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    Blood Creek
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Blood Creek
    Von Lars-Christian Daniels

    Ein aus dem Krieg zurückgekehrter US-Soldat, ein überarbeiteter Rettungssanitäter, Zombie-Pferde und ein blutrünstiger Dämon aus der Nazi-Zeit, das alles zusammengewürfelt auf einem Bauernhof mitten in der amerikanischen Gegenwart? Klingt zunächst einmal ziemlich bescheuert. Wenn aber kein Geringerer als Thriller-Experte Joel Schumacher (Falling Down, Nicht auflegen!, The Number 23) auf dem Regiestuhl sitzt, lohnt zumindest ein zweiter Blick aufs Cover des Direct-to-DVD-Schockers „Blood Creek“. Leider können aber auch Schumacher und die mit klangvollen Namen aufwartende Besetzung des Films das schwache Drehbuch von David Kajganich, das einen alten Nazi-Mythos als Grundlage für ein blutiges Horrorszenario missbraucht, nicht retten. Bei dem brutalen Splatterspektakel dürften allenfalls hartgesottene Anhänger von Hostel oder des zur Folterorgie verkommenen Saw-Franchises auf ihre Kosten kommen.

    Victor Marshall (Dominic Purcell), ein ehemals im Irak stationierter US-Soldat, gilt seit zwei Jahren als tot. Die Überraschung ist groß, als er plötzlich bei seinem Bruder Evan (Henry Cavill) auf der Matte steht und ihn um Hilfe bittet: Er erzählt von einer geheimnisvollen Bauernfamilie, die ihn monatelang in einem Schuppen gefangen gehalten und gequält hat. Victors mit Narben übersäter Körper genügt Evan, um sich kurzerhand mit seinem Bruder aufzumachen und die Folter mittels Selbstjustiz zu rächen. Als die beiden bis an die Zähne bewaffnet in der Einöde ankommen, müssen sie allerdings feststellen, dass die okkulte Sippschaft keineswegs das größte Übel ist. Im Keller des Anwesens lauert nämlich noch eine furchterregende Kreatur, die ihre Wurzeln zur Zeit der Nazis geschlagen hat und gehörigen Blutdurst verspürt…

    Die nationalsozialistische Ideologie kennzeichnet eine ganze Reihe okkulter Motive, die in Symbolen wie dem SS-Totenkopf ihren Ausdruck finden. Heinrich Himmler, Reichsführer-SS mit Hang zur Esoterik und prominenter Verfechter der Mär vom edlen Arier, ließ gar in aller Welt nach germanischen Runensteinen suchen, um die Existenz einer Urzivilisation zu belegen. Eine ebensolche Transatlantik-Expedition dient „Blood Creek“ als Aufhänger: In einer einleitenden Rückblende ins Jahr 1936 stattet der Nazi-Gesandte Richard Wirth (Michael Fassbender, Inglourious Basterds) dem abgelegenen Landgut einen Besuch ab. Nicht nur der Name Fassbender weckt Erinnerungen an Tarantinos Kriegs-Groteske, in der Hans Landa (Christoph Waltz) anfangs unverhofft in der französischen Provinz auftaucht. Der Unterschied: „Inglourious Basterds“ kennzeichnet neben dieser hochspannenden Einleitung ein souveränes und durchdachtes Drehbuch, „Blood Creek“ hingegen verkommt schon nach einer halben Stunde zum seelenlosen Standardgemetzel.

    Dann nämlich tritt zum ersten Mal die im Keller hausende Kreatur auf den Plan und startet allerlei okkulten Terror, der trotz brauner Farbfilter, blutroter Mondfinsternis und bedeutungsschwer dahin gehauchten Zauberformeln selten für echte Gänsehautmomente sorgt. Zwar inszeniert Schumacher den Blutrausch des monsterähnlichen Wesens gewohnt ansprechend, steht aber gegenüber den klaffenden Logiklöchern des Plots auf verlorenem Posten. Dem Zuschauer fehlt es darüber hinaus bis zur Konfrontation mit dem furchterregenden Ungetüm an jeglicher Identifikationsfigur, weil die Rückkehr des totgeglaubten Victor in Rekordzeit abgespult wird und dem Rachefeldzug der Brüder so nie echtes Verständnis entgegen gebracht werden kann. Evan, der immerhin seinen kranken Vater und zwei Kinder zurücklassen muss, weiß kaum, wie ihm geschieht, schließt sich seinem fest entschlossenen Bruder aber umgehend an. Dass dieser lange verschweigt, wer oder was sich in dem düsteren Schuppen auf dem Bauernhof verbirgt, ist nur dem Spannungsaufbau geschuldet und wirkt entsprechend konstruiert.

    Statt auf Grusel setzt der Film überwiegend auf Gore, zartbesaiteten Gemütern sei daher von „Blood Creek“ abgeraten. Wo Blut draufsteht, ist auch Blut drin. Hälse und Bäuche werden mit Stacheldraht aufgeschlitzt, Pferde und Hunde abgeschlachtet und Nägel in Köpfe geschlagen. Hätte auch das Drehbuch Nägel mit Köpfen gemacht, wäre am Ende vielleicht mehr übrig geblieben als die Befürchtung, dass auf „Blood Creek“ bald ein Sequel folgen könnte - der Ausklang des Films schafft jedenfalls alle notwendigen Voraussetzungen…

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