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    StreetDance: New York
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    StreetDance: New York
    Von Andreas Staben

    Während die diversen „Step Up“-Filme (mit dem Glanzstück „Step Up: Miami Heat“ an vierter Stelle der Reihe) zumindest lose miteinander verbunden sind und ein echtes Franchise bilden, hat Michael Damians „StreetDance: New York“ abgesehen vom Genre Tanzfilm und vom deutschen Verleih rein gar nichts mit „StreetDance 3D“ und „StreetDance 2“ zu tun. Der recht clevere, aber schwer übersetzbare Originaltitel „High Strung“ musste hier also einem etwas irreführenden Konstrukt weichen, doch das ist zugleich auch recht treffend: Die Handlung und die Figuren dieser mit einer Prise Teenagerromantik und ein paar grob gezimmerten Konflikten angereicherten Folge von Tanz- und Musikeinlagen sind nämlich genauso austauschbar wie der Titel. Mit einigen sehenswerten Choreografien, talentierten Tänzern und sympathischen Details, die der Allerweltsgeschichte ein wenig märchenhaften Charme aufsetzen, hat „StreetDance: New York“ für Fans des Genres dennoch einiges zu bieten.

    Die hochbegabte Nachwuchsballerina Ruby (Keenan Kampa) kommt zum Studium am renommierten (fiktiven) Manhattan Conservatory of the Arts nach New York. Auch der britische Violinist Johnnie (Nicholas Galitzine) ist neu im Big Apple und hat ähnlich viel Talent wie die Tänzerin aus dem Mittleren Westen. Allerdings besitzt er kein Visum und keine Arbeitserlaubnis – um sich über Wasser zu halten, musiziert er in der New Yorker U-Bahn. Doch dann wird ihm seine wertvolle Geige gestohlen. Ruby, die er kurz zuvor kennengelernt hat und der er bald auch persönlich näherkommt, überredet ihn, gemeinsam an einem Wettbewerb für Tänzer und Musiker teilzunehmen. Mit dem ausgelobten Stipendium könnte Johnnie eine Aufenthaltsgenehmigung bekommen. Aber die Konkurrenz ist groß und die Einwanderungsbehörden haben den Engländer längst im Visier …

    Hauptdarstellerin Keenan Kampa gehörte für einige Zeit zum Ensemble des berühmten Mariinsky-Balletts in Sankt Petersburg und ihre tänzerische Klasse ist auch bei diversen Trainingsszenen und einer kleinen Tango-Einlage nicht zu übersehen. Da kann Nicholas Galitzine („The Beat Beneath My Feet“) trotz eifrigen Übens auf der Geige nicht mithalten. Sein simuliertes Violinspiel (zu hören ist Nathan Lanier, der Komponist der eingängigen Filmmusik) ist recht einfach als solches zu erkennen, zumal meist ein elektronisch verstärkter Geigensound ertönt. Außerdem wird er durch schwülstige Monologe über die Musik, die ihn von innen verzehrt und ähnliches, zusätzlich gehandicapt. Solche melodramatischen Plattitüden würde wohl nicht einmal der umschwärmte Violinen-Superstar David Garrett („Der Teufelsgeiger“) unfallfrei über die Bühne bringen.

    Dennoch überzeugt Galitzine in seiner Rolle als grüblerischer Künstler-Jüngling durchaus nicht nur mit seinem britischen Akzent, seinen markanten Wangenknochen und seinem beim Musizieren vorteilhaft in Szene gesetzten freien Oberkörper. Vielmehr erledigt er auch solche romantischen Pflichtaufgaben wie ein Rendezvous mit Blütenteppich und Kerzenlicht auf elegante Weise. Und im Zusammenspiel mit der im Vergleich sehr natürlich wirkenden Keenan Kampa ergeben sich reizvolle Kontraste: Gemeinsam überspielen sie einige Handlungsuntiefen, dazu haben die meisten Nebendarsteller angesichts ihrer klischeehaften Rollen wenig Chancen – vom snobistischen Geiger-Erzfeind Kyle (Richard Southgate) über die strenge Schulleiterin Madame Markova (Maia Morgenstern, „Die Passion Christi“) bis zur flatterhaften Freundin Jazzy (Sonoya Mitzuno, „Ex Machina“).

    Am Ende ist auch dieser Tanzfilm am überzeugendsten, wenn tatsächlich getanzt wird. Eine improvisierte Battle in der U-Bahn (genau wie die Szenen im Konservatorium gedreht im rumänischen Bukarest – das echte New York kommt hier kaum vor) sorgt für viel Schwung, leidet aber unter der wenig souveränen, hektisch wirkenden Inszenierung. Was die Switchsteps-Crew um Hayward (entspannt-charismatisch: Marcus Emanuel Mitchell) dagegen in ihrem traumhaften Loft zeigt, ist beeindruckend und abwechslungreich. Am besten aber gelingt Regisseur Michael Damian, der gemeinsam mit seiner Ehefrau Janeen Damian auch für die Produktion und das Drehbuch verantwortlich ist, ein spontanes Auf-dem-Tisch-um-die-Wette-Tanzen in einem irischen Pub. In dieser wohl besten Szene des ganzen Films darf die dynamische Choreografie von Dave Scott („Step Up To The Streets“, „Battle Of The Year“) im Vordergrund stehen.       

    Der vermeintliche große Höhepunkt bleibt dann allerdings ein wenig hinter den angedeuteten Möglichkeiten zurück: Beim gemeinsamen Wettbewerbsauftritt mit Johnnie und den Switchsteps wird vor allem Ruby einmal mehr ins rechte Licht gerückt. Als „Zigeunerin“ überwindet sie ihre vorgeblichen Schwächen beim modernen Tanz, die Choreografie kündet von der Versöhnung künstlerischer und lebensphilosophischer Gegensätze, was ihre Lehrer im Publikum unnötigerweise mit kuriosen Bemerkungen kommentieren. So wirkt die Nummer fast so künstlich wie die Spannung, um die sich die Macher bei diesem Wettstreit mit vorgezeichnetem Ausgang bemühen. Aber wenn erst der hartgesonnene Pfandleiher überraschend Rubys positives Menschenbild bestätigt und sich dann auch noch der schnöselig-arrogante Kyle als fairer Sportsmann erweist, dann fällt es doch schwer, dieser  Extraportion Herz und Harmonie zu widerstehen.

    Fazit: Ein weiterer Tanzfilm nach Schema F - dafür aber mit viel Energie und Herz.

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