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    Auf Amazon Prime gibt's einen der besten deutschen Serienkiller-Thriller aller Zeiten – mit "The Walking Dead"-Star und einem "Tatort"-Kommissar
    Lars-Christian Daniels
    Lars-Christian Daniels
    Hollywood-Blockbuster schaut Lars immer seltener – das neueste James-Bond-Abenteuer lässt er sich aber nie entgehen. Ansonsten trifft man den vielleicht größten "Tatort"-Experten des Landes vor allem auf Filmfestivals und im Arthouse-Kino.

    Christian Alvarts "Antikörper" zählt für unseren Autor Lars-Christian Daniels zu den besten deutschen Thrillern und erinnert nicht von ungefähr an "Das Schweigen der Lämmer". Amazon-Prime-Kunden können die blutige Genreperle im Abo streamen.

    Studiocanal

    Eine ernüchternde Erkenntnis gleich vorneweg: Im Hinblick auf das Mitwirken von „The Walking Dead“-Star Norman Reedus, der im Vorspann sogar gesondert erwähnt wird, entpuppt sich „Antikörper" als Enttäuschung. Reedus, zum Zeitpunkt des Kinostarts im Jahr 2005 vor allem durch seine Rolle im Kultfilm „Der blutige Pfad Gottes“ bekannt, verkörpert zwar einen Polizisten, hat im Film aber keine einzige Dialogzeile. Nach einer schweren Verletzung im Prolog taucht seine Figur gar nicht mehr auf – ihr Schicksal wird später irgendwann beiläufig erwähnt.

    Stattdessen gehört die Bühne drei deutschen Schauspielern, die sich bis heute ebenfalls gut im Geschäft halten: Während Heinz Hoenig und André Hennicke damals im Zenit ihres Schaffens standen, bescherte Filmemacher Christian Alvart Hauptdarsteller Wotan Wilke Möhring seine erste große Kino-Hauptrolle (und arbeitete später noch mehrfach mit ihm zusammen, etwa bei „Steig. Nicht. Aus!“). Möhring, der ebenfalls als „Tatort“-Kommissar aktiv ist, mimt in Antikörper“ die Identifikationsfigur für das Publikum und liefert sich als Polizist ein fiebriges Verbalduell mit dem psychopathischen Antagonisten.

    Aktuell könnt ihr Antikörper bei Amazon Prime Video streamen:

    Darum geht es in "Antikörper"

    Der Berliner Kripo um den erfahrenen Kommissar Seiler (Hoenig) geht einer der meistgesuchten Verbrecher des Landes ins Netz: Sie verhaftet den Päderasten Gabriel Engel (Hennicke), der deutschlandweit 13 Jungen bestialisch getötet und Gemälde aus ihrem Blut gemalt hat. Einen 14. Mord bestreitet er aber vehement: Im thüringischen Heimatdorf des jungen Polizisten und Landwirts Michael Martens (Möhring) wurde einige Jahre zuvor ein 12-jähriges Mädchen erstochen. Seiler kontaktiert umgehend Martens, um den Mord gemeinsam mit ihm aufzuklären...

    Ungleiches Ermittlerduo: Großstadtbulle Seiler (Heinz Hönig) und Dorfpolizist Martens (Wotan Wilke Möhring).
    La Fabrique de Films

    … doch das ist gar nicht so leicht. Zwar gelingt es Martens, Engel zum Reden zu bringen. Die Tat an der 12-Jährigen soll aber jemand begangen haben, dessen Namen Engel nicht preisgibt. In seinem Heimatdorf plagen Martens und seine Frau Rosa (Ulrike Krumbiegel) derweil andere Sorgen: Ihr bettnässender Sohn Christian (Hauke Diekamp) ist in der Schule auffällig und der einflussreiche Dorfbewohner Sucharzewski (Jürgen Schornagel) glaubt nicht an einen Täter aus dem Umfeld des Mädchens…

    "Das Schweigen der Lämmer" lässt grüßen

    Es ist noch kein Hannibal Lecter vom Himmel gefallen – die Fußstapfen des Kult-Killers aus „Das Schweigen der Lämmer“ & Co. sind bekanntlich verdammt groß. Regisseur und Drehbuchautor Christian Alvart versucht deshalb auch gar nicht erst, sie in Person seines Serienmörders Gabriel Engel (kann man sich einen frommeren Namen ausdenken?) auszufüllen, sondern macht aus der Not eine Tugend: Er platziert mehrere, teils ironisch angehauchte Verweise auf Jonathan Demmes meisterhaften Psychothriller, der hier Pate stand.

    Ähnlich wie FBI-Agentin Clarice Starling (Jodie Foster) führt auch Polizist Martens der Weg zu einer Gefängniszelle in einem Hochsicherheitstrakt. Und ähnlich wie Lecter scheint auch Engel die Aufmerksamkeit, die ihm beim Betteln der ratlosen Kripo trotz seiner misslichen Lage zuteil wird, ungemein zu genießen. André Hennicke wandelt dabei in seiner eindimensionalen Rolle als kindermordender Psychopath stets auf einem schmalen Grat zum Overacting, gibt dem Affen aber ordentlich Zucker und liefert eine sehr charismatische Performance ab.

    Kein Duell auf Augenhöhe: Polizist Martens (Wotan Wilke Möhring) und Serienkiller Engel (André Hennicke).
    La Fabrique de Films

    Engels' emotionales Katz-und-Maus-Spiel mit dem labilen und unerfahrenen Martens ist die Antriebsfeder des Thrillers, wenngleich seine Manipulationen nicht immer glaubhaft wirken. Dass Martens etwa sein Sexualleben überdenkt und sich praktisch auf Anweisung in einen wilden One-Night-Stand mit der verführerischen Anzugverkäuferin Lucy (Nina Proll) flüchtet, scheint eher dazu zu dienen, dem Thriller einen anrüchigeren Anstrich zu geben und Martens einen gewissen Bad-Ass-Touch hinzuzufügen.

    Packende Mördersuche mit überraschenden Wendungen

    Wer die 12-Jährige auf dem Gewissen hat und ob es Martens gelingt, den Serienkiller mit der Vorliebe für Zeichnungen aus Menschenblut zum Reden zu bringen, wird an dieser Stelle natürlich nicht verraten. Selbst Genre-Experten dürften bis zur Auflösung bei einem großen Wald-und-Wiesen-Showdown allerdings im Dunkeln tappen. Geschickte falsche Fährten machen aus der Täterfrage kein Kinderspiel und zwischenzeitlich scheint es trotz der Indizienlast sogar möglich, dass Engels sich die Behauptung vom unbekannten Dritten nur ausgedacht hat.

    Können diese Augen lügen? Serienmörder Gabriel Engel (André Hennicke).
    La Fabrique de Films

    Neben der fiebrigen Mördersuche birgt auch Martens' Beziehung zu seinem undurchsichtigen Sohn einen besonderen Reiz; hier und da wildert der Film dabei ein wenig im Evil-Child-Genre. Etwas mehr Eigenständigkeit hätte der spannenden Genreperle also gut zu Gesicht gestanden. Wer eine Schwäche für Serienkiller-Thriller hat, kommt dennoch voll auf seine Kosten. Amazon-Prime-Kunden können „Antikörper“ im Rahmen ihres Abos aktuell ohne Zusatzkosten auf Prime Video streamen.

    Diese Fortsetzung zu einem der besten Horrorfilme aller Zeiten ist viel besser als ihr Ruf – vom "ES"-Regisseur

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