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    Im Kino einst untergegangen, heute ein gefeiertes Meisterwerk: Genialer Psycho-Horror kehrt ins Heimkino zurück
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Er findet Streaming zwar praktisch, eine echte Sammlung kann es für ihn aber nicht ersetzen: Was im eigenen Regal steht, ist sicher vor Internet-Blackouts, auslaufenden Lizenzverträgen und nachträglichen Schnitten.

    Mit seiner Mischung aus absurdem Humor, ins Finstere verdrehten Seifenoperklischees, Krimigeschichte und surrealem Psycho-Horror legte der „Twin Peaks“-Film im Kino einst eine Bruchlandung hin. Nun erscheint der Kult-Klassiker in 4K fürs Heimkino.

    Der Wankelmut des Publikums lässt sich hervorragend anhand von „Twin Peaks“ aufzeigen: Zunächst holte David Lynchs Mystery-Serie erfreuliche Einschaltquoten, dann brachen sie drastisch ein. „Twin Peaks – Der Film“ war an den Kinokassen ein enormer Misserfolg – und fand im Gegensatz zur Serie kaum Rückhalt bei der Presse. Mittlerweile gelten aber Serie und Film als Meisterstreiche – weshalb die Serie für eine dritte Staffel zurückkehrte und der Film kürzlich eine Ehrenrunde im Kino drehte.

    Und nach der Wiederaufführung mit restauriertem Bild und Ton ist vor dem Heimkino-Comeback in verbesserter Qualität: Am 16. November 2023 erscheint „Twin Peaks – Der Film“ erstmals in 4K im Heimkino – und zwar als limitierte Steelbook-Edition:

    Falls es euch schon jetzt in den Fingern juckt, den unheimlichen (und trocken-komischen) 90er-Kult wieder (oder erstmals) zu sehen: „Twin Peaks – Der Film“ ist bei Paramount+ im Abo enthalten – den Service gibt es sowohl via Amazon Prime Video Channels* als auch als eigenständigen Dienst*.

    Wichtig für alle „Twin Peaks“-Neulinge: Zwar ist der Kinofilm ein Prequel zur Fernsehserie und es ist möglich, ihm ohne Kenntnis der Serie zu folgen (jedenfalls so sehr, wie man lyncheskem Psycho-Horror folgen kann). Allerdings empfiehlt es sich, das „Twin Peaks“-Universum in der Veröffentlichungsreihenfolge zu erkunden – vor allem, um sich beim ersten Anschauen das den Einstieg erleichternde, zentrale Rätsel nicht zu versauen.

    Daher solltet ihr idealerweise zuerst die ersten beiden „Twin Peaks“-Staffeln schauen, dann den Film und dann die dritte Staffel. Die Serie ist, genauso wie der Film, bei Paramount+ abrufbar – sei es via Prime Video Channels* oder direkt bei Paramount+*.

    "Twin Peaks – Der Film": Skurril, tragikomisch und verwirrend-finster

    Im verschlafenen Örtchen Deer Meadow wird die Prostituierte Teresa Banks (Pamela Gidley) eiskalt ermordet. Die zuständigen FBI-Agenten geraten bei den Ermittlungen in eine Sackgasse, weshalb sie Special Agent Dale Cooper (Kyle MacLachlan) zum Fall hinzuziehen. Doch auch er muss sich mangels brauchbarer Spuren geschlagen geben und bricht seine Ermittlungen ab. So beginnt eine Kettenreaktion, die ein Jahr später das Leben der 17-jährigen Laura Palmer (Sheryl Lee) aus Twin Peaks drastisch beeinflusst...

    Für einen Filmschaffenden, der derart angesehen ist und das Arthouse dermaßen prägte, hat David Lynch eine überraschende Faszination für Seifenopern. Dieses Interesse (das womöglich eine ehrliche Begeisterung darstellt) zeigt Lynch besonders offen in seinem bislang letzten Kinofilm „Inland Empire“ – sowie in seinen „Twin Peaks“-Projekten.

    Neu im Heimkino: Drei Stunden WTF-Kino, das man unbedingt gesehen haben muss – pure Fantasie und reinster Horror!

    Die muten nämlich phasenweise so an, als sei ein Schundroman-Detektiv voller Charisma in eine Seifenoper gestolpert. Die gerät indes aus den Fugen, so dass all ihr Pathos zu Furcht, tief sitzendem Schmerz und beklemmender Ratlosigkeit mutiert. Und so, wie sich schon einige namhafte Persönlichkeiten für einen Gastauftritt in Seifenopern hergegeben haben, schneit im „Twin Peaks“-Film einfach Pop-Legende David Bowie vorbei.

    Doch unter Lynchs Regie kommt selbstredend eine Absurdität zustande, die normale Seifenopern nicht einmal versehentlich hinbekommen würden. Dass der Film trotzdem nicht als trockenkomische Genre-Dekonstruktion in Erinnerung geblieben ist, sondern als aufwühlender Psycho-Horror, liegt derweil am schmierig-surrealen Reigen aus Sex, Gewalt, Ekel und Hilflosigkeit, in den er sich spätestens im letzten Drittel hineinsteigert.

    Wo sich eine Soap im Zweifel in abstruse Twists flüchtet, stürzt sich ein Lynch halt in Albtraumlogik – mit unter die Haut gehendem Sounddesign und kalte Gänsehaut erzeugenden, desorientierenden Anblicken.

    Stephen King hat eine der kultigsten Horror-Reihen der 80er Jahre gerettet – und das sogar zweimal!

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