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    Smashed
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Smashed
    Von FILMSTARTS-Team

    Zahlreiche Klassiker der Filmgeschichte beschäftigen sich mit dem Thema Alkoholismus. Billy Wilders „Das verlorene Wochenende“ von 1945 gehört zu den ersten Filmen, in denen der Alkoholismus nicht Hintergrund für eine witzige Nebenfigur ist, sondern schonungslos als Krankheit dargestellt wird. In eine ähnliche Kerbe schlagen auch Werke wie Barbet Schroeders „Barfly“ oder Mike Figgis „Leaving Las Vegas. Mit seinem Drama „Smashed“ knüpft James Ponsoldt dort an. Drehbuchautorin Susan Burke hat für das Herzensprojekt eigene Erfahrungen verarbeitet. Das Unterfangen, einen ehrlichen Blick auf den Kampf einer Frau gegen die vielen Gesichter der Sucht zu werfen und zu zeigen, wie der Alkoholismus langsam die Kontrolle über das Leben erlangen kann, geht dabei aber nicht ganz auf.

    Es kommt der Moment, in dem einem Menschen klar wird, dass das Leben sich der eigenen Kontrolle entzieht: Für die junge Grundschullehrerin Kate (Mary Elizabeth Winstead) ist dieser Punkt erreicht, als sie sich nach einer mit ihrem Mann Charlie (Aaron Paul) durchzechten Nacht vor ihren Schülern übergibt und versucht, sich mit einer angeblichen Schwangerschaft zu entschuldigen. Spätestens jetzt ist ihr klar, dass ihr Leben vom Alkohol beherrscht wird. Doch erst nach weiteren Ausfällen wagt sie den Schritt, zu einem Treffen der Anonymen Alkoholiker zu gehen. Hier lernt sie die unterschiedlichen Gesichter der Sucht kennen und begreift die selbstzerstörerischen Impulse, die sie immer wieder zur Flasche greifen lassen. Kate erkennt, dass es nicht ausreicht, abstinent zu leben: Wenn sie die inneren Wunden heilen will, die sie bisher nur mit Alkohol betäuben konnte, muss sie sowohl an ihrer Beziehung arbeiten, als sich auch mit ihrer entfremdeten Mutter (Mary Kay Place) versöhnen. Doch die dazu nötige Ehrlichkeit im Umgang mit sich selbst und ihrer Umwelt birgt neue Gefahren für Kates Seelenfrieden.

    „Smashed“ zeigt, dass das Abrutschen in den Alkoholismus keine Bildungs-, Alters-, oder Einkommensgrenzen kennt, sondern jeden treffen kann, der versucht, seine Probleme mit Alkohol zu betäuben. Regisseur Ponsoldt unterstreicht wie der Albtraum des Rauschmittelkonsums auch in eine scheinbar harmonische Welt einbrechen kann. Er zeigt so, dass nicht nur die üblichen Verdächtigen, gescheiterte Existenzen, die den ganzen Tag in der Kneipe abhängen, abdriften können. Dies verdeutlich er mit seinem Besetzungscoup: Das bisher eher für leichte Kost bekannte „All American Sweetheart“ Mary Elizabeth Winstead („Stirb Langsam 4.0“, „Final Destination 3“) spielt eine Frau, die zwischen Scham, Selbstkasteiung und Lebenslust zerrissen wird.

    Regisseur James Ponsoldt  kreiert in seinem zweiten Langfilm zwar einige beeindruckende Bilder, doch kommt damit nicht durchgehend gegen das teilweise banalisierende Skript an. So ist die Darstellung des Themas bisweilen arg verknappt. Da entwickelt sich Kate innerhalb weniger Szenen von der netten Grundschullehrerin zur Crack-rauchenden Schreckschraube, die in einem Drugstore rumpöbelt und auf den Boden pinkelt. Bei der vollen Konzentration auf die Hauptfigur müssen die Nebenrollen zurückzustehen und bleiben so unterentwickelt. Da bleibt „Breaking Bad“-Star Aaron Paul nur eine Klischee-Rolle als unverständiger Ehepartner, der zu sehr mit eigenen Problemen beschäftigt ist, um seiner Frau beistehen zu können. Auch die Figuren anderer bekannter Seriengesichter wie Nick Offermans („Parks & Recreation“) schmieriger Ex-Süchtiger, Megan Mullallys („Party Down“) verurteilende Schulleiterin oder Mary Kay Places („Big Love“) entfremdete Mutter von Kate bleiben in ihren sporadischen Auftritten zu wenig ausgestaltet. So ist es Oscarpreisträgerin Octavia Spencer („The Help“) vorbehalten, in ihren wenigen Szenen als trockene Alkoholikerin Jenny ein Gefühl für die Schwierigkeit zu illustrieren, jeden Tag aufs Neue ein Leben ohne Rausch zu führen.

    Fazit: In James Ponsoldts „Smashed“ steckt viel Wahrheit und die guten Absichten hinter dem Alkoholiker-Drama sind deutlich zu erkennen. Zum großen Wurf reicht es aber nicht, dafür ist das Drama zu episodisch, die Geschichte immer wieder zu verknappt erzählt.

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