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    Backtrace
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    Backtrace

    Hauptsache die Autos bekommen keinen Kratzer

    Von Markus Fiedler

    Regielegende Billy Wilder, bekannt durch Meisterwerke wie „Manche mögen’s heiß“ oder „Boulevard der Dämmerung“, soll einst auf die Frage, welche drei Dinge man für einen guten Film braucht, geantwortet haben: „Ein gutes Drehbuch, ein gutes Drehbuch und ein gutes Drehbuch!“ Regisseur Brian A. Miller, in dessen Filmographie bislang hauptsächlich maue Thriller mit Bruce Willis wie „Vice“ oder „Reprisal“ stehen, hat aber offenbar noch nie von Wilders goldener Regel gehört – oder er hält zumindest nichts von ihr. Denn dann hätte er das Skript zu „Backtrace“ gleich wieder beiseitegelegt. Dieses ist nämlich so unsinnig und löcherig, dass es schon außergewöhnlicher inszenatorischer Einfälle bedurft hätte, um daraus einen guten Film zu machen. Aber Miller gelingt es nicht, die schwache Story mit seiner Inszenierung wenigstens ein bisschen aufzupeppen – eher ist das Gegenteil der Fall. Und so entpuppt sich der mit Matthew Modine und Sylvester Stallone prominent besetzte Thriller als eine waschechte Heimkino-Katastrophe.

    Mac (Matthew Modine) lässt sich mit einigen Partnern auf einen riskanten Banküberfall ein, der zunächst auch erfolgreich verläuft. Doch bei der Übergabe eines Teils der Beute an ein weiteres Mitglied der Bande eskaliert die Situation: Die Boten des geheimnisvollen vierten Mannes wollen mehr Geld als verabredet und eröffnen das Feuer. Macs Partner werden erschossen, er selbst bleibt nach einem Kopfschuss zwar am Leben, erinnert sich aber an nichts mehr, was vor der Verletzung passiert ist. Sieben Jahre später wird Mac von einem jungen Mann namens Lucas (Ryan Guzman) aus dem Gefängnis befreit, weil ein Teil der Beute noch immer nicht gefunden wurde: 15 Millionen Dollar sind irgendwo versteckt und nur in Macs Kopf befindet sich möglicherweise noch die Information über den genauen Ort. Eine neuartige Droge soll ihm helfen, sich zu erinnern…

    „Backtrace“ bietet mit Matthew Modine, der einst mit brillanten Werken wie Alan Parkers „Birdy“ (1984) oder Stanley Kubricks „Full Metal Jacket“ (1987) seine Karriere begann, sowie „Rocky“- und „Rambo“-Star Sylvester Stallone zwei erfahrene Schauspieler, die ihre Klasse bereits etliche Male unter Beweis gestellt haben. Doch selten haben wir sie so lustlos gesehen wie hier – womöglich auch, weil ihnen kaum Raum zur Entfaltung gegeben wird. Modine, der zuletzt unter anderem als Schurke in der ersten Staffel von „Stranger Things“ zu überzeugen wusste, darf sogar kaum etwas anderes tun, als sich in den knapp 90 Minuten Laufzeit den Kopf zu halten und vor Schmerzen zu wimmern. Der 72 Jahre alte Sylvester Stallone soll derweil einen drahtigen Cop verkörpern, darf in dieser Rolle aber abgesehen vom schwachen Shootout im Finale nur gelangweilt ein paar Dialogsätze von sich geben.

    Den Unterhaltungen in „Backtrace“ sollte man ohnehin nicht zu viel Beachtung schenken. Schon der zu Macs Erinnerungslücken führende Schusswechsel zwischen den rivalisierenden Gangstern zu Beginn des Films wird mit furchtbaren Dialogen eingeleitet. Das Drehbuch von Mike Maples, der außer dem bereits 2004 verfilmten TV-Skript „Miracle Run“ bislang keinen weiteren Eintrag in seiner Vita stehen hat, ist ohnehin eine Katastrophe. Zum einen bietet er bis auf die halbwegs originelle Grundidee des Gauners, der sich an seine Straftaten nicht erinnert, absolut nichts, was in irgendeiner Weise unterhaltsam, sinnvoll oder überraschend wäre. Vor allem scheitert er aber auf ganzer Linie, wenn er genau dies dann trotzdem mal versucht: Eine der beiden zentralen Wendungen, die die Geschichte nimmt, ist komplett vorhersehbar. Und den zweiten Twist sieht man nur deshalb nicht kommen, weil er so komplett unglaubwürdig ist.

    Die Inszenierung von Brian A. Miller passt sich dem Niveau des Skripts an. Dem Filmemacher fehlt jegliches Gespür für seine (auch noch schlecht geschnittenen) Actionszenen, so dass man sich nur darüber lustig machen kann, dass sich bei den hier gezeigten Gangstern wohl die miesesten Schützen der USA versammelt haben. Geschätzt mit jeder hundertsten abgefeuerten Kugel treffen sie zumindest mal das Ziel. Da passt es, dass nach den Gehaltsschecks für die Stars das Budget scheinbar weitestgehend erschöpft war und man so bei den Requisiten sparen musste. Anders können wir es uns zumindest nicht erklären, dass man die eingesetzten Autos offenbar ohne Gebrauchsspuren zurückgeben musste. Schließlich fällt es schon sehr ins Auge, wie die Fahrzeuge, obwohl sie den Schützen oft als Deckung dienen, in all dem Kugelhagel nicht einmal einen Kratzer abbekommen. Zudem beschränken sich die Sets auch noch auf eine Straße am Wald, ein Haus, ein Polizeirevier und eine leerstehende alte Fabrik. Aber die Kulissen druckt man im Gegensatz zu den Gesichtern der Stars auch nicht groß aufs Poster und DVD-Cover, um vielleicht doch noch ein paar arglose Zuschauer abzugreifen.

    Fazit: Trotz Matthew Modine und Sylvester Stallone ist „Backtrace“ eine totale Gurke.

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