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    Road House
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Road House

    Ein hammerhartes Remake

    Von Lutz Granert

    Welcher Fan von Action-B-Movies erinnert sich nicht an die „drei simplen Regeln“ des Türsteher-Handwerks, die „Dirty Dancing“-Star Patrick Swayze als Ober-Rausschmeißer Jack Dalton seinem neuen Team im Provinz-Club Double Deuce immer wieder eintrichterte? Der Krawall-Streifen „Road House“ spielte 1989 ein Vielfaches seiner Produktionskosten wieder ein und genießt bis heute Kultstatus – und das nicht nur wegen Swayzes tougher Performance: Auch der röhrende Rock-Soundtrack (u.a. performt der spätere „Tito & Tarantula“-Frontmann Tito Larriva mit seiner damaligen Band „Cruzados“ gleich zu Beginn einen Song) hatte ordentlich Schmiss! Und eine denkwürdige Szene mit einem Monstertruck, der gleich die gesamten Ausstellungsmodelle eines Autohauses plattwalzt, sorgte für einen angemessenen Schuss Wahnsinn. Kein Wunder also, dass da ein Remake kommt – und tatsächlich lag bereits 2013 ein erster Drehbuchentwurf vor, der von Rob Cohen („xXx – Triple X“) verfilmt werden sollte.

    2015 wurden die MMA-Kämpferin Ronda Rousey in der Hauptrolle und Nick Cassavetes („Alpha Dog“) als Regisseur und Autor verpflichtet, bevor nach mehreren Jahren Stillstand im November 2021 schließlich Jake Gyllenhaal als Star angeheuert wurde. „Die Bourne-Identität“-Regisseur Doug Liman hat die Vorlage auch noch mal ordentlich auf links gedreht: Dalton hat im „Road House“-Remake nicht nur einen neuen Vornahmen, sondern auch einen Hintergrund im Kampfsportmilieu, weshalb er diesmal ganz ohne Unterstützung als Ein-Mann-Prügelarmee auftritt. Der Nachtclub, in dem er aufräumen soll, wurde aus dem US-Bundesstaat Missouri ins ungleich fotogenere Florida verlegt. Außerdem schraubte Amazon das Budget im Gegenzug für eine exklusive Streaming-Vermarktung von 60 auf satte 85 Millionen Dollar rauf. Aber mehr Geld ergibt nicht unbedingt auch einen besseren Film.

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    Dalton (Jake Gyllenhaal) weiß, wie man aufmüpfige Clubgäste am effektivsten in die Schranken weist.

    Sein Ruhm als erfolgreicher UFC-Fighter ist längst verblasst. Stattdessen verdient sich Elwood Dalton (Jake Gyllenhaal) seinen Lebensunterhalt inzwischen mühsam mit Underground-Kämpfen. Da kommt das Angebot von Frankie (Jessica Williams) gerade recht: Für ihren schlicht „The Road House“ genannten Strandclub im Städtchen Glass Key sucht sie einen toughen Türsteher, der es notfalls auch mit den örtlichen Schlägern von Ben Brandt (Billy Magnussen) aufnehmen kann. Der reiche Geschäftsmann plant nämlich, die Spelunke für die Errichtung eines Luxus-Resorts plattzumachen – und dafür sind ihm alle Mittel recht. Nachdem Dalton seine Wehrhaftigkeit unter Beweis gestellt hat, heuern seine gedemütigten Widersacher den durchgeknallten Knox (Conor McGregor) an, um die Sache ein für alle Mal zu regeln...

    Beim Plot orientierten sich die Drehbuchautoren Anthony Bagarozzi („Nice Guys“) und Chuck Mondry nah am kultigen Original – wobei ab und an auch ein schelmisches, referenzielles Augenzwinkern mitschwingt: Wie schon 1989 trinkt Dalton auch diesmal nur schwarzen Kaffee – der ihm bei Ankunft in der Bar aber erst einmal verweigert wird. Kurze Zeit später bezieht er Quartier in einer eigenwilligen Behausung: diesmal zwar kein zum Loft ausgebauter Heuboden, aber dafür ein schaukelndes Hausboot. Und die damals schon vom Original-Dalton Swayze in seiner Antrittsrede eingeforderte Freundlichkeit treibt Gyllenhaal nun völlig auf die Spitze, wenn er auf Krawall gebürstete Gäste schon vor der Prügelei nach der Entfernung zum nächsten Krankenhaus fragt (und sie hinterher auch ganz serviceorientiert direkt dorthin kutschiert).

