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    Kopfkino
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    Kopfkino
    Von Anna Welsch

    Für seinen ersten Spielfilm „Kopfkino" geht der junge Filmemacher Serdar Dogan auf Nummer sicher und setzt auf altbekannte Erzählschemata, statt mit innovativen Ideen auf sich aufmerksam zu machen. Das wäre auch völlig in Ordnung, wenn die unverwüstliche „Junge versucht, Mädchen zu erobern"-Geschichte wenigstens ansprechend umgesetzt worden wäre. Davon kann in der Liebeskomödie „Kopfkino" allerdings keineswegs die Rede sein. Die Darsteller sind überfordert und auch das Drehbuch lässt einiges zu wünschen übrig - die Dialoge sind gekünstelt, nach pointiertem Humor oder fesselnden Momenten sucht man hier besser gar nicht erst.

    Der verträumte Buchhändler Tonio (Ben Hansen) weiß einfach nicht, wie er die hübsche Kellnerin Julia (Mary Muhsal) näher kennenlernen soll. Dabei ist er doch schon so lange in sie verliebt! Dass er der Schönheit schon des Öfteren in seiner bunten Phantasiewelt näher gekommen ist, reicht Tonio jetzt einfach nicht mehr. Um Julia zu erobern, rät sein bester Freund Schnitzel (Cris Cosmo), beim anstehenden Musikwettbewerb einen Song für sie zu performen. Gesagt, getan - Tonio beginnt, sich mit Hilfe von Schnitzel musikalisch auf das Newcomer-Festival vorzubereiten. Doch zeitgleich tauchen Julias Jugendliebe Raphael (Jacob Jensen) sowie Schnitzels musikalische Erzfeinde Illectronic Rock auf und erweisen sich als harte Konkurrenz...

    Wo ist in dieser Geschichte das gewisse Etwas, das man sich von einem motivierten Regiejungblut erhofft? Im Fall von „Kopfkino": nirgendwo. Zu oft schon haben wir Filme gesehen, in denen unscheinbare Männer versuchen, ein beliebtes Mädchen rumzukriegen. „Loser", „American Pie" oder „Zu scharf, um wahr zu sein" sind nur wenige Beispiele dieser gefühlt endlosen Liste, die mit „Kopfkino" jetzt noch ein Stück länger geworden ist. Auch die Traumsequenzen waren anderswo längst besser zu sehen. Genau wie JD aus der populären Arzt-Sitcom „Scrubs" schwelgt die schüchterne Hauptfigur Tonio immer wieder in aberwitzigen Tagträumen, in denen er das Herz seiner heimlichen Angebeteten erobert – sei es als mittelalterlicher Ritter, der sein Schwert zum Zwecke der Liebe schwingt, als prolliger Cabrio-Fahrer, der seine Liebste mit lauten Techno-Beats begeistern kann oder als charmanter Barockfürst, der auf vornehme Handküsse setzt.

    Obwohl bei weitem nicht so gelungen und auf den Punkt gespielt wie die berühmt-berüchtigten „Scrubs"-Tagträume, lassen diese Intermezzi doch gelegentlich noch schmunzeln. Aber ausgerechnet Hauptdarsteller Ben Hansen gelingt es nicht, zu überzeugen. Gezwungen versucht Hansen dem verträumten, etwas abwesenden und schon fast autistisch wirkenden Bücherwurm Tonio eine Forrest-Gump-Note zu verleihen, wirkt dabei aber zu aufgesetzt. Wenigstens lässt er in den Traumsequenzen, in denen er mal nicht die graue Maus Tonio mimt, noch einen Funken komödiantisches Vermögen durchblicken.

    Cris Cosmo macht eine immerhin geringfügig bessere Figur. Sein Cosmo ist ein völlig überdrehter, extravertierter und etwas chaotischer Musiker – eine Rolle, bei der ein Schauspieler kaum zu viel geben kann, die aber auch zu keinem Zeitpunkt nach auch nur ansatzweise nuanciertem Spiel verlangen würde. Den unerfahrenen Schauspielern wird es mit den vorhersehbaren, stereotypischen und gekünstelten Dialogzeilen allerdings auch nicht leicht gemacht. Eine Figur, die in ein und derselben Szene zum dritten Mal das lästige Füllwörtchen „Ach!" in den Mund nimmt, dürfte selbst Jugendroman-gestählte Zuschauer auf die Palme bringen. Besonders ungelenk wirkt eine Szene, in der Julia ihre Jugendliebe Raphael im Café entdeckt und zu ihrer Freundin Anna sagt: „Raphael – dein Bruder!" Nun wissen wir also, dass Raphael Annas Bruder ist. Hätte diese expositorische und dabei völlig triviale Information nicht minimal cleverer vermittelt werden können?

    Fazit: Serdar Dogans „Kopfkino", dieser hübsch durch den Farbfilter gejagte Independent-Streifen, ist aufgrund nicht überzeugender Darsteller, einer einfallslosen Handlung und der laschen Dramaturgie schlicht und ergreifend nicht sehenswert.

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