Mein Konto
    Lauras Stern und die Traummonster
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Lauras Stern und die Traummonster
    Von Robert Cherkowski

    Während jenseits des Atlantiks die Pixar-Studios mit Meilensteinen wie „Wall-E" oder „Toy Story 3" die technische Messlatte in schwindelerregenden Höhen festmachen und im fernen Japan die legendäre Ghibli-Kreativschmiede stilsicher in zeitlos-klassischer Zeichentrickoptik schwelgt, hat sich – von Cineasten jenseits des Vorschulalters weitestgehend unbemerkt – auch in Deutschland eine ebenso erfolgreiche wie selbstbewusste Animationsszene etabliert. Wo die „State of the Art"-Produktionen aus dem Hause Pixar mit ihrem erzählerischem Mut auch ein erwachsenes Publikum begeistern und die verträumte Wehmut der Miyazaki-Dramen ohnehin jeden Zuschauer von acht bis 88 verzaubert, setzen die gegenwärtigen deutschen Vorreiter der Animationsfilms, Thilo Rothkirch und Piet De Rycker, auf eine betont naive Märchenatmosphäre, sowohl inhaltlich als auch visuell. In schöner Regelmäßigkeit schütteln sie in diesem Modus ein kindgerechtes Kleinod nach dem anderen aus dem Ärmel. Ihre erfolgreichen Kinoproduktionen heißen „Tobias Totz und sein Löwe" oder „Der kleine Eisbär". Sie stützen sich in der Regel auf Kinderbuchklassiker, so kann fest mit einem interessierten Publikum gerechnet werden. Ihre größten Hits sind dabei nach wie vor die Abenteuer der mutig-naseweisen Laura, die nach „Lauras Stern" und „Lauras Stern und der geheimnisvolle Drache Nian" nun mit „Lauras Stern und die Traummonster" schon ihr drittes Leinwand-Stelldichein bestreitet. Mitverantwortlich als Regisseurin ist diesmal statt De Rycker die Animatorin Ute von Münchow-Pohl, die bisher vor allem für Fernsehserien wie „Kleiner Dodo" verantwortlich zeichnete.

    Nachdem Laura im ersten Teil Freundschaft mit ihrem vom Himmel gefallenen Sternenfreund schloss, der ihr nach einem Umzug vom Lande in die Stadt half, und in der Fortsetzung sogar einen Abstecher nach China unternahm, scheint nun wieder der Alltag in Lauras kleiner Welt eingekehrt zu sein. Die einzigen, die die Idylle stören, sind die garstigen Traummonster, die ihrem kleinen Bruder Tommy im Schlaf erscheinen und sich von seiner Angst ernähren. Dumm für sie, dass Tommys Spielzeughund „Beschützmichhund" ihm genug Mut macht, dass er keine Angst mehr vor den Monstern hat. Aufgrund des akuten Angstmangels schrumpfen die dann auch immer mehr in sich zusammen. Um nicht völlig zu verschwinden und auch in Zukunft noch Angst und Schrecken verbreiten zu können, entführen sie Tommys „Beschützmichhund". Das lassen sich Laura, Tommy und der Stern natürlich nicht gefallen. Die bunte Truppe macht sich auf, Tommys Freund aus den Klauen der Monster zu befreien.

    Mit großer Dramatik – soviel sei verraten – wird ihre Rettungsmission nicht vonstatten gehen. Die Produzenten von „Lauras Stern und die Traummonster" wissen, dass ihr Haupt- und Zielpublikum bis zu sechs Jahre alt ist. Sie legen es nicht darauf an, ihre kindliche Zuschauerschaft mit nervenaufreibender Spannung um den Schlaf zu bringen oder mit zu vielen Finten zu verwirren. Ähnlich wie der Zeichenstil sind auch Inszenierung und Bildwelt flächig und offen; inhaltliche oder graphische Tiefe zählen hier nicht zu den Qualitäten, im übrigen aber auch nicht zu den erklärten Zielen. Der Reiz der „Laura"-Filme lag stets in der Entschlossenheit, mit der die Reihe die kindliche Traumlogik der Vorlagen Klaus Baumgarts aufgegriffen hat.

    Ohne Netz und doppelten Boden, vor allem aber ohne jegliche Schwere verschwimmen hier – ganz wie in der Wahrnehmung eines Kindes – Realitätsgrenzen und aus jedem bedrohlichen Schatten kann ein Monster entstehen oder ein Kinderbett bei Bedarf zum Flugobjekt „erträumt" werden. Nie wieder sind die Möglichkeiten so unbegrenzt wie im Geiste fantasierender Kinder - mit dem Trip in die Traumwelt wird dieser Grenzenlosigkeit auf bezaubernde Weise gehuldigt. Während die Kleinen den Abenteuern von Laura und Tommy folgen und über die hübsch-harmlosen Gags der Traummonster (Oliver Kalkofe, Désirée Nick und Bernhard Hoecker, die hier weniger als Schurken denn als Comic Relief auftauchen) lachen, könnten elterliche Begleitpersonen durchaus ein wenig traurig aus dem Kino kommen. Und das keineswegs aufgrund der Schlichtheit der Inszenierung oder des mangelnden Tempos – in der Tat ist der Film sehr langsam erzählt – sondern über das besondere Gefühl der Kindheit, das die „Laura"-Filme so herzerwärmend aufleben lassen.

    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top