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    Der härtere James Bond: Unsere Pilotkritik zu "Deep State" mit "Kingsman"-Star Mark Strong

    Als britischer Ex-Spion versucht Mark Strong in „Deep State“ mit allen Mitteln herauszufinden, was es mit dem Tod seines Sohns auf sich hat. Ob er dabei auch die Zuschauer auf seine Seite ziehen kann, verraten wir euch zum Deutschlandstart der Serie.

    Fox Networks Group UK

    Wenn Mark Strong in „Deep State“ seinem Gegenüber nicht nur offenbart, wie er ihn gleich foltern wird, sondern auch, dass es etwas schmutzig werden könnte, da er inzwischen ein wenig eingerostet sei, wird deutlich, dass dieser britische (Ex-)Spion weit rabiater zu Werke geht als etwa sein auch nicht vor Folter zurückschreckender, aber eleganterer Kollege James Bond (selbst in der rauen Daniel-Craig-Inkarnation). Spätestens dann, als er seine Drohung schon wenig später anfängt, in die Tat umzusetzen, wird es endültig klar. Verwoben mit der kompromisslosen Spionage-Geschichte ist aber auch ein potentiell emotionales Familiendrama, das jedoch zumindest in der ersten Folge von „Deep State“ noch nicht so ganz zündet.

    Max Easton (Mark Strong) hat seine Geheimagenten-Karriere vor zehn Jahren an den Nagel gehängt und mit seiner zweiten Frau Anna (Lyne Renée) – die nichts von seinem wahren Werdegang ahnt – ein neues ruhiges Leben in Frankreich begonnen. Doch eines Tages holt die Vergangenheit Max ein, als er erfährt, dass Harry („Game Of Thrones“-Ruderer Joe Dempsie), sein Sohn aus erster Ehe, ihm nachgeeifert hat und nun bei einem Einsatz im Mittleren Osten ums Leben gekommen ist. Max wird von seinen ehemaligen Vorgesetzten in den Dienst zurückgeholt, um die vermeintlichen Verantwortlichen hinter dem Mord zur Strecke zu bringen...

    Vertraute Story geschickt erzählt

    Bei „Deep State“ handelt es sich um die erste europäische Eigenproduktion der Fox-Sendergruppe. Die Prämisse der Serie unterstreicht diese Sonderstellung zunächst nicht unbedingt. Trotz persönlicher Note hinter der Motivation der Hauptfigur verdient die Agenten-Story der Serie sicherlich keinen Innovationspreis – muss sie aber auch nicht. Spannend ist die alte Frage danach, wem man in einer gefährlichen Welt voller Geheimnisse und heimlicher Agenden überhaupt noch vertrauen kann, auch in „Deep State“ allemal.

    Großen Anteil daran hat die Erzählstruktur, die den bloßen Inhalt mit Leben füllt. Aus den Informationen der zwei Zeitebenen, die nur wenige Tage voneinander entfernt liegen und beim Hin- und Herspringen in direkter gegenseitiger Wechselbeziehung stehen, wird behutsam ein größeres Verschwörungspuzzle zusammengesetzt, in dem ganz genretypisch nur wenig so ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Dabei deuten sich auch komplexere Beziehungsgeflechte (nicht nur zwischen Max und seinem Sohn, sondern etwa auch zu seinen früheren Kollegen und seiner Frau) an, die dem Geschehen im Laufe der Staffel auch eine größere emotionale Fallhöhe geben könnten.

    Potential noch nicht voll ausgeschöpft

    Zumindest ist das unsere Hoffnung für den weiteren „Deep State“-Verlauf. In Folge eins sind entsprechende Entwicklungen im Sinne der Einführung aber allenfalls noch im Anfangsstadium. Wir sind nach dem Auftakt vorsichtig optimistisch, dass dieses Potential noch ausgeschöpft wird, erst einmal bleibt das Verhältnis der Figuren untereinander aber noch recht rudimentär entwickelt, wodurch das Mitfiebern vor allem bei den einsetzenden Nebenhandlungssträngen vorerst noch erschwert wird. Gerade das verzweifelte Graben von Max‘ Frau Anna in dessen Vergangenheit wird so zu einem zäheren Stolperstein in der ersten Episode.

    Am faszinierendsten bleibt da am Ende doch der Protagonist selbst. Zwar präsentiert uns Autor Matthew Parkhill („Rogue“) Max zunächst ebenfalls als recht unnahbar, doch gehört das bei seiner Figur zweifellos zum Konzept. Der Ex-Geheimdienstler versucht teilweise krampfhaft, seine Gefühle im Zaum zu halten, doch obgleich ihm dies die meiste Zeit gelingt, offenbart sich in kurzen Momenten immer wieder, dass er nach all den Jahren noch immer nicht mit seiner Vergangenheit abgeschlossen hat. Wenn er nach der Nachricht über den Tod seines Sohnes nur für einige Sekunden gegen seine Tränen ankämpft (unterstützend für die bemühte emotionale Distanz nur aus einiger Entfernung von hinten gefilmt) oder im Auto mit seinen zwei Töchtern angespannt einen Verfolger auszumachen glaubt, wird deutlich, dass unter der harten Oberfläche etwas zu brodeln anfängt. Es bleibt zu hoffen, dass Mark Strong („Kingsman 1 & 2“, „Kick-Ass“), der einmal mehr mit seinem schieren Charisma glänzt, mit fortschreitender Handlung weiter von der Leine gelassen wird und die angedeuteten Tiefen seiner Figur voll ausloten darf.

    Fazit

    Mark Strong macht als stoischer Ex-Agent Max Easton schon in der ersten „Deep State“-Folge keine Gefangenen. Im Auftakt fehlt den Figuren noch etwas Fleisch, doch die angelegten Konflikte versprechen hier für die restlichen sieben Folgen der ersten Staffel noch Besserung. Neugier weckt die Spionage-Geschichte trotz althergebrachter Genre-Elemente in der ersten Episode definitiv.

    Die erste Folge von „Deep State“ feiert als Preview am heutigen 9. April 2018 ihre Deutschlandpremiere beim hiesigen FOX Channel (unter anderem über Sky, Unitymedia und Telekom empfangbar), direkt im Anschluss an eine neue Folge „The Walking Dead“. Am morgigen 10. April läuft die Episode dann nochmal auf ihrem eigentlichen Serienplatz am Dienstagabend um 21.00 Uhr, wo wöchentlich auch die restlichen Folgen der ersten Staffel laufen werden. Eine zweite Season ist bereits bestellt.

     

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