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    Der immer noch beste und verstörendste Kriegsfilm aller Zeiten – jetzt in der wirklich finalen Fassung streamen
    Stefan Geisler
    Stefan Geisler
    -Redakteur
    Stefan liebt Film. Er vermisst die wöchentlichen Besuche in der Videothek, denn das ziellose Umherirren in den Gängen hat ihm Seherfahrungen wie "Donnie Darko" oder "Fear and Loathing in Las Vegas" beschert.

    Francis Ford Coppolas „Apocalypse Now“ ist ein psychedelischer Ritt durch die grausame Hölle des Vietnam-Krieges. Und keine Fassung ist dabei besser als der Final Cut, den ihr bei Streaming-Anbietern wie Amazon Prime Video streamen könnt.

    Nicht nur für den Autor dieses Artikels ist „Apocalypse Now“ ein beeindruckendes Film-Monument, das wie kein zweites den Wahnsinn des Krieges in intensive, rauschhafte und bisweilen auch verstörende Bilder zu packen weiß – auch in unserer FILMSTARTS-Kritik gibt es mit 5 von 5 Sternen die absolute Höchstwertung. Basierend auf der Erzählung „Herz der Finsternis“ von Joseph Conrad hat Regisseur Francis Ford Coppola einen ganz eigenen Ansatz gefunden, um die Geschichte um Ausbeutung, die Gräueltaten des Kolonialismus und die Verstand-zersetzenden Folgen von Gewalt und Brutalität auf die Wirren des Vietnam-Krieges zu übertragen.

    Wer diesen verstörenden Anti-Kriegsfilm-Trip noch nicht gesehen hat, sollte zu keiner anderen Fassung als dem „Final Cut“ greifen! Für diese 2019 veröffentlichte Version des Meisterwerks hat Regie-Legende Coppola noch einmal selbst Hand angelegt und die perfekte Schnittfassung des Films abgeliefert, die eben jenen aberwitzigen Wahnsinn liefert, den die Kinofassung stellenweise vermissen ließ, sich jedoch von dem Ballast der überlangen „Redux“-Fassung trennt.

    „Apocalypse Now: The Final Cut“ kann aktuell im Abo von Paramount+ gefunden werden:

    Ein langer Weg bis zur perfekten Fassung

    Francis Ford Coppolas Meisterwerk „Apocalypse Now“ erschien 1979 und feierte in diesem Jahr bei den Filmfestspielen von Cannes Premiere. Die Kinofassung ist dabei eine stark gekürzte und geschnittene Version von Coppolas eigentlicher Vorstellung. Die Anpassungen wurden getätigt, da man befürchtete, dass die Länge und der surreale Ton des Films einige Zuschauer*innen verschrecken könnte. Um den Film so massentauglich wie möglich zu machen, wurden signifikante Kürzungen vorgenommen.

    Jahre später erkannte Coppola dann, dass er mit der Kinoversion nicht zufrieden war. Der avantgardistische Ton des Films, die psychedelischen Einschübe, der als Reise in den Mittelpunkt des Wahnsinns angelegt wurde, wobei jede Station weiter in den fiebertraumhaften Kaninchenbau von Gewalt, Verrücktheit und Kriegswirren führt, spiegelten nicht nur das allgemeine Verständnis dieses Krieges wider, sondern trafen auch den künstlerischen Zeitgeist jener Epoche. Eine neue Version musste her und so war „Apocalypse Now: Redux“ geboren, in den Coppola all jene Szenen packte, die der Kinoversion 1979 zum Opfer gefallen waren.

    2019, also anlässlich des 40-jährigen Jubiläums des Films, stellte Coppola mit dem Final Cut noch einmal die endgültige Schnittfassung des Films vor. Während die Kinofassung 153 Minuten umfasste und „Redux“ mit 202 Minuten knapp 50 Minuten zusätzliche Szenen enthielt, pendelt sich der „Final Cut“ mit 183 Minuten in der goldenen Mitte ein. Das führt dazu, dass zwar alle die störenden Schnitte aus der Kinofassung wegfallen, der Film jedoch generell etwas gestraffter und stimmiger daherkommt, als die ausladende „Redux“-Fassung.

    Das ist "Apocalypse Now: The Final Cut"

    Wie eingangs bereits erwähnt, basiert „Apocalypse Now“ auf der Erzählung „Herz der Finsternis“ von Joseph Conrad, doch statt auf einem Flussdampfer in Zentralafrika schippert hier Captain Benjamin L. Willard (Martin Sheen) mit einer Gruppe GIs von Saigon aus auf dem Nung River, um im neutralen Nachbarland Kambodscha den abtrünnigen Colonel Walter E. Kurtz (Marlon Brando) auszuschalten. Dieser hat sich dort mit Hilfe einiger desertierter US-Soldaten und Einheimischen ein eigenes Reich aufgebaut und wird von seinen Untergebenen wie ein Gott behandelt.

    Warum der Colonel eine Bedrohung für das amerikanische Militär darstellt, bleibt in diesem kafkaesken Fiebertraum unbeantwortet. Auf ihrer Reise durch das Kriegsgebiet in Vietnam erwartet das Sonderkommando dabei verstörende Szenen. Gnadenlose Gewalt, exzentrische Militärs und ein chaotischer Wahnsinn, der verstärkt auch auf die Besatzung des kleinen Patrouillenbootes überzugreifen scheint, je weiter sie sich den Nung River der Grenze Kambotschas nähern...

    Übrigens: Wer nach „Apocalypse Now: The Final Cut“ noch nicht genug hat, dem sei dringend die Dokumentation „Reise ins Herz der Finsternis“ empfohlen, in welchem die abenteuerliche vierjährige Dreh- und Bearbeitungsgeschichte des Films thematisiert wird.

    Krankheiten, schwere Arbeitsbedingungen, unter denen die Schauspieler*innen und die Crew des Meisterwerks zu leiden hatten, und die explodieren Kosten der Produktion drohten dabei mehr als einmal das Filmprojekt und die Karriere von Coppola gleichermaßen zu zerstören.

    Streaming-Tipp mit FSK 18: Einer der verstörendsten & fiesesten Filme überhaupt – Quentin Tarantino liebt ihn!

    Dies ist eine überarbeitete Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.

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