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    Der Fluch der zwei Schwestern
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Der Fluch der zwei Schwestern
    Von Björn Becher

    Nach dem Erfolg von Gore Verbinskis The Ring im Jahr 2002 bediente sich Hollywood bei Horrorproduktionen im großen Stil bei asiatischen Vorbildern. Neben der Neuauflage alter Filmreihen (Texas Chainsaw Massacre, Freitag der 13.) machten Remakes asiatischer Genrefilme lange Zeit einen Großteil des amerikanischen Horrorkinos aus. Deshalb verwundert es, dass Ji-woon Kims A Tale Of Two Sisters lange Zeit außen vor blieb. Immerhin zählt der ungewöhnlich komplexe Film aus Südkorea zu den stärksten Beiträgen der Asia-Horror-Welle. Die schwierige Aufgabe, ein zwar adäquates, aber zugleich auch für den westlichen Durchschnittszuschauer zugängliches Remake zu schaffen, wurde erst 2007 dem britischen Brüderpaar Charles und Thomas Guard anvertraut. Die Nachwuchstalente, die bisher nur mit Kurzfilmen für Furore sorgten, legen nach einer langwierigen Post-Produktionsphase nun mit „Der Fluch der zwei Schwestern“ einen Film vor, der sich zwischen die Stühle setzt: Kenner des Originals werden die Trivialisierung der Handlung ablehnen. Neulinge bekommen zwar solide Unterhaltung geboten, werden aber kaum nachvollziehen können, weshalb die südkoreanische Version bereits jetzt als moderner Klassiker gilt.

    Die junge Anna (Emily Browning) kehrt nach einem fast einjährigen Aufenthalt in einer Nervenheilanstalt nach Hause zurück. Sie hat ihre schwerkranke Mutter (Maya Massar) bei einem Feuer und jede Erinnerung an das traumatische Ereignis verloren. Wieder daheim muss sie feststellen, dass Rachael (Elizabeth Banks), die einstige Pflegerin ihrer toten Mutter, sich ihren Vater (David Strathairn) geangelt und das Regiment im Haus übernommen hat. Zuflucht findet Anna nur bei ihrer älteren Schwestern Alex (Arielle Kebbel), die ihr zumindest ein wenig Trost spendet. Zunehmend wird Anna zudem von mysteriösen Erscheinungen geplagt. Offenbar haben es Geister auf sie abgesehen. Als sie anfängt, die Hintergründe zu erforschen, keimt in ihr ein schrecklicher Verdacht: Ist Rachael wirklich die, die sie zu sein vorgibt? Oder hat die neue Flamme des Vaters vielleicht die Mutter der Schwestern auf dem Gewissen…

    „A Tale Of Two Sisters“ ist ganz sicher nicht die dankbarste Vorlage für ein Remake. Ji-woon Kim macht es seinem Publikum nicht gerade leicht und führt es andauernd in die Irre. Irgendwann zweifelt der Zuschauer gar, ob er überhaupt noch kapiert, was da vor sich geht, und ob es noch eine stimmige Auflösung geben kann, in der sich alle Aspekte zusammenfügen. Im westlichen Mainstream-Kino ist ein solch krasser Aufbau schlicht nicht machbar. Das Autoren-Trio Craig Rosenberg, Doug Miro und Carlo Bernard hat die Handlung deshalb zunächst einmal merklich vereinfacht. Auch „Der Fluch der zwei Schwestern“ bietet natürlich - wie es sich für asiatisch-beeinflussten Geister-Horror gehört - reichlich Mystery, ist dabei aber derart geradeaus, dass es dem Zuschauer jederzeit leicht fällt, der Geschichte zu folgen. Den Regisseuren ging diese Simplifizierung aber offenbar noch nicht weit genug. Sie suhlen sich förmlich in ihrem Wissen um den finalen Twist und reiben diese dem Zuschauer ausdauernd unter die Nase. Selbst bei der Musikauswahl findet sich ein deutlicher Hinweis. Das mitunter recht plumpe Vorgehen vergällt gerade Kennern des Originals den Filmgenuss, macht den Film aber auch für Neulinge unnötig berechenbar.

    Mit ihren romantischen Kurzfilmen „Round About Five“ und „Inside-Out“ bewiesen die Guard-Brüder, dass sie die Sprache der Bilder beherrschen und auch ohne Dialoge auskommen. Diese Qualität zeigt sich auch in den stärkeren Sequenzen von „Der Fluch der zwei Schwestern“. Eine Szene, in der Anna bei einer Dinnerparty ihrer Stiefmutter in spe in der Küche hilft, wirkt auch ohne ein gesprochenes Wort ungemein creepy. Dabei soll nicht unerwähnt bleiben, dass die parallele Passage im Original noch besser ist. Gerade die Momente zwischen Anna und Rachael gefallen immer dann, wenn Dialoge fehlen und allein Blicke die beidseitige Feindseligkeit widerspiegeln. Sobald der Film aber versucht, den Zuschauer mit ausgewalzten Dialogen förmlich an die Hand zu nehmen, versinkt er augenblicklich im Mittelmaß.

    Ein Coup ist den Machern mit der Besetzung der bösen Stiefmutter gelungen. Die bisher auf Sonnenscheinrollen abonnierte Elizabeth Banks (Vielleicht, vielleicht auch nicht, Zack And Miri Make A Porno, Vorbilder?!) tötet allein mit Blicken und ist wunderbar gegen den Strich besetzt. Hauptdarstellerin Emily Browning (Lemony Snicket - Rätselhafte Ereignisse, Der Fluch von Darkness Falls) hält zumeist nur ihre großen Rehaugen in die Kamera, während ihre Filmschwester Arielle Kebbel (Rache ist sexy, Aquamarin) vor allem optische Reize einbringt. Auch hier fällt die bisweilen recht plumpe Vorgehensweise der Filmemacher auf: Um die Unterschiedlichkeit der Schwestern zu verdeutlichen, hüpft die junge Anna mit einem Badeanzug ins Wasser, während die ältere Alex mit Mini-BH und knappem Höschen nur das Nötigste verdeckt. Charakterkopf David Strathairn (Good Night, And Good Luck, Das Bourne Ultimatum, L.A. Confidential) verkörpert als Vierter im Bunde sichtlich unterfordert eine konturlose Randfigur.

    Fazit: Weniger Komplexität, dafür mehr nackte Haut – so lässt sich das A Tale Of Two Sisters-Remake „Der Fluch der zwei Schwestern“ in wenigen Worten zusammenfassen. Nach einem schwachen Beginn steigert sich die Inszenierung der Guard Brothers nach und nach bis zum ordentlichen Finale, so dass ihr Langfilmdebüt immerhin noch im Mittelfeld landet. Wer das Original kennt, sollte sich das Kinoticket sparen und den Film ungesehen in die Schublade Überflüssige Remakes einsortieren. Horrorfreunde, die ohne Vorkenntnisse ins Kino pilgern, werden zumindest solide unterhalten.

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