Mein Konto
    Eine der denkwürdigsten Szenen in "Rocky" stand gar nicht im Drehbuch – und ist deswegen umso magischer!
    Maximilian Knade
    Maximilian Knade
    -Freier Autor
    Es gibt zu viele und es kommen immer neue dazu. Zu Maximilians All-Time Favorites zählen aber "Das Fenster zum Hof", "Fellinis Stadt der Frauen", "Goldrausch", "Angst essen Seele auf", "Mulholland Drive", "Uhrwerk Orange", "Die Verachtung", "Die zwölf Geschworenen" und "Nymphomaniac".

    Aufgrund des niedrigen Budgets kam es im ersten „Rocky“-Film zu einigen improvisierten Szenen. Eine davon hat besonders viel Herz, wenn man bedenkt, dass sie nicht geskriptet war.

    Das „Rocky“-Franchise ist Kult durch und durch. Nicht umsonst hält es sich – die „Creed“-Filme mitgerechnet – seit fast fünfzig Jahren am Leben. Boxfilme, die danach erschienen, mussten sich an Sylvester Stallones Auftritten als italienischen Hengst messen. Den Filmen gelang es, aus den Kämpfen Balbaos, eine eigene, kleine Lebensphilosophie zu basteln: Sie erzählt von der kämpferischen Kraft des Herzens, von Aufstiegswünschen und dem Finden der eigenen Berufung.

    Dabei gelingt es den Filmen immer wieder, Ausgangssituationen zu finden, von denen aus Rocky als Underdog startet, um den Zuschauer*innen zum Ende des Filmes den befreienden Gong des Aufstiegs zu ermöglichen. Damit diese Art von Charakter-Drama emotional funktioniert, etablierte das Team rundum Regisseur John G. Avildsen schon im ersten Film markante Wiedererkennungsmerkmale. Neben dem brillanten Score ist allem voran die Trainingsmontage zu nennen. In ihr werden die intensiven Kampfvorbereitungen Rockys emotional und zeitlich verdichtet dargestellt.

    Selbst für die 70er-Jahre waren Rockys Trainingsmethoden Oldschool: Er trinkt rohe Eier, joggt mit Ziegelsteinen in den Händen und boxt gegen Rinderhälften. Rockys Training dient nicht nur der Physis, sondern auch der Psyche. Es geht darum, auf sich selbst zurückgeworfen zu sein. Es ist nicht die einzige Symbolik, die wir in der Trainingsmontage finden. In einer Aufnahme, in der Rocky durch die vollen Straßen Philadelphias joggt, bekommt er von einem Händler ein Stück Obst zugeworfen. Die Geste untermalt Rockys Status als lokale Legende. Wenn man ihre Hintergrundgeschichte kennt, wirkt sie noch magischer.

    Ein legendärer Obstwurf

    Der erste Teil wurde mit einem relativ kleinen Budget von knapp einer Million US-Dollar finanziert. Dadurch gab es einige Szenen, die ohne festes Drehbuch auskommen mussten und bei deren Umsetzung man improvisierte. Dazu gehörten auch Aufnahmen der Trainingsmontage. Berichten zufolge soll Sly von einem Van aus durch die vollen Straßen Philadelphias gejoggt sein. Da die Szenen mehrfach gedreht werden mussten, lief er dieselbe Strecke mehrfach ab.

    Die Fußgänger*innen waren keine Statist*innen, sondern Menschen, die ihren normalen Alltag bestritten. Der Obstwurf stand demnach nicht im Drehbuch, sondern war die ehrliche Geste des Verkäufers. Als Zuschauer*innen hören wir zwar nicht, welche Worte Sly und er austauschen, die authentische Freundlichkeit merkt man der Szene jedoch an. Rocky ist beliebt auf den Straßen – selbst wenn man noch gar nicht weiß, wer er ist.

    facebook Tweet
    Ähnliche Nachrichten
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top