexuelle Gefälligkeiten.

    Doch nach einer Konfrontation mit Eddie töten Hawkins und seine Kumpanen Clares Mann sowie die gemeinsame Baby-Tochter und vergewaltigen die hilflose Clare anschließend. Traumatisiert und besessen von Rache, verfolgt Clare die Offiziere in den wilden Busch Australiens und erhält dabei Unterstützung vom Ureinwohner Billy (Baykali Ganambarr), der den Konflikt zwischen den vertriebenen Einheimischen und den weißen Siedlern ebenfalls am eigenen Leibe erfahren hat...

    Ein richtig unangenehmes Seherlebnis

    Nach einer halben Stunde lässt Jennifer Kent die Katze aus dem Sack und zeigt auf, in welche Richtung sich „The Nightingale“ noch entwickeln wird. Während bereits von der ersten Minute in nahezu jeder Szene die Anspannung schwelt, die auf eine mögliche Eskalation hindeutet, ist es nach 30 Minuten so weit. Dabei fährt Kent nicht nur mit einer Mehrfachvergewaltigung auf, die Clare über sich ergehen lassen muss. Zusammen mit der Protagonistin muss man sich als Zuschauer*in danach auch noch mitansehen, wie erst ihr Mann und dann ihr Baby auf grausame Art und Weise umgebracht werden. Was bleibt, ist ein Gefühl der Leere, aus dem alsbald ein unbändiger Wunsch nach Rache resultiert.

    Eigentlich funktioniert „The Nightingale“ dabei nach dem klassischen Muster des Rape-And-Revenge-Subgenres. Jennifer Kennt aber baut nicht auf Exploitation, sondern behandelt im Prinzip die gleichen Themen, die auch schon „Der Babadook“ ausgemacht haben: Verlust, Trauer und Angst. Und genau diese drei Punkte sind es, die nicht nur die Menschen hier ausmachen, sondern auch dafür sorgen, dass Menschen zu Monstern werden. Zusammen mit dem Aborigine Billy (Baykali Ganambarr) begibt sich Clare auf die Jagd – und stößt dabei auf die Verheerungen eines Genozides, die sich hinter jeder Waldbiegung entfesseln.

    Koch Media
    Lieutenant Hawkins (Sam Claflin) kennt keine Gnade.

    Das Einzelschicksal von Clare wird in den Händen von Jennifer Kent zur Projektionsfläche, das sich auf das von grenzenloser Gewalt durchdrungene Klima einer historischen Ära übertragen lässt. In „The Nightingale“ geht es natürlich auch um Kolonialismus und damit um Ausbeutung und Massenmord.

    Der Film aber schlachtet seine Thematik nicht gezielt durch heftige Bilder aus, sondern möchte sich dem Thema auf emotionale Art und Weise nähern. Die Gegenüberstellung von Clare und Billy ist dabei durchaus clever geraten, weil sie nicht nur die Auswüchse des Kolonialismus an den beiden Charakteren deutlich macht, sondern auch, wie die Opfer miteinander verbunden sind, obwohl sie auf ganz anderen Seiten zu stehen glauben.

    Problematisch an „The Nightingale“ ist nur der Umstand, dass Kent nicht gänzlich auf Klischees verzichten kann. Das raubt dem Film zwar nichts von seiner brodelnden Wucht, aber wenn die Ureinwohner immerzu als der Spiritualität verfallenes Naturvolk dargestellt werden, dann hat das immer wieder ein Geschmäckle. Auch Hawkins, der einzig und allein dafür da ist, unheimlich böse zu sein, ist eine extrem eindimensionale Figur. Nichtsdestotrotz zeigt Jennifer Kent, dass sie sich nicht davor sträubt, wirklich unangenehme Töne anzuschlagen. „The Nightingale“ ist grausam, stimmungsvoll und wirkt noch lange nach.

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