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    Netflix-Tipp: Über diesen Horror-Megahit hat vor zwei Jahren die ganze Welt diskutiert - höchste Zeit, mal wieder reinzuschauen!
    Christoph Petersen
    Christoph Petersen
    -Chefredakteur
    Seitdem er nach „Scream“ eine Woche lang nicht schlafen konnte, jagt er diesem Gefühl hinterher – und schaut deshalb so gut wie jeden Horrorfilm.

    Fast zeitgleich zum ersten Corona-Lockdown erschien auf Netflix ein philosophischer Horror-Thriller, der für einige Wochen die Filmdiskussionen im Netz bestimmt hat. Aber ist „Der Schacht“ auch zweieinhalb Jahre später immer noch sehenswert?

    +++ Meinung +++

    Wer kennt das nicht: Plötzlich spricht die ganze Welt über einen bestimmten Streaming-Film – aber wenn man den meist nur wenige Wochen anhaltenden Hype erst einmal verpasst hat, dann landet er doch nur mit zig anderen Titel auf der Watchlist und man kommt doch nicht mehr dazu, ihn nachzuholen. Deshalb blicken wir nun zurück, um einen ebenso ekligen wie ethischen Horror-Thriller in den Fokus zu rücken, über den vor zweieinhalb Jahren so viel gesprochen wurde wie wohl über kaum einen anderen Netflix-Originalfilm …

    … schließlich steht „Der Schacht“, der „perfekt“ getimt zum Start der Pandemie-Lockdowns auf der Streaming-Plattform erschien, bis heute auf Platz 2 in der offiziellen Netflix-Liste der erfolgreichsten nicht-englischsprachigen Filme auf der Streamingplattform. Und in Wahrheit müsste er sogar auf Platz 1 stehen, denn der offizielle Spitzenreiter, der deutsche Vampire-im-Flugzeug-Action-Horror „Blood Red Sky“, ist überwiegend in englischer Sprache gedreht. Aber was war es eigentlich, das die spanische Produktion „Der Schacht“ von Galder Gaztelu-Urrutia für so viele Zuschauer*innen so unwiderstehlich gemacht hat?

    Der richtige Film zur richtigen Zeit

    „Der Schacht“ spielt eine metaphorische Versuchsanordnung durch: Der titelgebende Schacht verbindet dabei mindestens 132 Stockwerke, in denen jeweils zwei Insass*innen ihrem Schicksal fristen. Die Nahrung wird per Aufzug geliefert – wobei ganz oben ein regelrechtes Nobelbuffet mit den feinsten Speisen und Getränken angerichtet wird. Aber während die da oben in den ersten Stockwerken noch wie die König*innen speisen, bleiben für die weiter unten bestenfalls noch ein paar Reste über. Jeden Monat werden die Häftlinge in ein neues Stockwerk verlegt – und zwar ohne dass sie selbst wüssten, nach welchem System dies geschieht…

    Nach der Inhaltsbeschreibung dürfte schon klar sein: „Der Schacht“ kam im März 2020 einfach genau zur richtigen Zeit – nicht nur gab es wegen den Lockdowns noch mal einen wahnsinnigen Streaming-Hype, auch thematisch passte er einfach perfekt zu den Ängsten und Fragen, die die meisten Menschen in diesen Wochen und Monaten umtrieben. Wie der Protagonist im Film waren auch viele von uns zum ersten Mal „eingesperrt“, wenn auch in unseren Wohnungen – und auch wie die Versorgungslage in den nächsten Monaten sein würde, stand zu diesem Zeitpunkt noch in den Sternen.

    Auch ohne Lockdown ein guter Film?

    Einige der Ideen und Bilder von „Der Schacht“ gingen bei seinem Erscheinen, als die Schlagzeilen gerade von Klopapier-Hamsterkäufen dominiert wurden, also ganz besonders unter die Haut – aber das heißt nicht, dass man ihn nun nicht mehr nachzuholen braucht, ganz im Gegenteil. Schließlich hat Galder Gaztelu-Urrutia den Film bereits vor der Pandemie geschrieben und gedreht – und es spricht für seine universelle Natur, dass man ihn perfekt auch als Lockdown-Kommentar lesen konnte (und im März 2020 wohl auch musste). Aber auch so steckt noch immer eine Menge drin in der vermeintlich simplen Prämisse – und vermutlich kann man sich dem Film inzwischen sogar viel freier nähern, ohne selbst zu Hause „eingesperrt“ zu sein.

    „Der Schacht“ ist dabei auch eine Mutprobe – denn gerade in denen Szenen, die auf den unteren Ebenen spielen, muss man seinen Ekel sehr wohl überwinden. Fine Dining sieht trotz der ganz oben noch so delikat zubereiteten Speisen jedenfalls ganz anders aus! Aber davon abgesehen liefert „Der Schacht“ eben auch die perfekte Ethikstunde mit Gote-Einschüben für alle, die in Rekordzeit den Glauben an die Gesellschaft, die Menschheit und den ganzen Rest verlieren wollen. Nihilistischer kann ein Film kaum sein …

    … und das nicht irgendwelcher Action-Trash oder Romantik-Kitsch, sondern etwas derart Abgründiges und Unerfreuliches auf Platz 1 bzw. 2 der erfolgreichsten nicht englischsprachigen Filme auf Netflix steht, ist schon irgendwie ganz schön cool. Zumal wenn man „Der Schacht“ mit den englischsprachigen Top-Positionen „Red Notice“, „Don’t Look Up“, „Bird Box“, „The Grey Man“ und „The Adam Project“ vergleicht.

    Heute neu auf Netflix: Horror-Nachschub für alle Fans von "Der Schacht"

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