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    Willkommen im Hotel Mama
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Willkommen im Hotel Mama
    Von Thomas Vorwerk

    Die Boulevard-Komödie ist nicht totzukriegen. Im terrorgeschüttelten Frankreich, wo man sich über jede Zerstreuung freut, sowieso nicht. Wenn eine Witwe im Rentenalter sich ihre Libido bewahrt und regelmäßig ihren Nachbarn besucht, so ist das eine fast traditionelle Prämisse, aus der schon das Ohnsorg-Theater vor zwei Generationen diverse anzügliche Verwechslungen hätte basteln können. Neu ist in Éric Lavaines Generationen-Komödie „Willkommen im Hotel Mama“ allerdings, dass die kurzfristig bei ihrer Mutter untergekommene Tochter dieser wegen ihres Verhaltens Altersdemenz oder gar Alzheimer andichtet. Dieser Kniff wird allerdings nicht sehr überzeugend umgesetzt, so ist dieses unausgegorene Lustspiel recht holprig geraten – bis zum unterhaltsamen, sehr theaterhaften Finale mit einem aus dem Ruder laufenden Familienessen.

    Die 40-jährige Architektin Stéphanie (Alexandra Lamy, „Ricky“) braust anfänglich noch mit einem teuren Audi durch den gediegenen Split-Screen-Vorspann, muss sich  allerdings alsbald arbeitslos melden und ist nun gezwungen, sich als Hausgast auf unbestimmte Zeit in der Wohnung ihrer Mutter Jacqueline (Josiane Balasko, „Die Eleganz der Madame Michel“) einzuquartieren. Das Zusammenleben ist schwierig: Die beiden Frauen können sich weder über das Fernsehprogramm noch über die angemessene Raumtemperatur einigen. Die unfreiwillige Untermieterin hat keine Lust auf Telefon-Scrabble, Chansons und „Quality Street“, außerdem schlagen ihr die unvermeidlichen Vorhaltungen der Älteren aufs Gemüt: In der ersten halben Stunde des Films geht es vor allem um die veränderte berufliche Situation von Stéphanie – unter anderem gibt es eine sehr ausführliche Szene mit der Neu-Arbeitslosen beim Jobcenter und zusammen mit den vielen Gesprächen über Bewerbungen und nützliche Beziehungen wähnt man sich zuweilen fast in einer Sozialsatire.

    Das Thema Arbeitslosigkeit rückt allerdings zunehmend in den Hintergrund, der Film plätschert vor sich hin und schließlich läuft dann alles auf ein ausuferndes Boulevardfinale hinaus, bei dem Jacqueline ihren Kindern endlich ihren heimlichen Liebhaber und Nachbarn Jean (Didier Flamand) vorstellen will – zwischen Stéphanie, ihren Geschwistern Carole (Mathilde Seigner, „Willkommen in der Bretagne“) und Nicolas (Philippe Lefebvre) sowie der Mutter fliegen dabei die Fetzen. Nun kommen plötzlich wieder die Alzheimer-Unterstellungen auf den Tisch, dazu werden diverse andere Vorwürfe, Geheimnisse und Unverschämtheiten serviert. Es geht nicht gerade filigran zur Sache, die zahlreichen Missverständnisse werden ausführlich ausgekostet und die versierten Stars haben bei dem komischen Gepoltere sichtlich Vergnügen. So zerfällt „Willkommen im Hotel Mama“ in zwei Teile (plus ein wenig Leerlauf): eine zerfahrene und unfokussierte Einführung mit guten Momenten sowie einen saftigen komödiantischen Familienstreit der alten Schule mit hastiger und wenig befriedigender Auflösung.  

    Fazit: Im Ganzen betrachtet ist „Willkommen im Hotel Mama“ ein ziemliches erzählerisches Chaos, aber viele der Einzelszenen und vor allem das turbulent-boulevardeske finale Drittel machen trotzdem viel Spaß.

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