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    Wetten, dass ihr diese "Star Wars"-Fassung noch nie gesehen habt?
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Sein erster Kinofilm war Disneys „Aladdin“. Schon in der Grundschule las er Kino-Sachbücher und baute sich parallel dazu eine Film-Sammlung auf. Klar, dass er irgendwann hier landen musste.

    Wer braucht schon blaue Milch: In einer ganz besonderen Fassung der „Star Wars“-Trilogie schnappen sich Luke Skywalker, Obi-Wan Kenobi und der Imperator in wichtigen Wendemomenten erst mal ein eiskaltes Bier! Glaubt ihr nicht? Lucasfilm freut das!

    Was, wenn Obi-Wan Kenobi während eines ernsten Gesprächs Luke Skywalker kein Lichtschwert holen würde – sondern eine Kühlbox öffnet, um sich eiskaltes Bier zu schnappen? Das klingt wie eine Comedy-Einlage aus den „Star Wars“-Sonderfolgen von „Family Guy“ oder aus der Popkultur-Parodieserie „Robot Chicken“, ging so aber tatsächlich unter dem Titel „Star Wars – Episode IV: Eine neue Hoffnung“ über den Äther!

    Und um noch mehr Verwirrung zu stiften: Dafür gab es eine prestigeträchtige Auszeichnung – allerdings auch einen bitterbösen Brief von Lucasfilm, der Produktionsfirma des „Star Wars“-Schöpfers George Lucas. Falls ihr nun völlig verwirrt sein solltet, keine Sorge: Wir verraten euch die ganze Geschichte!

    Möge das chilenische Bier mit dir sein!

    Wer das lineare Fernsehen der 2000er-Jahre miterlebt hat, erinnert sich wahrscheinlich: Zu dieser Zeit waren Privatsender experimentierfreudig, wenn es um Werbung ging. Ein südamerikanischer Kanal schaltete dabei allerdings in den Hyperdrive!

    Der chilenische TV-Sender Canal 13 zeigte im Dezember 2003 die ursprüngliche „Star Wars“-Trilogie und verzichtete dabei auf die üblichen Programmtrenner, die den Beginn der Werbung erkenntlich machen. Stattdessen zeigte er Werbespots, die gezielt so gestaltet wurden, dass man glatt glauben konnte, sie gehören noch zum Film.

    Also sieht es so aus, als würde Obi-Wan Kenobi während einer Unterhaltung Luke Skywalker ein Bier anbieten. Der eigentliche Film und der kurze Bier-Werbeclip, der die Ästhetik der von ihm unterbrochenen Szene nachahmt, wurden allein durch ein einzelnes (und daher leicht versäumtes) schwarzes Bild getrennt.

    Um aufzuzeigen, wie nahtlos der Übergang zwischen Film und Werbung ist, hat X-Userin HeyItsWindy die englische Originaltonspur wieder über die von den Spots unterbrochenen Filmausschnitte gelegt:

    Aufgrund des dreisten tonalen Bruchs und des visuell nahezu nahtlosen Übergangs mag das wie ein Internet-Fake wirken. Zumal es auch Lukes Jedi-Training bei Yoda in „Star Wars – Episode V: Das Imperium schlägt zurück“ traf:

    Oder den großen Finalkampf zwischen Luke und dem Imperator in der ursprünglichen „Star Wars“-Abschiedsvorstellung, „Star Wars – Episode VI: Die Rückkehr der Jedi-Ritter“:

    Allerdings handelt es sich bei diesen Clips nicht um viral gegangene Internetscherze, sondern wirklich um eine preisgekrönte Werbekampagne. Eine Sammlung der Originalschnipsel (dann selbstredend in spanischer Sprache) findet ihr übrigens auf YouTube.

    Originelle Werbung, große Resonanz

    Verantwortet wurden die gewitzten sowie superdreisten Spots für Cerveza Cristal von den Werbeagenturen IMD Chile und Efex. Die durften ihre Aktion als Erfolg verbuchen: Aufgrund der praktisch unbemerkbaren Ankündigung, dass ein Werbeblock beginnt, ergaben Marktforschungen, dass das TV-Publikum viel seltener als bei Werbebeginn üblich weggeschaltet hat.

    Außerdem habe die Kampagne das Image der Biermarke verjüngt und sich positiv auf die Verkaufszahlen ausgewirkt. Das behaupteten zumindest die für die Kampagne mitverantwortlichen Markenmanager gegenüber dem Werbe-Fachmagazin Ad Age. Auch Canal 13 war zufrieden mit der Wirkung der Spots und gab für Frühjahr 2004 ähnliche Reklame in Auftrag, die in „American Beauty“, „Gladiator“ und „Notting Hill“ eingefügt wurde.

    In der Werbeindustrie schlug die Kampagne große Wellen: Sie wurde zum Beispiel beim Cannes Lions International Festival Of Creativity, der prestigereichsten Veranstaltung der Werbebranche, mit dem Grand Prix ausgezeichnet. 2009 fand sie zudem Einzug in die Ibero-American Hall Of Fame. In der Zwischenzeit hatte aber auch Lucasfilm von der Kampagne Wind bekommen und reichte beim chilenischen Rat für Werbeethik Beschwerde ein:

    Die Spots würden gegen das Urheberrecht verstoßen und zudem widerrechtlich die Grenzen zwischen Werbung und Programm verwischen. Daraufhin wurde die Kampagne begraben – den Cerveza-Cristal-Werbejingle kriegt man dadurch aber auch nicht schneller aus dem Kopf.

    Der teuerste Film in der Geschichte des Kinos: Er verschlang 533 Millionen Dollar und verhalf einer ikonischen Sci-Fi-Saga zu neuem Leben

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