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    Ironie vom Allerfeinsten: Guttenberg-Parodie "Der Minister" steht unter Plagiatsverdacht

    Die Plagiatsaffäre unseres ehemaligen Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg schlug in den Medien so hohe Wellen, dass mit "Der Minister" sogar ein Film über das politische Debakel entstand. Da scheint es nun beinahe wie ein schlechter Witz, dass bei der humorvoll angelegten Satire der Verdacht auf Plagiat vorliegt.

    Das Karriere-Ende von Guttenberg glich einem Drama. Der daraus resultierende Film machte den spektakulären Fall zu einer Satire. Mit Topquoten begeisterte Uwe Jansons "Der Minister" die Zuschauer vor den Mattscheiben und ist seit gestern (13. März 2013) auch auf DVD und Blu-ray erhältlich. Wer glaubt, damit sei die Akte Karl-Theodor zu Guttenberg endgültig geschlossen, der irrt: Laut einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung soll der Sat.1-Film doch tatsächlich mehrere Textpassagen enthalten, die -oh Schreck- so oder zumindest doch so ähnlich schon einmal verwendet worden sind. Der Film über eine Plagiatsaffäre wird damit also selbst zur Plagiatsaffäre.

    Anlass zu diesem vor Ironie geradezu triefendem Vorwurf gab unter anderem der Satz "Es gibt zwei Arten von Sesseln, entsprechend dem Minister, Typ eins fällt leicht um, und das andere Modell dreht sich ständig im Kreis." In der ersten Folge der britischen Satire "Yes, Minister" heißt es im direkten Vergleich wie folgt: "It used to be said there two kinds of chairs to go with two kinds of Minister: one sort folds up instantly; the other sort goes round and round n circles."

    Auch dem Schriftsteller und ehemaligen Titanic-Chefredakteur Oliver Maria Schmitt kamen mehrere Pointen in dem Guttenberg-Film sehr bekannt vor. Mehr noch – sie sollen von ihm persönlich stammen. So schrieb er in der Magazin-Ausgabe 2/2011 über den Afghanistan-Besuch des Ministerpaares folgendes: "Ich möchte mir als Bürgerin, Frau und Mutter zweier entzückender Kinder und neuerdings auch Kinderschänderschreck selbst ein Bild von der Arbeit unserer Schutzstaffel machen." Eben diesen Satz gab Alexandra Neldel alias Viktoria von Donnersberg auch im TV-Film zum Besten.

    Drehbuchautorin Dorothee Schön äußerte sich gegenüber der FAZ wie folgt zu den Vorwürfen: "Das Ganze ist auch eine Mediencollage. Ich verneige mich vor der 'Titanic' und dem Spott, den sich über Guttenberg ausgegossen haben. Deren Qualität erkenne ich gerne an. Sie haben mich sicherlich genauso inspiriert wie die 'Bild'-Zeitung. Aber auch Guttenbergs Stil ('ich traue Politikern nur so weit, wie ich einen Konzertflügel schmeißen kann') habe ich natürlich verwendet."

    Schmitt indessen habe nicht vor gegen die Produktionsfirma Teamworx oder die Autorin Schön zu klagen, so würden nur Spießer und Versager reagieren. Allerdings behalte er sich vor, eine Rechnung zu schicken.

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