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    Camp Evil
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Camp Evil
    Von Christoph Petersen

    Für einen Slasherfilm sind möglichst kreative Todesszenen die halbe Miete – und weil das auch Jonas Govaerts bewusst ist, hat der belgische Regisseur eine echt gewitzte Idee gehabt, um auf der Crowdfunding-Plattform Indiegogo die Finanzierung für sein Spielfilmdebüt „Camp Evil“ zu sichern: Denn statt dort einfach nur Spenden für seinen Film zu sammeln, konnten die Nutzer ihr Geld speziell der Konstruktion einzelner Fallen zuweisen, die im Film einer Gruppe von Pfadfindern auf Campingtrip den Garaus machen. Das Motto der Aktion: „Kaufe eine Falle, töte einen Scout!“ Und tatsächlich begeistert in „Camp Evil“ neben der herausragenden Arbeit von Kameramann Nicolas Karakatsanis („Bullhead“, „The Drop“) vor allem das ausgetüftelte Design der mörderischen Sets vom scheinwerferimitierenden Final-Girl-Hinterhalt bis zur alles zerquetschenden Baumstammfalle. So wirkt der Pfadfinder-Horror ein wenig wie die blutige Wildnis-Variante des Murmeln-und-Bügeleisen-Finales aus „Kevin - Allein zu Haus“.

    Vor allem in der ersten Stunde von „Camp Evil“ leistet Jonas Govaerts richtig gute Arbeit: Er schafft eine subtil-bedrohliche Atmosphäre und innerhalb der Wölflingstruppe deutet sich reichlich Konfliktpotential an. Aber all die Vorbereitung zahlt sich anschließend leider nur bedingt aus - und dabei meinen wir gar nicht mal, dass die Macher sich trotz der Indiegogo-Ankündigung dann doch nicht trauen, ihre kindlichen Pfandfinder-Protagonisten in Slasher-Manier abzumurksen (es trifft nur die Erwachsenen). Viel bedauerlicher ist, dass einige der spannenden angedeuteten Hintergründe nicht weiter beleuchtet werden, darunter die Missbrauchsvergangenheit eines der Pfadfinder und die Schließung einer Busfabrik in der Gegend, nach der sich die verzweifelten Arbeiter gleich reihenweise an den Bäumen im Wald aufgeknüpft haben. So erweist sich der sadistische Killer dann doch als ziemlich austauschbarer Irrer und der verstörende finale Twist hätte auch noch deutlich mehr Punch gehabt, wenn er psychologisch eingängiger vorbereitet worden wäre.

    Fazit: Hervorragend fotografierter Slasher mit ausgeklügelten Todesszenen, bei dem thematisch aber noch einiges mehr drin gewesen wäre.

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