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    Ihr kapiert "The Mandalorian" nicht? Darum ist das egal!

    Mit „The Mandalorian“ läuft eine „Star Wars“-Serie auf Disney+, die teils so unfassbar nerdig ist, dass niemand außer den Hardcore-Fans wirklich alle Details versteht. Aber das macht überhaupt nichts – und deswegen ist die Serie so stark!

    The Walt Disney Company

    +++ Meinung +++

    Die folgende Inhaltsangabe zu „The Mandalorian“ ist aus der Perspektive einer Person geschrieben, die „Star Wars“ zwar kennt, jedoch neben der neuen Serie nur die Filme geschaut hat (wobei das auch schon ein bisschen her ist). Es ist eine Perspektive, wie sie viele Mando-Zuschauer haben:

    Nun, wo „Star Wars“ im Kino zu Ende ist, gibt es also diese neue „Star Wars“-Serie, „The Mandalorian“. Sie spielt aber vor (!) dem letzten Kinofilm, dem, wo der Imperator irgendwie zurückgekehrt ist und sich Rey und Kylo am Ende küssen. Also, um genau zu sein, spielt die neue Serie – glaube ich – irgendwann kurz nach diesem alten „Star Wars“-Film, in dem die kleinen Pelzviecher zum Schluss eine Party im Wald machen, weil das Imperium besiegt wurde. Doch das wird in der Serie eigentlich nicht so richtig deutlich gesagt.

    Und in dieser neuen Serie ist das Imperium irgendwie trotzdem noch da. Ach so, und die Hauptpersonen sind ein Typ, der so aussieht wie Boba Fett und ein kleiner Yoda, den alle Baby Yoda nennen, obwohl Yoda zum Zeitpunkt der Serie schon tot ist, glaube ich.

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    Alles klar?

    Ich weiß nicht, wie der Pitch aussah, mit dem Showrunner Jon Favreau Disney und Lucasfilm davon überzeugt hat, sehr viel Geld für eine „Star Wars“-Realserie namens „The Mandalorian“ auszugeben, eine Serie, die zum alleinigen Aushängeschild des neuen Streamingdienstes Disney+ werden sollte. Favreau muss jedenfalls ein absoluter Meister im Verkaufen sein. Denn sorry, aber:

    Außerhalb der „Star Wars“-Fanblase versteht kaum jemand, zu welcher Zeit „Mandalorian“ überhaupt spielt. Dass ein kleiner Racker auftaucht, der aussieht wie Yoda als Baby und darum vom Internet auch so getauft wurde, hat ebenfalls zur Verwirrung beigetragen.

    Und dann sind da noch diese ganzen Figuren, die plötzlich auftauchen und die von den Fans von Folge zu Folge abgefeiert werden, weil sie aus den Animationsserien, aber eben nicht den „Star Wars“-Filmen bekannt sind.

    Ein Fest für Nerds

    Man versteht „The Mandalorian“ nicht vollumfänglich, wenn man einfach nur alle „Star Wars“-Kinofilme geschaut hat. Die Kultur der Mandalorianer, die für die Serie zentral ist, spielt in den Filmen nämlich keine Rolle. Und die zwei einzigen Film-Figuren, die die charakteristischen mandalorianischen Rüstungen tragen, Boba und Jango Fett, sind eigentlich überhaupt keine Mandalorianer. Um „The Mandalorian“ komplett zu verstehen, muss man die Animationsserien „The Clone Wars“ und „Rebels“ kennen.

    Dann kennt man die Mandalorianer schon, man kennt die ehemalige Mandalore-Terroristin Bo-Katan Kryze, die in „Kapitel 11“ aus Staffel 2 von „The Mandalorian“ auftritt – und man kennt natürlich Anakins Jedi-Schülerin Ahsoka Tano. Sie wird in den kommenden „Mando“-Folgen ihr Live-Action-Debüt geben, gespielt von Rosario Dawson.

    Verweise auf "The Clone Wars" und "Rebels"

    Disney und Lucasfilm haben mit „The Mandalorian“ eine super aufwendige Serie produziert, die zwar aussieht wie die „Star Wars“-Kinofilme, deren Handlung jedoch mindestens genauso stark in den Animationsserien verankert ist – diese Serien hatten zwar ebenfalls viele Zuschauer, ihre Popularität ist jedoch eben deutlich geringer als die der Filme. Es war ein Wagnis, „The Mandalorian“ als ein solches Nerd-Fest zu konzipieren ...

    ... doch Erfolg und Qualität der Serie bestehen ja eben darin, dass alle Zuschauer zu diesem Fest eingeladen sind, ob sie die „Star Wars“-Animationsserien kennen oder nicht. Jon Favreau hat mit „The Mandalorian“ eine Serie gemacht, die gleichzeitig nerdig und für alle zugänglich ist. An „The Mandalorian“ können sogar Zuschauer ihre Freude haben, die keinen der „Star Wars“-Filme gesehen haben.

    Auch ein Fest für Nicht-Nerds

    Die besondere Stärke von „Star Wars“ lag auch schon vor „The Mandalorian“ darin, intuitiv verständlich zu sein. Wer am Anfang von „Star Wars 4: Eine neue Hoffnung“ nicht weiß, was es mit dem Bürgerkrieg auf sich hat und warum diese Gestalt im schwarzen Helm so schwer atmet, findet trotzdem Anschluss. Die „Star Wars“-Filme wurden in der falschen Reihenfolge veröffentlicht, beginnend 1977 mit „Star Wars 4“, aber das machte nichts.

    Die Bilder, die George Lucas inszenierte, sind ausdrucksstark, sie sind universell verständlich, und der naive Luke Skywalker (Mark Hamill) ist ein Avatar für alle unwissenden Zuschauer. Gemeinsam mit ihm wurde die Galaxis erkundet.

    Mando nimmt uns an die Hand

    Bei „The Mandalorian“ ist es ähnlich: Wie im ersten „Star Wars“-Film genügen Bildsprache und Design, um eine grobe Vorstellung davon zu bekommen, dass sich der Mandalorianer durch gefährliche, gesetzlose Welten bewegt. In der ersten Szene der ersten Staffel betritt er einen Saloon, um eine Zielperson dingfest zu machen. Inszeniert ist die Szene in der klassischen Bildsprache eines Westerns.

    Außerdem ist „The Mandalorian“ eine simpel zugängliche Vater-Sohn-Geschichte. Ein Mann, der dafür eigentlich weder Zeit noch Kopf hat, muss sich plötzlich um ein Kind kümmern, um Baby Yoda eben, und wächst an dieser Aufgabe. Was der Mann dabei denkt und fühlt, kommt sehr gut rüber – obwohl er die ganze Zeit über eine Helm trägt, der das Gesicht verhüllt, und eine schwere Rüstung. Die Stimme, die Körperhaltung und manchmal auch nur eine leichte Neigung des Kopfes genügen.

    Man versteht den Mandalorianer, ohne sein Gesicht zu sehen. Und man versteht das Wichtigste in „The Mandalorian“, ohne die komplizierte „Star Wars“-Gesamtgeschichte zu kennen.

    Aber vielleicht bekommt man dabei ja Lust, sich noch mehr mit ihr zu befassen und „The Clone Wars“ sowie „Rebels“ nachzuholen.

    Baby-Yoda-Überraschung in "The Mandalorian" erklärt: Gibt es eine Verbindung zum Imperator?

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    Webedia / Sebastian Gerdshikow

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