Vor 31 Jahren wurde eine legendäre Videospielreihe auf die große Leinwand gebracht: „Street Fighter“. Die Kino-Adaption mit Jean-Claude Van Damme in der Hauptrolle erwies sich mit einem Einspielergebnis von fast 100 Millionen US-Dollar (gegenüber einem Budget von 35 Millionen) als Box-Office-Erfolg …
… doch wie die meisten Videospielverfilmungen dieser Zeit kam „Street Fighter“ weder beim Publikum noch bei der Fachpresse sonderlich gut an. Die US-amerikanische Kritiken-Sammelseite Rotten Tomatoes zählt so gerade einmal elf Prozent an überwiegend positiven Rezensionen, während auch nur 20 Prozent der Nutzer*innen Gefallen an dem von „Stirb langsam“-Drehbuchautor Steven E. de Souza inszenierten Actioner fanden.
Hinter den Kulissen sah es dabei nicht viel besser aus: Die Entstehung des Films, in dem es Van Damme als Colonel William Guile mit dem skrupellosen General M. Bison (Raúl Juliá) aufnimmt, glich nicht nur für den Regisseur einem regelrechten Albtraum...
De Souza und die Produzenten hatten von Anfang an unterschiedliche Vorstellungen: Während dem „Phantom Kommando“-Autor ein geradlinig-konzentriertes Abenteuer in „James Bond“-Manier vorschwebte, drängte das Studio darauf, so viele Charaktere wie möglich in „Street Fighter“ unterzubringen – schließlich gibt es auch in den Spielen zahlreiche spielbare Figuren.
Zudem erzwangen die Studioverantwortlichen die Verpflichtung von Van Damme und „Addams Family“-Star Raúl Juliá, deren Beteiligung einen Großteil des zur Verfügung stehenden Budgets verschlang – das so natürlich an anderen Stellen fehlte. Doch damit nicht genug.
Denn Van Damme kostete nicht nur viel Geld, sondern sorgte auch für weitere Probleme. Der „Bloodsport“-Star selbst gab später zu, zum Zeitpunkt der Entstehung von „Street Fighter“ stark kokainsüchtig gewesen zu sein. Das nutzte de Souza aus, um im Interview mit The Guardian selbst über den Katastrophen-Dreh auszupacken:
Regisseur teilt gegen Van Damme aus
„Damals konnte ich nicht darüber sprechen, aber jetzt kann ich es: Jean-Claude war völlig zugedröhnt“, so der 77-Jährige. „Das Studio hatte eine Art Betreuer eingestellt, der sich um ihn kümmern sollte, aber leider übte dieser selbst einen schlechten Einfluss aus. [Van Damme] meldete sich so oft krank, dass ich immer wieder das Drehbuch durchsehen musste, um irgendetwas Anderes filmen zu können – ich konnte ja nicht einfach stundenlang herumsitzen und auf ihn warten. Zweimal erlaubten ihm die Produzenten, nach Hongkong zu fahren, und beide Male kam er zu spät zurück – einmal ist er am Montag überhaupt nicht erschienen.“
Keith Haygate, der als Regieassistent an „Street Fighter“ beteiligt war, bläst in ein ähnliches Horn: So sei es „extrem schwierig gewesen, mit [Van Damme] zu arbeiten“, und es gebe eine Menge Geschichten, die er an dieser Stelle nicht erzählen könne – die aber allesamt mit seinem Drogenkonsum und daraus resultierendem schlechten Benehmen zusammenhingen.
Van Damme war zugekokst, Raúl Juliá schwer krank
Auch die Besetzung von Raúl Juliá sorgte für Schwierigkeiten, wenn auch auf eine andere Art und Weise: Der Schauspieler (der noch im selben Jahr einem Schlaganfall erliegen sollte) litt an Magenkrebs – und bis zu seinem Eintreffen am Filmset wusste niemand etwas von seiner Erkrankung oder der zermürbenden Behandlung, der er sich unterziehen musste.
„Ich bekam einen Anruf von unserer Kostümberaterin“, erinnert sich de Souza. „Sie war schon einen Tag vor uns losgefahren, um Raúl zu treffen, und sie sagte: ‚Wir haben ein Problem. Er sieht grässlich aus, wie ein Skelett.‘ Wir dachten: ‚Oh Gott, was sollen wir tun? Wir können ihn nicht vor die Kamera stellen.‘ Und so beschlossen wir, alle Szenen mit Raúl ans Ende der Produktion zu verschieben, damit er an Gewicht zulegen konnte […].“

Schlussendlich standen die „Street Fighter“-Macher noch vor großen logistischen Hürden, schließlich mussten sie mit einem sehr geringen Budget einen zehnwöchigen Dreh in Thailand und Australien stemmen.
„Nach zehn Tagen in Bangkok lagen wir sechs Tage hinter dem Zeitplan, das war eine Tortur“, erzählt de Souza. „Also habe ich einen alten John-Ford-Trick angewandt: Ich schlug das Drehbuch auf, riss eine Seite heraus und sagte: ‚So, jetzt sind wir wieder in der Zeit.‘“ Diese Maßnahme wiederum sorgte für Verwirrung bei den Stars und sichtbare Unebenheiten im fertigen Produkt – doch augenscheinlich war de Souza ab einem bestimmten Zeitpunkt einfach alles egal, solange der Film nur irgendwann im Kasten sein würde!
Übrigens hatte auch Action-Meister John Woo so seine Probleme mit Van Damme. Mehr dazu erfahrt ihr im folgenden Artikel:
"Ich war ziemlich schockiert": Action-Legende packt über Jean-Claude Van Damme und die Arbeit in Hollywood ausEin ähnlicher Artikel ist zuvor auf unserer spanischen Schwesternseite Sensacine.com erschienen.
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