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    West Is West
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    West Is West
    Von Robert Cherkowski

    Die Multi-Kulti-Komödie „East Is East" war 1999 ein Überraschungserfolg in Großbritannien. Mit Charme, Zeitkolorit und derbem Mutterwitz erzählt Regisseur Damien O'Donnell die Integrationsgeschichte einer pakistanischen Familie im miefigen England der 70er Jahre, ohne dass dies pädagogisch-verkniffen wirkt. Dabei war er weder der erste, noch der letzte Filmemacher, der sich leichtfüßig mit dem harten Los von Einwanderern in den Problemvierteln und -regionen Englands auseinandersetzte. So hat Stephen Frears das Thema mit „Mein wunderbarer Waschsalon" oder „Sammy und Rosie tun es" bereits in den 80ern von dramatisch-komödiantischer Seite aus beleuchtet und im neuen Jahrtausend wurde das Prinzip der Culture-Clash-Komödie unter anderem mit „Kick It Like Beckham" weiter verfeinert. Warum ausgerechnet jetzt mit Andy De Emmonys „West is West" eine Fortsetzung des einstigen Erfolgsfilms nachgeschoben wird, muss wohl ein Rätsel bleiben, zumal das Resultat altbacken und bemüht ausfällt – ganz ähnlich wie die Nostalgie-Orgie „American Pie: Das Klassentreffen", die ebenfalls vom Echo eines 1999er Originals zehren sollte.

    Manchester, 1975: Der junge Pakistani Sajid (Aquib Khan) hat es nicht leicht. Sein herrischer Vater Zahir (Om Puri) macht ihm daheim für jede Lappalie die Hölle heiß und in der Schule ist er den Anfeindungen rassistischer Bullys ausgesetzt, die den „Paki-Bastard" bei jeder Gelegenheit ins Schulklo tunken. Zwar wird er ständig als Ausländer wahrgenommen, kulturelle Bezugspunkte zu seiner Herkunft hat er jedoch keine. Um ihm seine Wurzeln nahezubringen, nimmt Zahir ihn auf eine Reise in seine Heimat mit. Nach anfänglichen Reibungen knüpft Sajid dort Freundschaften und macht sich daran, seinen Cousin Maneer (Emil Marwa) zu verkuppeln. Zahir hat derweil ganz andere Sorgen: Einst verließ er seine Angetraute Basheera (Ila Arun), um in England Geld für die Familie zu verdienen. Da er dort aber neu heiratete, wird seine Sippe nun geschmäht. Zahir will seine Verfehlungen ausbügeln, was jedoch leichter gesagt als getan ist. Als dann noch seine englische Frau Ella (Linda Bassett) auf dem pakistanischen Lande aufschlägt, ist das Chaos perfekt...

    Auf Nummer sicher gegangen wurde bei dieser späten Fortsetzung eindeutig nicht. Anstatt einfach die Handlung des Erstlings aufzuwärmen, blickt man immerhin ein wenig über den Tellerrand und sucht nach neuen Prämissen. Wo es im ersten Teil noch um die Integration in den westlichen Lebensraum ging, steht nun die Suche nach kulturellen Wurzeln der entfremdeten und zwischen den Stühlen sitzenden zweiten Einwanderergeneration im Mittelpunkt. Auch die grantige Vaterfigur wird mit ihrer Entwurzelung konfrontiert. Damit geht allerdings auch ein handfestes Problem des Films einher: „West is West" hat weder einen festen Hauptdarsteller, noch handelt es sich hier um ein Ensemblestück mit mehreren gleichberechtigten Figuren. Zunächst steht Sajid im Mittelpunkt, schließlich blickt man durch seine Augen auf den Schauplatz Pakistan und wundert sich mit ihm über die dortigen Sitten und Gebräuche. Doch zur Halbzeit tritt plötzlich Zahir in den Vordergrund und Sajid taucht fortan nur noch am Rande auf.

    Andy De Emmony („Love Bite") will Tragik und Komik gleichwertig verteilen – so recht funktioniert jedoch beides nicht. Schnell ist das Terrain des mittlerweile etwas abgeschmackten Culture-Clash-Humors erkundet und nach den paar harmlosen Schenkelklopfern der ersten Halbzeit ermuntern die restlichen Gags nur noch zum Schmunzeln, bis auch das mehr und mehr dem Schulterzucken weicht. Mit der Ankunft von Zahirs Zweitfrau Ella folgen noch ein paar Spitzen, bis sich dann alles auf sentimentale Dramatik einpegelt. Wenn Zahir eine etwas überstürzte moralische Katharsis durchmacht und sich tränenreich bei sämtlichen Frauen seines Lebens für seine Fehler entschuldigt, offenbart der Film seinen emotionalen, aufrichtigen und ehrlichen Kern – zu diesem Zeitpunkt hat er aber bereits jede Menge Kredit verspielt. Die „großen" Momente müssen da schon mit einem reichlich überzuckerten Soundtrack zugekleistert werden, um noch Wirkung zu entfalten.

    Fazit: „West is West" ist sauber produziert, an den Vorgänger „East is East" kommt Andy De Emmony mit seiner zerfahren erzählten Culture-Clash-Komödie aber nicht heran.

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