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    Lassie - Eine abenteuerliche Reise
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Lassie - Eine abenteuerliche Reise

    Der bessere Hundefilm in dieser Woche

    Von Markus Tschiedert

    Zugegeben, Lassie ist in den vergangenen Jahren etwas in Vergessenheit geraten, zumal der 19. Spielfilm von 2005 gar nicht erst in die deutschen Kinos kam, sondern gleich auf den DVD-Markt geworfen wurde. Dabei sind Generationen von Kindern mit dem weiblichen Collie groß geworden, seit Eric Knight im Jahre 1938 die Kurzgeschichte „Lassie Come Home“ veröffentlichte. Aus dieser entstand zunächst ein ganzer Roman und 1943 schließlich der erste Kinofilm „Heimweh“ mit der damals erst elfjährigen Elizabeth Taylor. Viele weitere Leinwandabenteuer folgten – und in den Fünfzigern auch noch eine immens populäre Serie, die mit wechselnden Herrchen bis in die Siebziger hinein im TV ausgestrahlt wurde.

    Mit „Lassie – Eine abenteuerliche Reise“ soll nun eine neue Generation von Kids für die spannenden und berührenden Geschichten erobert werden. Dabei nähert sich der neue Kinoauftritt wieder mehr der ursprünglichen Kurzgeschichte an. Im Kern geht es also eigentlich nur darum, dass die entlaufene Lassie über Hunderte von Kilometer wieder allein nach Hause finden muss. Dabei erlauben sich Regisseur Hanno Olderdissen („Wendy 2“) und Drehbuchautorin Jane Ainscough („Gut gegen Nordwind“) aber auch etliche Freiheiten, um den Hund im Hier und Jetzt zu verankern (was zugleich zu vielen unnötig vertrackten Szenarien führt). Auch interessant: Zum ersten Mal handelt es sich nicht um eine englischsprachige Produktion. Lassie ist jetzt eine deutsche Collie-Dame.

    Lassie (gespielt von Bandit) will wieder zurück nach Hause zu seinem Flo – koste es, was es wolle!

    Familie Maurer steht unter Stress: Mama Sandra (Anna Maria Mühe) ist hochschwanger, Papa Andreas (Sebastian Bezzel) verliert seinen Job, der zwölfjährige Sohn Flo (Nico Marischka) wird von Mitschülern drangsaliert und Familienhund Lassie ist der Vermieterin Frau Möller (Sarah Camp) ein Dorn im Auge. Als sie darauf pocht, dass Haustiere in der Wohnung verboten sind, findet Lassie bei dem befreundeten Graf von Sprengel (Matthias Habich) ein zeitweiliges neues Zuhause. Als der Graf gemeinsam mit Enkelin Priscilla (Bella Bading) wegen eines Geschäftstermins auf eine kleine Nordseeinsel muss, nehmen sie ihren vierbeinigen Gast natürlich mit. Doch als Lassie vom Hausmeister Hinz (Christoph Letkowski) schlecht behandelt wird, reißt sie aus. Alle suchen die Hündin, die nur ein Ziel kennt: Zurück zu Flo nach Bayern – erst mal irgendwie runter von der Insel und dann quer durch ganz Deutschland…

    Die Originalgeschichte spielt in Großbritannien, wo Lassie von Schottland bis nach Yorkshire laufen muss, um wieder in die Arme ihres früheren Herrchens zu gelangen. Dass hier gar nicht erst versucht wird (wie zuletzt etwa in „Vier zauberhafte Schwestern“), den Film mit englischsprachigen Schildern oder einem meist amerikanisch aussehenden Umfeld für ein internationales Publikum „ansprechender“ zu machen, darf dabei als Pluspunkt verbucht werden. Einmal fährt die Lehrerin von Flo mit dem Finger die ungefähre Strecke auf einer deutschen Landkarte ab, die Lassie schon hinter sich haben könnte. Ein bisschen Erdkunde fürs jugendliche Publikum kann sicher nicht schaden.

    Wie lange läuft Lassie eigentlich?

    Schade nur, dass daraus nicht mehr gemacht wurde, zumal der Untertitel „Eine abenteuerliche Reise“ lautet. Lassie an der Nordsee – ein Schwenk aufs Meer muss reichen. Lassie in Bayern – da spricht die stänkernde Vermieterin Frau Möller mit einem starken bayerischen Akzent. Wo sich Lassie zwischendurch aufhält, bleibt dagegen weitgehend vage. Man erfährt nie wirklich, wann und wo sich der Hund gerade befindet. Auch nicht wie lange er unterwegs ist und wie lange er wohl noch braucht? Tage oder gar Wochen?

    Nun ist „Lassie – Eine abenteuerliche Reise“ aber eben auch nicht unbedingt ein Roadmovie, selbst wenn es für die Titelheldin eigentlich nur darum geht, die weite Strecke von A nach B einmal quer durchs Land zurückzulegen. Schließlich hat jeder der menschlichen Charaktere auch noch seinen eigenen Konflikt auszutragen. Da nicht Flo oder seine Eltern selbst den Hund verlieren, sondern eben der Graf und seine Enkelin, gibt es gleich sechs zentrale Zweibeiner, die alle noch ihr eigenes Päckchen zu tragen haben (Jobverlust, Insolvenz, Schwangerschaft, Schul-Mobbing, Wohnungssuche, Verlust der Mutter und Ehefrau). Das ist einfach so viel, dass man selbst als erwachsener Zuschauer mitunter die Übersicht zu verlieren droht.

    Auch die menschlichen Figuren sind alle für sich überzeugend – es gibt einfach nur zu viele von ihnen.

    Selbst hochkarätige Nebendarsteller wie Jana Pallaske („Einstein“) als liebenswerte Zirkusartistin, Justus von Dohnányi („Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“) als hochsensibler Butler und Johann von Bülow (Lara“) als gestresster Vater können da kaum mehr tun, als ihre Rollen klischeehaft (wenn vor allem im Fall des Butlers auch sehr komisch) auszufüllen. Im letzten Drittel wird das Tempo dann noch mal extra angezogen, um auf der Zielgeraden zum Happy End abzubiegen. Der schurkische Hausmeister muss seine Bestrafung erhalten und die Kinder fallen in den strömenden Fluss, damit Lassie ihre Wasserscheu verliert (eine Anspielung auf „Lassies Heimat“ von 1948) – und damit man die Figuren zwischendrin überhaupt an einem Ort zusammenbekommt, wird das ein oder andere Mal zu oft der Zufall bemüht.

    Aber immerhin: Im Gegensatz zu dem am selben Tag in den deutschen Kinos startenden Hundeabenteuer „Ruf der Wildnis“ stammt Lassie hier nicht aus dem Computer, sondern ist ein echter Hund. Das spürt man und deshalb liebt man Lassie – und wenn Filmhund Bandit in Zeitlupe über einen Zaun springt, dann sah das Fell von Lassie noch nie eindrucksvoller aus. Ein angehender vierbeiniger Superstar!

    Fazit: Nach 15 Jahren endlich das überfällige Comeback für den wohl berühmtesten Hund der Filmgeschichte! Nur hätte man sich für Lassies Rückkehr ein konzentrierteres, weniger überladenes Drehbuch gewünscht – so liegt der Fokus zu sehr auf den (zu vielen) menschlichen Figuren und zu wenig auf den wirklich tollen Hundeszenen.

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