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    Austin Powers – Das schärfste, was ihre Majestät zu bieten hat
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Austin Powers – Das schärfste, was ihre Majestät zu bieten hat
    Von Thilo Podann

    1997 war die Geburtsstunde des vermutlich schrillsten Agenten der Filmgeschichte. Regisseur Jay Roach legte mit "Austin Powers – Das Schärfste, was ihre Majestät zu bieten hat" sein Kinodebüt vor, Hauptdarsteller, Drehbuchautor und Produzent Mike Myers hatte zuvor bereits mit den Musikkomödien "Waynes World 1 + 2" Kinoerfahrung gesammelt. Gemeinsam schufen sie einen so erfolgreichen Hippie-Agenten, dass zwei weitere Filme folgten und seit einiger Zeit auch ein vierter Teil im Gespräch ist.

    London, 1967: Die Swinging Sixties erleben gerade ihren Höhepunkt, es ist die Zeit der freien Liebe und psychedelischen Musik. Mittendrin: der britische Geheimagent Austin Powers (Mike Myers), der als Spion ebenso unschlagbar ist wie als Partytier. Nur sein Gegenspieler Dr. Evil ( ebenfalls Mike Myers) macht ihm das Leben schwer. Doch der Bösewicht hat genug von den 60ern und hegt einen brillanten Plan: Eingefroren, in einer Rakete, lässt er sich in die Zukunft schießen, wo ihm sein Erzrivale Austin Powers nicht mehr in die Quere kommen kann. Doch so leicht lässt sich Austin nicht abhängen: Er folgt Dr. Evil in die Zukunft, wo dieser die Welt mit Atomraketen bedroht. Doch nicht nur mit diesen hat Austin zu kämpfen, sondern auch mit der Emanzipation...

    Die Story von "Austin Powers – Das Schärfste was ihre Majestät zu bieten hat" ist eher schlicht und funktioniert hauptsächlich als James-Bond-Persiflage. Gerade der böse Dr. Evil ist schon optisch – mit Glatze und weißer Katze – ein Bond-Bösewicht wie er im Buche steht. Ihm Gegenüber steht der knallig bunte Hippieagent Austin Powers, inklusive schlechter Zähne, üppiger Brustbehaarung und einer schwedischen Penispumpe als ständigem Begleiter. Wie ein Frauenheld, wirkt Powers nicht gerade, doch mit seinem entwaffnenden Charme verdreht er (im wahrsten Sinne des Wortes) früher oder später allen Frauen den Kopf.

    Genauso schrill und schräg wie der Humor, sind auch die Bilder: Neben zahlreichen Anspielungen auf bekannte 007-Filme, ist Austin Powers vor allem eine liebevolle Hommage an die 60er Jahre. Vom Design, über die Kleidung und Farben, bis hin zum Soundtrack setzen Jay Roach und seine Ausstatter dem Flair der Swinging Sixties ein Denkmal. Als I-Tüpfelchen zelebriert Roach die Klänge der Hippie Dekade mit einem Cameo-Auftritt von Musiker Burt Bacharach, der seinen Schmusekracher "What the world needs now is Love" vor der malerischen Kulisse des Las Vegas Boulevard zum Besten gibt.

    Die Komik "Austin Powers" ist zumeist eher von der brachialen Art, doch bei genauerem hinsehen findet sich der ein oder andere tiefsinnige Ton. Speziell die Zeitreisethematik und das damit verbundene Unwohlsein des Reisenden in der neuen Welt – jüngst auf ähnliche Weise mit der Captain America-Figur in "The Avengers" genutzt – wird in einigen der Szenen angedeutet. Auch die politische Entwicklung, die Hippie-Veteran Powers in seinem 30jährigen Kryptoschlaf verpasst hat, wird persifliert: Wenn Austin aus seinem Schlaf erwacht und erfährt, dass der Kalte Krieg vorbei ist, freut er sich lauthals über die Niederlage der "Kapitalistenschweine". Vor allem aber ist es das Verhältnis der Geschlechter, das für etliche pointierte Momente sorgt. Austin, noch ganz dem Swinger-Gestus der 60er verhaftet, lernt nur langsam, dass Frauen nicht mehr wie williges Freiwild zu behandeln sind und wird schließlich sogar ("Oh, my god!") monogam!

    Fazit: Wer einmal Austins Charme verfallen ist, der wird ihn lieben. "Austin Powers" ist eine bunte Komödie die gleichermaßen als 60er Jahre Hommage wie als Agentenfilm-Persiflage funktioniert.

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