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    Frau mit Hund sucht Mann mit Herz
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Frau mit Hund sucht Mann mit Herz
    Von Jürgen Armbruster

    Was ist von einem Film mit dem vielsagenden Titel „Frau mit Hund sucht Mann mit Herz“ zu erwarten? Bemühen wir doch einmal die menschliche Logik. Im Mittelpunkt des Films steht aller Wahrscheinlichkeit eine Frau, die erst kürzlich von ihrem Lebensgefährten verlassen wurde und für das Sprichwort der Hund ist der beste Freund des Menschen wörtlich zu nehmen ist. Richtig? Falsch! Der Hunde-Plot ist in Gary David Goldbergs romantischer Komödie allenfalls ein Nebenkriegsschauplatz. Im Grunde geht es hier vielmehr um die Tücken des Online-Datings.

    Acht Monate sind vergangen, seitdem die Kindergärtnerin Sarah (Diane Lane) von ihrem Mann verlassen wurde. Hinter ihr liegen viele einsame Tage in ihrem großen, viel zu einsamen Haus. Genug der Einsamkeit – meint zumindest Sarahs große Schwester Carol (Elizabeth Perkins). Denn ohne Einwilligung Sarahs setzt sie kurzerhand eine Kontaktanzeige ins Internet. Nur widerwillig lässt sich Sarah zu einigen Dates überreden. Zunächst sieht sie sich auch in ihren schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Entweder sind die Männer weinerlich und oder schlicht nur auf das Eine aus. Gerade als sich in Sarah die Gewissheit breit macht, dass sie nie wieder den Richtigen finden wird, gerät sie bei einem Date im Hundepark an den zwar idealistischen, aber erfolgslosen Bootsbauer Jack (John Cusack). Zunächst ist sie von seiner gnadenlosen Offenheit eingeschüchtert, erliegt letztlich aber dann doch seinem Charme. Dumm nur, dass ihr gleichzeitig Bob (Dermot Mulroney), der ebenfalls geschiedene Vater eines der Kinder aus ihrem Kindergarten, den Hof macht.

    Eines vorneweg: Mit Hunden hat „Frau mit Hund sucht Mann mit Herz“ kaum etwas zu tun. Sarah besitzt nicht einmal einen Hund. Der gehört in Wirklichkeit ihrem kleinen Bruder Michael (Glenn Howerton), was im Film auch mehrfach ausdrücklich betont wird. Und auch Jack hat sich den Hund fürs erste Date nur von seinem Freund Charlie (Ben Shenkman) ausgeliehen. Sicher, in einer Szene darf Sarah gemeinsam mit einem Hund vor dem Fernseher sitzen. Und auch beim großen Finale darf ein Hund (was eigentlich vollkommen unnötig ist) todesmutig ins Wasser springen. Trotzdem haben wir es hier nicht nur um einem wunderbarem Beispiel für eine in die Hose gegangene Eindeutschung (Originaltitel: „Must Love Dogs“) zu tun, sondern der Titel ist obendrein schlicht inhaltlich etwas daneben. „Frau mit Computer sucht Mann mit Herz“ wäre die zwar auch nicht wesentlich intelligentere, aber doch korrektere Lösung gewesen.

    Die Vorlage zum Film lieferte der im Grunde zweitklassige Roman „Frauchen sucht Herrchen“ (auch ein wundervoller Titel) von Claire Cook. Und mit dessen Leinwand-Adaption wurde der ebenso zweitklassige TV-Regisseur und Drehbuchautor Gary David Goldberg beauftragt. Was war unter diesen Voraussetzungen zu erwarten? Bestenfalls ein solides, romantisches Filmchen. Und genau das ist „Frau mit Hund sucht Mann mit Herz“ auch geworden. Lacher sind immer dann garantiert, wenn es um die Tücken des Online-Datings geht. Die Unterschiede zwischen den Erwartungen Sarahs an ein neues Date und der Realität sind teils urkomisch. Einsames Highlight ist dabei ganz klar Sarahs erstes Tete-a-tete – mit ihrem verwitweten Vater Bill (Christopher Plummer)! Sobald dann allerdings ernstere Töne angeschlagen werden, scheint Goldberg einfach überfordert zu sein. Als vor der Haustür von Dolly (Stockard Channing) – einer 61 Jahre alten Frau, die ebenfalls erste Erfahrungen in Sachen Online-Dating sammelt – ein 15-jähriger Knabe steht, der ihr seine unsterbliche Liebe gesteht, wird der Bub einfach kurzerhand in ein Taxi gesetzt und das Thema hat sich innerhalb weniger Sekunden auch schon wieder erledigt. Das ist zwar politisch korrekt, aber in dieser Form auch vollkommen überflüssig. Und der Geschichte rund um Sarahs liebestollen Vater wirkt ohnehin wie ein Fremdkörper.

    Die Romanze zwischen Diane Lane und John Cusack verläuft zwar weitestgehend auf Autopilot, erfüllt aber voll ihren Zweck. Aber etwas anderes war auch nicht zu erwarten. Diane Lane („Untreu“, „Unter der Sonne der Toskana“) gibt als von der Liebe enttäuschtes Naivchen eine wundervolle Figur ab. Und das ein John Cusack („Identität“, „Das Urteil“, „High Fidelity“) mit dieser Rolle aber so richtig unterfordert ist, dürfte ebenfalls auf der Hand liegen. Der Mann gehört zu den talentiertesten Darstellern seiner Altersklasse. Dass er überhaupt seine Zusage für ein Projekt wie „Frau mit Hund sucht Mann mit Herz“ gegeben hat, dürfte der Kategorie ich war jung und brauchte das Geld zuzuschreiben sein. Die Chemie zwischen den beiden stimmt. Dermot Mulroney („About Schmidt“, „The Wedding Date“) spielt da fast schon zwangsläufig die zweite Geige.

    „Frau mit Hund sucht Mann mit Herz“ ist einer jener Filme, die dem Publikum absolut nichts Neues bieten. Alles in diesem Film gab es schon mindestens einmal. Und trotzdem (oder gerade deshalb?) handelt es sich um solide Genre-Kost. Richtig langweilig wird der Film eigentlich nie. Aber andererseits irgendeinen bleibenden Wert zu attestieren, wäre blanker Hohn. Dank der beiden gut aufgelegten Hauptdarsteller dürfen hoffnungslose Romantiker aber einen Blick riskieren. Zur richtigen Jahreszeit (also Frühling und nicht ein viel zu kalter August) hätte der Film trotz aller Mängel gar das Potenzial zu einem echten Hit. Aber so wird er sich wohl mit ein paar verirrten Tuteltäubchen begnügen müssen…

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