Andrew Stanton: Der Pixar-Pionier über „WALL-E“
Donnerstag, 25. September 2008 - 14:09
San Francisco (dpa) - Bei den größten Zeichentrick-Hits aus dem Hause Pixar („Toy Story“, Die Monster AG) hatte Andrew Stanton (42) die Hände im Spiel. Der bei San Francisco lebende Pixar-Pionier war einer der ersten Mitarbeiter der nordkalifornischen Animations- Schmiede.

Für sein Regiedebüt Findet Nemo wurde der Autor, Regisseur und Produzent 2003 mit dem Oscar für den besten Zeichentrickfilm ausgezeichnet. Schon Mitte der 90er Jahre sei ihm die Idee gekommen, eine Geschichte über einen kleinen Roboter zu schreiben, der alleine auf der Welt überlebt hat. „Ich bin ein Junge. Ich glaube, alle Jungs lieben Roboter“, sagte Stanton in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur dpa in den Pixar-Studios bei San Francisco. Mit WALL-E - Der Letzte räumt die Erde auf hat er nun als Autor und Regisseur die Idee umgesetzt. Am 25. September läuft das neunte Pixar-Produkt in den deutschen Kinos an.

Mit „WALL-E“ sind sie ein Wagnis eingegangen. Der Film kommt weitgehend ohne Dialoge aus, eine Art animierter Stummfilm. Ist das nicht riskant?

Stanton: „Wir haben uns von Charlie Chaplin inspirieren lassen. Eineinhalb Jahre lang haben wir in unseren Mittagspausen sämtliche Chaplin- und Buster Keaton-Filme angeschaut. Sie waren über 30 Jahre hinweg die großen Meister der Kunst, eine Geschichte in Bildern zu erzählen. Wir haben bei den Besten abgeschaut und gelernt, dass es eigentlich Nichts gibt, was man nicht visuell, ohne Worte, darstellen kann. Ihre Kunstfertigkeit gab uns das Selbstvertrauen, es ebenfalls zu versuchen, auf Dialoge weitgehend zu verzichten und die Bilder sprechen zu lassen. Es ist erstaunlich, wie viel Bildsprache damals durch die Einführung des Tons verlorengegangen ist. Die Leute wurden einfach bequem.“

Ein Müll-Roboter räumt die total verdreckte Erde auf - ein apokalyptisches Szenario. Die erste Idee dafür kam Ihnen schon Mitte der 90er Jahre. Machten Sie sich damals Gedanken um die Umweltverschmutzung?

Stanton: „Eigentlich hatte ich eine Liebesgeschichte mit zwei Robotern im Sinn. Einer sollte der letzte Roboter auf der Erde sein, und so musste ich einen Grund finden, warum alle Menschen geflüchtet waren. Müll lag nahe, schließlich produziert jeder von uns eine Menge davon. Dann kam mir die Idee, dass WALL-E in dem Dreck eine kleine Pflanze findet, etwas, das inmitten dieser künstlichen Wüste genauso am Leben hängt wie er. Ich dachte in kleinen Schritten rückwärts und am Ende kam mehr durch Zufall eine Geschichte mit einer deutlichen Umwelt-Botschaft heraus. Hätte ich damals gewusst, dass dies heute so ein heißes Thema ist, hätte ich es möglicherweise anders angelegt.

Als Kontrastprogramm zu der verdreckten Erde führen Sie den Zuschauer in eine strahlend weiße Raumstation, wo die Menschen vergnüglich im Exil leben. Was verbirgt sich hinter dieser scheinbar heilen Welt?

Stanton: „Ich wollte eine Zukunft schaffen, wie wir uns früher eine ideale Welt vorstellten, etwa wie die "Tomorrow Land"-Attraktion in Disneyland aus den 60er Jahren. Alles ist Weiß, in einem coolen, schicken Stil. Es sollte auf den ersten Blick attraktiv wirken. Der Grund: Ich finde, dass wir Menschen mehr und mehr Technologie in unser Leben bringen - nicht unbedingt, weil wir sie brauchen, sondern weil diese Dinge so cool und sexy aussehen und uns regelrecht zum Konsum verführen. Je perfekter diese Welt aussieht, umso leichter kann man sich vorstellen, wie die Menschen dort immer bequemer werden.“

Interview: Barbara Munker, dpa

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