    Mit Gewalt auf düster getrimmt

    In solchen Momenten macht „Road House“ tatsächlich Spaß. Ansonsten ging es dem Autoren-Duo aber offenbar vor allem darum, der Prügel-Action eine besonders brachiale und auch düstere Note zu verleihen – was nicht so recht zum sonnendurchfluteten Setting in Florida und dem Postkartenmotiv-Flair im Tiki-Club passen will. Jake Gyllenhaal ist zwar wieder top in Form (neben einem strikten Ernährungsplan trainierte er für seinen stählernen Body täglich etwa anderthalb Stunden vor allem auf dem Versaclimber), doch das suizidgefährdete seelische Wrack mit Aggressionsproblem hinter der Gentleman-Fassade bleibt rätselhaft: Die häppchenweise vorgetragenen Alptraum-Rückblenden aus dem Ruder gelaufener UFC-Kämpfe geraten für eine echte Charakterzeichnung jedenfalls allzu vage.

    Mit seinem ungläubigen Grinsen (in den ersten beiden Filmdritteln) sowie einem grimmigen „Böser Hulk“-Gesichtsausdruck (auf der Zielgeraden) bleibt Gyllenhaal sträflich unterfordert – obwohl er doch schon oft gezeigt hat, wie brillant er gerade solche abgründigen Charaktere wie in „Nightcrawler“ (2014) beherrscht. Ein ähnliches Schicksal ereilt Daniela Melchior („Fast & Furious 10“) als Ärztin Ellie, wobei die aufkeimende Romanze nach einem gemeinsamen Bootsausflug und Biertrinken im knietiefen Wasser bei Kaiserwetter ohnehin erst mal ein jähes Ende findet.

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    Knox (Conor McGregor) ist tatsächlich so wahnsinnig, wie er aussieht!

    Die bösen Buben sind in „Road House“ hingegen nur alberne Karikaturen. Billy Magnussen („Keine Zeit zu sterben“) verkörpert einen permanent schlecht gelaunten Schnösel-Kotzbrocken, der sich bei stürmischer See auf seinem Katamaran eine Rasur verpassen lässt – mit erwartbar blutigen Konsequenzen. Völlig frei dreht indes der reale MMA-Bad-Boy-Superstar Conor McGregor in seinem Filmdebüt: Als hyperaggressive Kampfmaschine Knox schlendert er splitterfasernackt durch eine italienische Stadt – und präsentiert dabei seinen gleich dreimal (!) auf dem Bauch tätowierten Rollennamen. So bringt der irische Muskelberg einen ordentlichen Schuss Anarchie in den Film. Das Problem ist nur: Wenn er dann zwischen den Prügeleinlagen doch mal „schauspielern“ muss, dann sind McGregors unbeholfenen Vorstellungen zwischen angespanntem Dauergrinsen und gekünstelter Dialog-Intonation nur schwer erträglich.

    Apropos Prügelszenen: Die sind zahlreich, brutal und entfesseln eine große physische Wucht, die durch unvermittelte Perspektivwechsel noch verstärkt wird: Da zeigt Kameramann Henry Braham („The Flash“) das Geschehen plötzlich aus der Egoperspektive von Dalton, der gerade ordentlich was auf die Nase bekommt. „Road House“ wurde speziell mit seinen Breitwandbildern offensichtlich für die große Leinwand gedreht – aber einen breiten Kinostart gibt es zum Ärger von Regisseur Doug Liman, der sich deshalb sogar weigert, den Film öffentlich zu promoten, trotzdem nicht.

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    Vielleicht ist das aber auch besser so: Abseits einer hübschen Optik hat das profillose und weitestgehend charmebefreite Spektakel in Zeiten von „John Wick“ & Co. eben doch kaum Alleinstellungsmerkmale. Markige Sprüche, charismatische Charaktere und einen konsistenten Soundtrack, die „Road House“ anno 1989 seinen Kultstatus verpasst haben, sucht man in dem sehr grellen, sehr brutalen, sehr plumpen und wahrscheinlich auch schnell vergessenen Remake jedenfalls vergebens.

    Fazit: Die Prügelszenen sind knüppelhart und können sich auch darüber hinaus sehen lassen. Drumherum wirkt das „Road House“-Remake aber vom Strand-Setting über das Kampfsportmilieu bis hin zu den Cartoon-artigen Bösewichten wenig stimmig.

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