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    USS Indianapolis: Men Of Courage
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    USS Indianapolis: Men Of Courage
    Von Christian Horn

    In einer der denkwürdigsten Szenen von Steven Spielbergs Klassiker „Der weiße Hai“ beschreibt Robert Shaw alias Quint sehr plastisch, wie die Crew nach dem Untergang des Kriegsschiffs USS Indianapolis 1945 über fünf lange Tage Haiangriffen auf offener See ausgesetzt war. Im Jahr 1991 gab es dann den Fernsehfilm „Operation Haifisch – Lautlos kommt der Tod“ zu dieser tragischen Episode aus dem Zweiten Weltkrieg und nun wendet sich mit Regisseur Mario Van Peebles („New Jack City“) ein weiterer Filmemacher dem Stoff zu. Angesichts des vergleichsweise schmalen Budgets von 40 Millionen Dollar war von Anfang an klar, dass er sich bei „USS Indianapolis: Men of Courage“ kaum auf spektakuläre Schauwerte stützen kann, also rekrutierte er mit Oscar-Preisträger Nicolas Cage („Windtalkers“) und Tom Sizemore („Der Soldat James Ryan“) zwei charismatische Hollywood-Haudegen für die zentralen Rollen. Doch auch die besten Schauspieler sind auf ein ausgereiftes Drehbuch mit einer stimmigen Figurenzeichnung angewiesen – und genau dies fehlt hier: Es bleibt ein überladenes Weltkriegsepos voller Stückwerk, Spannung und Dramatik bleiben fast vollständig auf der Strecke.

    Im Juli 1945 verschifft die Crew der USS Indianapolis unter dem Kommando von Captain Charles Butler McVay (Nicolas Cage) Teile der Atombombe, die wenig später Hiroshima zerstört. Auf der Rückfahrt versenkt ein japanischer Torpedo das Schiff im Philippinischen Meer. McVay, der Matrose McWhorter (Tom Sizemore) und hunderte weitere Crewmitglieder treiben fortan in offener See: Weil die Mission streng geheim war, hatte das Kriegsschiff keine Eskorte und niemand kennt die Position der USS Indianapolis: Die Hoffnung auf Rettung geht gegen Null. Gebeutelt von Wassermangel und Todesangst treiben die Matrosen im Wasser, als ein Schwarm Haie auftaucht und im Fressrausch einen Mann nach dem anderen in die Tiefe zieht.

    Schon die kurze nüchterne Synopsis zeigt, dass die Geschichte der USS Indianapolis alle Zutaten für ein facettenreiches Drama voller tragischer und mitreißender Einzelschicksale bietet. Aber die Drehbuchautoren Cam Cannon und Richard Rionda Del Castro nutzen die Chancen nicht, die der Stoff bietet:  Kaum einer der im Wasser treibenden Soldaten gewinnt ein eigenes Profil, fast jeder der Männer bleibt austauschbar. Statt eine Handvoll der Matrosen wirklich näher vorzustellen und sich auf das Überlebensdrama der Schiffbrüchigen zu konzentrieren, halten sich die Filmemacher erst extrem lange mit der Vorgeschichte auf, bauen lauter wenig einleuchtende Nebenhandlungen ein (wie etwa ein durch und durch generisches Liebesdreieck) und lassen dem Untergang dann auch noch einen ausführlichen Nachklapp vor einem Kriegsgericht folgen. So bleibt Nicolas Cage der einzige Anker im Ensemble, aber der liefert in einer unterentwickelten Rolle auch nur einen ungewohnt farblosen Auftritt ab.

    Die Dreiteilung der Handlung tut keinem der erzählerischen Schwerpunkte gut und so kommen dann auch die pathetischen Anwandlungen des Films immer wieder gleichsam aus dem Nichts. Zum Höhepunkt der verkrampften Gefühligkeit kommt es schließlich vor Gericht, wenn der Kommandeur des japanischen U-Boots seinem ehemaligen US-Kriegsrivalen beispringt und die Männer tränenerfüllt voreinander salutieren. Diese Geste wirkt hier genauso unecht wie die meisten der halbgaren Spezialeffekte, die selbst hinter Michael Bays inzwischen 15 Jahre altem „Pearl Harbor“ deutlich zurückbleiben. Ob der japanische Bomberangriff zu Beginn oder die späteren CGI-Haiattacken: Die Qualität der Tricks schwankt zwischen haarsträubend und mittelmäßig. Am besten funktioniert „USS Indianapolis“ noch, als die Crew in San Francisco auf Landgang ist. Hier inszeniert Mario van Peebles das Abschiedsfest der Besatzung als beschwingte Tanzeinlage mit stilvoller Ausstattung und schicken Kostümen. So überzeugend wie dieser charmante Auftakt ist der Film im Anschluss allerdings nicht mehr wieder: Die eingangs erwähnte Rede aus „Der weiße Hai“ bringt das Schicksal der Besatzung prägnanter auf den Punkt als die knapp über zwei Stunden von „USS Indianapolis“.

    Fazit: Die Macher dieses tricktechnisch und erzählerisch holprigen Kriegsfilms verheddern sich in einer ausufernden Geschichte und so ist „USS Indianapolis“ weder spannend noch dramatisch.

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