Heimkino-Highlight: Dieses Sci-Fi-Meisterwerk ist sogar (noch) besser als "Interstellar" – jetzt zum ersten Mal auf Blu-ray!
Sidney Schering
Sidney Schering
-Freier Autor und Kritiker
Er findet Streaming zwar praktisch, eine echte Sammlung kann es für ihn aber nicht ersetzen: Was im eigenen Regal steht, ist sicher vor Internet-Blackouts, auslaufenden Lizenzverträgen und nachträglichen Schnitten.

Mit „Solaris“ schuf Meisterregisseur Andrei Tarkovsky einen nachdenklichen und bildgewaltigen Klassiker des Science-Fiction-Kinos. Diese Woche erscheint er endlich im deutschen Heimkino in restaurierter Qualität auf Blu-ray!

Regisseur Andreï Tarkovsky gehört in einen erlesenen Kreis von Filmschaffenden: Nahezu jede seiner Arbeiten hat sich mit Fug und Recht Meisterwerk-Status erarbeitet. Daher wird Tarkovskys Vita seit Dekaden nicht nur von der Fachpresse und Filmhistoriker*innen zelebriert, sie wird auch kontinuierlich von neuen Generationen an Filmfans ins Herz geschlossen. Dazu trägt zweifelsohne bei, dass sich Tarkovsky auf poetisches Kino spezialisierte, das auf fabelhafte Weise Emotionen weckt.

Kurios, dass diesem Ansehen zum Trotz Tarkovskys Filmografie hierzulande bislang eher lieblos fürs Heimkino ausgewertet wurde. Doch glücklicherweise wird dieser Umstand nun korrigiert: Am 6. Februar 2025 feiert der Science-Fiction-Meilenstein „Solaris“ seine hiesige Blu-ray-Premiere – in restaurierter Bild- und Tonqualität als Special Edition!

Die Special Edition enthält den bahnbrechenden Film sowohl im russischen Originalton als auch in sogleich zwei deutschen Synchronfassungen. Der Sci-Fi-Klassiker ist nämlich in der damaligen DDR von der DEFA synchronisiert worden und im Westen Deutschlands im Auftrag der ARD.

Als Bonusmaterial enthält die Edition zudem ein digitales Booklet über die Entstehung und Hintergründe von „Solaris“, einen Audiokommentar und Featurettes wie ein Special über die philosophische Komponente des Films. Darüber hinaus wird auch „Stalker“*, ein weiteres Meisterwerk Tarkovskys, endlich auf Blu-ray veröffentlicht!

"Solaris": Ein lebender Planet und ein Spiegel fürs eigene Innenleben

Die Menschheit hat in der Erkundung des Weltraums gewaltige Sprünge gemacht: Seit vielen Jahren untersuchen wissenschaftlich versierte Crews den faszinierend-sonderbaren Planeten Solaris. Bei ihm handelt es sich um ein organisches, allem Anschein nach denkendes Gebilde, das ein Plasma-Ozean umspült.

Da die letzten drei noch lebenden Mitglieder der einst 85-köpfigen, frei über dem Solarischen Ozean schwebenden Raumstation unter einem halluzinatorischen Syndrom leiden, erhält Psychologe Kris Kelvin (Donatas Banionis) den Auftrag, diesen Phantomerscheinungen auf den Grund zu gehen. Im Zuge dessen geschehen eigenartige Dinge – und Kelvin begegnet seiner eigenen Vergangenheit...

Solaris
Solaris
Starttermin 1. Januar 1977 | 2 Std. 45 Min.
Von Andreï Tarkovsky
Mit Natalya Bondarchuk, Donatas Banionis, Jüri Järvet
Pressekritiken
3,9
User-Wertung
3,7
Filmstarts
4,5

„Solaris“ basiert auf dem gleichnamigen Roman* des gefeierten Schriftstellers Stanisław Lem – und was viele Filmfans vergessen: Tarkovskys Verfilmung ist nicht die erste Adaption der aufgrund ihrer Mehrdeutigkeit viel diskutierten Vorlage. Bereits 1968, nur vier Jahre vor seinem Kinofilm, entstand in der damaligen UdSSR ein zweiteiliger Fernsehfilm. Dreißig Jahre nach Tarkovskys Film startete wiederum eine weitere „Solaris“-Adaption im Kino: „Ocean's 11“-Regisseur Steven Soderbergh verfilmte den Stoff mit George Clooney in der Hauptrolle.

Clooneys Starpower genügte aber nicht, um die Hollywood-Produktion an die wohl ikonografischste Variation der „Solaris“-Stoffs vorbeiziehen zu lassen: Es ist Tarkovskys Adaption, die im offiziellen FILMSTARTS-Ranking der besten Sci-Fi-Filme aller Zeiten landete und unter anderem an Christopher Nolans „Interstellar“ sowie Denis Villeneuves „Arrival“ vorbeizog:

Die besten Science-Fiction-Filme aller Zeiten

Die anhaltende Faszination, die von „Solaris“ ausgeht, lässt sich gewiss auch darauf zurückführen, wie der brillante und viel zu früh verstorbene Regisseur die Erfüllung von Genre-Erwartungen mit seinen eigenen, erzählerischen Sensibilitäten ausbalanciert: „Solaris“ bietet imposante Bilderwelten und fantasievoll-gewaltige Raumfahrt-Impressionen. Und streckenweise erzeugt Tarkovsky mit meisterhafter Hand eine klaustrophobische Atmosphäre, die für zu Berge stehende Nackenhaare sorgt.

Gleichwohl legt Tarkovsky das Hauptaugenmerk auf eine das Publikum zur Introspektive auffordernde, meditative Stimmung: Bilder und Handlungen, die zur Selbstreflexion einladen und großen Interpretationsraum bieten – auf klare Antworten wird bewusst verzichtet, ebenso auf einen verkopften Beiklang. „Solaris“ ist kein Film, nach dem man sich dumm vorkommen soll, weil man in einem flüchtigen Augenblick den Schlüssel versäumt hat, der dem Publikum das Ende erschließt.

„Solaris“ ist ein Film, den man erhellt verlässt, weil Tarkovskys Kosmos-Requiem mit poetischer Stilsicherheit sowie eindrucksvoller Beharrlichkeit dazu anregt, in entlegeneren Winkeln des eigenen Verstands zu kramen. Dabei drängen sich auch Gewissensfragen auf – so sehr, dass Stanisław Lem einst bemängelte, Tarkovsky hätte aus seinem Roman eine Art Weltall-„Schuld und Sühne“ gemacht. Doch es gibt noch viele weitere Facetten in diesem Sci-Fi-Meilenstein zu entdecken, weshalb der Film immer wieder aufs Neue fasziniert!

Und falls ihr nach „Solaris“ auf der Suche nach einem actionreicheren Sci-Fi-Film seid, könnt ihr ja prompt zu folgendem Heimkino-Tipp greifen:

Der zweitbeste Thriller aller Zeiten: Sci-Fi-Meisterwerk von Christopher Nolan bekommt Neuauflage im Heimkino

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