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    The Dentist
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    The Dentist
    Von Christoph Petersen

    Horrorfilme spielen in der Regel mit einer von zwei Arten menschlicher Angst. Die einen nutzen Urängste, zum Beispiel vor der Dunkelheit (Der Fluch von Darkness Falls), vor dem Unbekannten unter der Wasseroberfläche (Der weisse Hai) oder gar dem Tod selbst (Final Destination 3), für die Erzeugung von Spannung aus. Andere wiederum hängen ihre Geschichten an Errungenschaften der modernen Zivilisation auf: So zum Beispiel Takashi Miikes The Call (Handys) oder Gore Verbinskis The Ring (Videobänder). Der Besuch beim Zahnarzt, den sich Gore-Spezialist Brian Yuzna (Society) als Aufhänger für seinen äußerst blutigen Thriller-Reißer „The Dentist“ ausgewählt hat, dürfte mit seinen ekelhaften Bohrgeräuschen und seiner verstörend-süßlich riechenden Sterilität sogar beide Ängste gleichermaßen bedienen.

    Der narzisstische Zahnarzt Dr. Alan Feinstone (Corbin Bernsen, Kiss, Kiss, Bang, Bang) führt einen aussichtlosen Kampf gegen die Verrottung der Welt, was ihn stets am Rande eines Nervenzusammenbruchs wandeln lässt. Als die Steuerbehörde anfängt, gegen ihn zu ermitteln, und er entdeckt, dass seine hübsche Frau Brooke (Linda Hoffman, „The Dentist 2“) es hemmungslos mit dem Pool-Jungen Matt (Michael Stadvec) treibt, dreht er endgültig durch. Aber ein Rodweiler, seine Frau und ihr Liebhaber sind nur die ersten Opfer des Dr. Feinstone: Im Wartezimmer warten noch das Model April (Christa Sauls) mit ihrem Manager Steve Landers (Mark Ruffalo, 30 ueber Nacht, Wo die Liebe hinfaellt), die besorgte Mutter Mrs. Saunders (Joanne Baron, Der Prinz und ich) mit ihrem kleinen Jody (Brian McLaughlin) und Sarah (Virginya Keehne), der endlich ihre Zahnklammer herausgenommen werden soll…

    Im Endeffekt scheitert „The Dentist“ vor allem an seinem eigenen Anspruch. Für einen reinen Exploitation-Film wartet er mit einem zu komplexen Protagonisten auf, für eine Gewalt-Studie á la Falling Down ist das Drehbuch bei weitem nicht gut genug und viel zu reißerisch. Dabei spielt auch eine Rolle, dass C-Schauspieler Corbin Bernsen seinem Charakter nicht einmal im Ansatz gerecht wird: Statt den egomanen Kontrollfreak mit ein klein wenig Subtilität auszustatten, läuft er stets mit solch verzerrten Grimassen durch die Szenerie, dass der Zuschauer ihn weniger für einen Wahnsinnigen hält, als vielmehr für jemanden, der äußerst dringend auf die Toilette muss.

    Auf der Habenseite stehen einige gelungen-brutale Horroreinschübe: Wenn Dr. Feinstone seiner Frau in einem der italienischen Scala nachempfundenen Behandlungsraum in Nahaufnahme und sehr langsam die Zähne rausdreht, der unliebsamen Nachbarin Paula (Lise Simms, Im Zeichen der Libelle) einen kompletten Backenzahn mit seinem groben Bohrer abhobelt oder dem verhassten Finanzbeamten Marvin Goldblum (Earl Boen, The Majestic) erst mit einem Kieferspanner die Hälfte seiner Gesichtsknochen bricht, um dann genüsslich in seiner Zunge herumzubohren, tun diese Sequenzen auch dem Zuschauer schon fast körperlich weh. Aber so hart wie die blutigen, so uninteressant sind die übrigen Szenen inszeniert – Yuzna hat Dr. Feinstones wachsenden Irrsinn zu keiner Zeit in passende Bilder umsetzen können. So ist der Film nur absoluten Gore- oder Yuznafans zu empfehlen, für das Mainstream-Publikum gibt es weitaus bessere Independent-Horrorfilme, die es sich eher zu entdecken lohnt.

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