Platz 28
Alfred Hitchcock, USA 1963
Wie in vielen Hitchcock-Filmen manifestieren sich auch in „Die Vögel“ die inneren Spannungen seiner Helden und Antihelden zu sehr konkreten Bedrohungen in der Außenwelt. So kann man seinen 1963er Klassiker dann auch als Geschichte einer ödipalen Entzweihung lesen. Schließlich taucht die Bedrohung durch mörderische Vogelschwärme just in dem Moment auf, als die junge Städterin (Tippi Hedren) ins Leben des Muttersöhnchens (Rod Taylor) eindringt und ihn seiner gluckenhaften Mama (Jessica Tandy) ausspannt. Freud hätte seine wahre Freude (!) an Hitchcocks Werk im Allgemeinen und seiner Geschlechterpolitik im Speziellen gehabt. Man kann „Die Vögel“ jedoch auch als hervorragend aufgebauten und hochspannenden Thriller der Güteklasse A betrachten. In beiden Fällen wird man begeistert sein von diesem stilprägenden Tierhorror. Wenn unsere gefiederten Feinde im Schlussakt Amok fliegen und sich die Helden in einem Haus vor wahren Unmassen verschanzen, ist dies schlicht der nackte Terror, der auch ohne freudschen Ballast für Gänsehaut sorgt.