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    Natürlich blond 2
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Natürlich blond 2
    Von Carsten Baumgardt

    Vor zwei Jahren schaffte Reese Witherspoon mit „Natürlich blond" dank ihrer Natürlichkeit und Frische den Sprung in die erste Liga Hollywoods. Mit „Sweet Home Alabama" untermauerte sie ihre Stellung an der Kinokasse. Nun ist die unvermeidliche Fortsetzung „Natürlich blond 2“ am Start und alles ist anders. Das Sequel von Charles Herman-Wurmfeld („Kissing Jessica") ist ein einziges Klischees, der das satirische, ironische Potenzial des Vorgängers leider vernachlässigt und oft am Rande der Farce wandelt. Reese Witherspoon ist so vital und sympathisch wie immer, kann die Feel-Good-Komödie aber auch nicht mehr retten.

    Nachdem Elle Woods (Witherspoon) ihr Jura-Studium in Harvard mit Bravour gemeistert hat, ist sie in einer angesehenen Wirtschaftskanzlei untergekommen und rundum glücklich. Die Heirat mit Professor Emmett Richmond (Luke Wilson) ist bereits terminiert – alles läuft wie geplant, bis Elle auf eine Ungerechtigkeit stößt, die ihr schwer zu schaffen macht. Auf der Suche nach der Mutter ihres Schoßhundes Brutus findet sie heraus, dass sie in einem Tierversuchslabor ein grausames Schicksal fristen muss. Elle will ihre Kanzlei davon überzeugen, den Tieren eine Stimme zu verleihen und sie rechtlich zu befreien. Das geht schief, Naivling Elle wird fristlos gefeuert. Sie gibt nicht auf, wendet sich an die Kongressabgeordnete Victoria Rudd (Sally Field), in deren Team sie ein Gesetz zum Verbot von Tierversuchen durchsetzen will. Allerdings wird die Bel-Air-Barbie in Washington nicht gerade mit offenen Armen empfangen. Die Kollegen nehmen sie nicht ernst und lassen sie böse auflaufen, Elle blamiert sich bei ihrer ersten Ausschuss-Sitzung nach Kräften. Natürlich haben sie das quietschbunte, aber intelligente Energiebündel gnadenlos unterschätzt und müssen dies bald feststellen...

    Natürlich blond" spielte hart am Rande von Kitsch und Klischee, schaffte aber dank einer bezaubernden Hauptdarstellerin, einigen netten Drehbucheinfällen und einer gehörigen Portion Selbstironie den Balanceakt hin zu einer federleichten, aber gelungenen Feel-Good-Komödie. Mittlerweile ist Reese Witherspoon zurecht ein Topstar, der 15 Millionen Dollar für das Sequel bekam, aber von den Ideen des ersten Teils ist nicht mehr viel übrig. „Natürlich blond 2“ krankt vor allem an einer Unart, die Hollywood in den letzten Jahren immer mehr erfasst. Der Film nimmt das erwachsene Publikum überhaupt nicht mehr ernst, serviert eine Parade überkandidelter Gags, die nicht wirklich witzig sind. Schlimmer: Die Charaktere springen von einer haarsträubenden Entwicklung zur nächsten. Zunächst lernen wir zum Beispiel die Energieausschuss-Vorsitzende Libby Hauser (Dana Ivey) als Hardcore-Abgeordnete mit mehr Haaren auf den Zähnen als auf dem Kopf kennen. Wenig später hüpft sie mit Elle Woods alias Reese Witherspoon zu einem absurd-dämlichen Tanz der ehemaligen Studentenverbindung Delta Nu umher – das ist hochgradig albern und der absolute Tiefpunkt des Films.

    Klischees wie der weise, allwissende alte Hotelportier, der Elle unter die Arme greift, sind zwar unoriginell, aber noch zu verzeihen, schließlich wird auch sonst nur Altbekanntes aus der Drehbuchküche Hollywoods serviert. Ärgerlich wird es dann wieder, wenn sich der republikanische Waffenlobbyist Stanford Marks (versucht sein Bestes: Bruce McGill, „The Insider") ebenfalls um 100 Prozent wandelt und sich für die Rechte seines angeblich schwulen Hundes einsetzt und auf Elles Seite schwenkt. Wenigstens sorgt die „Liebesszene“ der beiden ungleichen Hunde für einige Lacher. Sally Field („Forrest Gump“) hat es auch nicht leicht, ihrem permanent hin- und herschwankenden Charakter Glaubwürdigkeit zu verleihen. Sie trägt es mit Fassung.

    Was wäre „Natürlich blond 2“ ohne Reese Witherspoon? Eine komplette Katastrophe. Die 27-Jährige rettet durch ihren unbändigen Charme und ihre Natürlichkeit, was zu retten ist. In einer Mischung aus Naivität, Gutmütigkeit, Zielstrebigkeit und Intelligenz schafft sie es mühelos, ihrem Charakter der „Capitol Barbie" die Sympathie des Publikums zu sichern. Und hätte Autorin Kate Kondell ihr ein halbwegs stimmiges Drehbuch mit einer besseren Geschichte mit auf den Weg gegeben, hätte aus „Natürlich blond 2“ wie Teil 1 ein leichter, netter Sommerspaß werden können. Aber so bleibt der Eindruck, dass es nur darum geht, das erfolgreiche Konzept ohne größere Anstrengungen an der Kinokasse auszuschlachten. Immerhin ging diese Rechnung auf – „Natürlich blond 2“ war in den USA ein respektabaler Hit, obwohl das 08/15-Niveau nach Schema F aus der Mottenkiste für Hollywood-Sequels stammt. Schade.

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