"Verdammt großartig": Quentin Tarantino feiert diesen Mega-Flop – obwohl er lange als einer der schlechtesten Filme aller Zeiten galt!
Michael Bendix
Michael Bendix
-Redakteur
Schaut pro Jahr mehrere hundert Filme und bricht niemals einen ab. Liebt das Kino in seiner Gesamtheit: von Action bis Musical, von Horror bis Komödie, vom alten Hollywood bis zum jüngsten "Mission: Impossible"-Blockbuster.

Vor 30 Jahren brachte Paul Verhoeven seinen „Basic Instinct“-Nachfolger in die Kinos – und kassierte dafür jede Menge Häme. Während sich der Blick auf den Film mittlerweile gewandelt hat, war Quentin Tarantino seiner Zeit schon damals voraus.

„Langweilig“, „nervig“, „deprimierend“, „lächerlich“, „misogyn“: Das sind nur einige der Adjektive, mit denen vor 30 Jahren die nach „Basic Instinct“ zweite Zusammenarbeit zwischen Drehbuchautor Joe Eszterhas und Regisseur Paul Verhoeven geschmäht wurde, nämlich „Showgirls“.

1995 wurde die Geschichte um die junge Nomi Malone (Elizabeth Berkley), die in Los Angeles Karriere als Tänzerin machen will und in einen Konkurrenzkampf mit der Stripperin Cristal Connors (Gina Gershon) um die Gunst des Publikums und des schmierigen Nachtclubbesitzers Zack Carey (Kyle MacLachlan) gerät, nahezu einhellig verrissen.

Showgirls
Showgirls
Starttermin 25. Januar 1996 | 2 Std. 11 Min.
Von Paul Verhoeven
Mit Elizabeth Berkley, Kyle MacLachlan, Gina Gershon
Pressekritiken
2,3
User-Wertung
2,0
Filmstarts
0,5
Im Stream

Zu den zahlreichen negativen Kritiken gesellten sich sieben Auszeichnungen mit dem Schmähpreis Goldene Himbeere (u.a. als Schlechtester Film) sowie ein miserables Einspielergebnis von 37,7 Millionen US-Dollar (bei einem Budget von 45 Millionen). Doch um einen hoffnungslosen Fall handelt es sich bei „Showgirls“ nicht:

Obwohl die US-amerikanische Kritiken-Sammelseite Rotten Tomatoes noch immer lediglich 23 Prozent an überwiegend positiven Rezensionen zählt, wurde der Film seit seinem Erscheinen von verschiedenen Kritiker*innen und Filmschaffenden einer Neubewertung unterzogen.

Jonathan Rosenbaum war nur einer von vielen Filmkritikern, die in „Showgirls“ eine grelle Showbiz- und Kapitalismus-Satire erkannten. Der französische Regiemeister Jacques Rivette („Céline und Julie fahren Boot“) bezeichnete ihn bereits im Jahr 1999 als „einen der großen amerikanischen Filme der letzten Jahre“.

Noch früher war Quentin Tarantino dran, der die Qualitäten des „schmutzigsten Big-Budget-Studiofilm[s] […] und sofortigen Camp-Klassiker[s]“ (Janet Maslin in der New York Times) schon kurz nach dessen Erscheinen erkannte. In Gerald Pearys Buch „Quentin Tarantino: Interviews, Revised and Updated*“ kann man nachlesen, was der Kult-Regisseur im Jahr 1996 über „Showgirls“ zu sagen hatte (via IndieWire):

Quentin Tarantino über "Showgirls"

„Ich fand ‚Showgirls‘ verdammt großartig. Ich denke darüber nach, einen Artikel [in der Zeitschrift] Film Comment zu schreiben – eine komplette und uneingeschränkte Verteidigung von ‚Showgirls‘. Das Tolle, das Großartige [an dem Film], und ich meine großartig mit einem großen G, ist, dass in den letzten 20 Jahren nur ein einziges weiteres Mal ein großes Studio einen vollwertigen, gigantischen, hochbudgetierten Exploitation-Film gemacht hat: ‚Mandingo‘, einer meiner Lieblingsfilme [Anm.: den Tarantino auch in „Django Unchained“ direkt zitiert].

‚Showgirls‘ ist das ‚Mandingo‘ der 90er-Jahre. Und das Großartige daran ist, dass niemand außer Paul Verhoeven den Mut gehabt hätte, den Film so zu drehen, wie er gedreht werden musste. Er wusste, dass er einen Exploitation-Film machte.“

Übrigens verteidigt Tarantino auch jenes Werk, das von der FILMSTARTS-Community zum schlechtesten Science-Fiction-Film aller Zeiten gewählt wurde. Um welchen Film es geht, erfahrt ihr im nachfolgenden Artikel:

Alle hassen diesen Sci-Fi-Flop, nur Quentin Tarantino liebt ihn: "Das ist es, was ich schreiben will!"

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