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    Heute im TV: Bildgewaltiges und extrem emotionales Abenteuerkino, in dem Brad Pitt einen Österreicher spielt!
    Pascal Reis
    Pascal Reis
    -Redakteur
    Pascal liebt das Kino von „Vertigo“ bis „Daniel, der Zauberer“. Allergisch reagiert er allerdings auf Jump Scares, Popcornraschler und den Irrglauben, „Joker“ wäre gelungen.

    In „Sieben Jahre in Tibet“ findet Brad Pitt als Bergsteiger Heinrich Harrer Zuflucht beim Dalai Lama. Das so berührende wie bildgewaltige Abenteuer von Jean-Jacques Annaud läuft am heutigen Sonntag im Free-TV.

    Obwohl Brad Pitt („Once Upon A Time in Hollywood“) Ende der 1990er-Jahre dank „Interview mit einem Vampir“, „Sieben“ und „12 Monkeys“ schon längst ein Superstar war, ist es trotzdem nicht all seinen Filmen aus dieser Zeit vergönnt gewesen, geradewegs zum modernen Klassiker aufzusteigen. Ein wenig in Vergessenheit geraten ist zum Beispiel das bildgewaltige, von Tatsachen inspirierte Abenteuer „Sieben Jahre in Tibet“ von „Der Name der Rose“-Macher Jean-Jacques Annaud.

    Heute, am 23. April 2023, könnt ihr euch erneut davon überzeugen, dass „Sieben Jahre in Tibet“ zu Unrecht oftmals übergangen wird, wenn der Film um 20.15 Uhr ohne Werbung auf 3Sat läuft. Falls ihr das Abenteuer mit Brad Pitt aber lieber in der englischen Originalsprache sehen wollt, könnt ihr einfach auf den Streamingdienst Netflix ausweichen, wo das Epos momentan im Abo zur Verfügung steht.

    Darum geht’s in "Sieben Jahre in Tibet"

    Deutschland im Jahre 1939: Der österreichische Bergsteiger Heinrich Harrer (Brad Pitt) lässt seine schwangere Frau zurück, um sich einer Himalaya-Expedition anzuschließen. Kaum an den Flanken des Nanga Parbat angekommen, macht sich das Ego von Harrer immer deutlicher bemerkbar und sorgt dafür, dass er sich mit dem Expeditionsleiter Peter Aufschnaiter (David Thewlis) mehr und mehr in die Haare bekommt.

    Ehe es zwischen den Männern so richtig kracht, treffen die beiden zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs auf britische Militärs, die ihr Recht als Kolonialmacht Indiens geltend machen und die Männer in ein Internierungscamp verfrachten. Erst 1994 gelingt der Ausbruch. Widerwillig raufen sich Harrer und Aufschnaiter zusammen und flüchten ins nahe Tibet. Dort schließt Harrer mit Tenzin Gyatso (Jamyang Jamtsho Wangchuk), dem 14. Dalai Lama, eine Freundschaft, die ihn für immer verändert...

    Ein ungemein kraftvolles Erlebnis

    In der offiziellen FILMSTARTS-Kritik ist „Sieben Jahre in Tibet“ mit 4,5 von 5 möglichen Sternen nur knapp am Meisterwerk-Status vorbeigeschrammt. Unser Autor Jan Hamm schreibt in seiner Besprechung: „Nach Meisterwerken wie ‚Am Anfang war das Feuer‘ oder ‚Der Name der Rose‘ zeigt Regisseur Jean-Jacques Annaud mit ‚Sieben Jahre in Tibet‘ einmal mehr, wie virtuos er atemberaubende Visualität und taktvolle Erzählung zu kombinieren versteht.“

    Die offizielle FILMSTARTS-Kritik zu „Sieben Jahre in Tibet“

    Zwar basiert der Film dabei auf dem ungewöhnlichen Leben Heinrich Harrers, letztlich aber erzählt „Sieben Jahre in Tibet“ hier seine eigene Geschichte. Die von Brad Pitt verkörperte Hauptfigur wird in ihrer unbedingten Geltungssucht, ihrer idealtypischen Maskulinität und ihrer Rücksichtslosigkeit auch als zutiefst infantil gezeichnet, was wichtig ist, um das langsame Erwachen des Protagonisten immer deutlicher zu machen. Brad Pitt glänzt dabei nicht nur als in seinem Ego verkapselter Narzisst, sondern auch als einfühlsamer Mann, der erst lernen muss, was Freundschaft bedeutet.

    Darüber hinaus ist „Sieben Jahre in Tibet“ absolut formidabel in Szene gesetzt. Nicht nur die Landschaftaufnahmen sind hier gemeint (die argentinischen Anden mussten das Himalaya-Gebirge aufgrund der fehlenden Dreherlaubnis in Indien ersetzen). Auch die detailversessen rekonstruierte Erhabenheit der verbotenen Stadt Lhasa sorgt für große Augen. Die 70 Millionen US-Dollar, die die Produktion von „Sieben Jahre in Tibet“ verschlang, geben sich auf jeden Fall zu erkennen:

    „Von der Architektur über die Textilien bis hin zur tibetanischen Küche wurde so detailliert gearbeitet, dass der kulturell damit vertraute Teil der Crew angeblich Probleme hatte, aus den Drehs in die Realität zurückzufinden. Rund 100 buddhistische Mönche, die das Umfeld ihrer Klöster nie verlassen hatten, konnte Annaud dazu motivieren, ihm auf die andere Seite des Planeten zu folgen. Yaks gibt es in den Anden freilich ebenso wenig, und so mussten die Tiere mit einem grotesken bürokratischen Salto aus Montana - mit Pässen samt Name, Geburtstag und Nasenabdruck (!) ausgestattet - eingeflogen werden.“

    Über all dem thront letztendlich aber die Sensibilität, mit der sich Jean-Jacques Annaud der Figuren annimmt. Die Freundschaft zwischen Brad Pitt und dem Dalai Lama entfesselt eine Einfühlsamkeit, die im Kino der 1990er-Jahre einen ganz besonderen Platz einnimmt. Ein großartiger Film.

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