Erfolgsproduzent Walt Disney wurde zwar nie müde, zu betonen, dass alles mit einer Maus begonnen hat. Doch es waren eine Prinzessin und ihre tollpatschigen Freunde, die aus einer auf Kurzfilme spezialisierten Trickschmiede ein weltweit gefeiertes Studio gemacht haben, das einen vollständigen Kinoabend zu füllen versteht:
„Schneewittchen und die sieben Zwerge“ ist nicht nur der erste Disney-Langfilm, sondern war zwischenzeitlich der größte Kino-Hit der Geschichte. Und dank seiner herausragenden Animation ist er selbst 86 Jahre (!) nach seiner Uraufführung ein äußerst beliebter Klassiker. Der nun in neuem Glanz erstrahlt: Diese Woche erschien „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ erstmals in 4K!
Dabei handelt es sich um das Ergebnis einer minutiösen Restauration, an der Animations-Fachleute langwierig gearbeitet haben. Zu diesem Zweck wurden Scans des Original-35mm-Filmnegativs verwendet.
Außerdem ackerten sich Trick-Experten wie Animationslegende Eric Goldberg (zeichnete den Dschinni in „Aladdin“) und „Die Eiskönigin 2“-Designer Michael Giaimo durch die Disney-Archive, um ideales Referenzmaterial für Detailfragen zu finden. Wie etwa die korrekte, einst von Disney und seinem Team intendierte Farbdramaturgie!
Dasselbe Team stemmte kürzlich bereits eine liebevolle Überarbeitung des Disney-Zeichentrickfilms „Cinderella“, die von Fans und Animationshistoriker*innen mit großer Begeisterung aufgenommen wurde. Denn die neue 4K-Fassung des Trickklassikers stellte den alten Glanz des Films wieder her, nachdem in seiner Blu-ray-Edition wichtige atmosphärische Details glattgebügelt wurden.
Meisterwerk besser denn je neu im Heimkino: Bei diesem Film wurde selbst Walt Disney blass vor Neid!Während „Cinderella“ daher ganz oben auf der Restaurations-Wunschliste vieler Disney-Fans stand, wird die zurückliegende HD-Veröffentlichung von „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ gemeinhin wertgeschätzt. Dass der von David Hand inszenierte Märchenfilm diesen Oktober in 4K erscheint, lässt sich daher durchaus als Festakt anlässlich des 100-jährigen Disney-Firmenjubiläums verstehen.
Doch auch abseits seiner filmhistorischen Relevanz als sensationeller Kassenerfolg, der dem Medium Animation gesteigerte Anerkennung einbrachte, bietet sich „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ als Kandidat für eine 4K-Neuabtastung an:
Disney
Während der Planungsphase beschlossen Disney und seine Leute, dass „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ gedeckte Farben aufweisen sollte, anstelle der strahlenden Töne vieler damaliger Cartoons. Damit wollte man der Märchenadaption nicht bloß einen seriöseren Anstrich verschaffen, sondern auch sichergehen, dass dem Publikum, das keine stundenlangen Trickfilme gewohnt war, Augenschmerzen erspart bleiben.
Trotzdem wollten die Disney-Trickstudios das Talent ihrer Belegschaft vorführen und mit malerischen Landschaften und markanten Figurendesigns bestechen. Die HD-Restauration von „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ tendierte (auch aufgrund der technischen Möglichkeiten) bei diesem Drahtseilakt dezent zu gräulich-gedeckten Farbtemperaturen.
Bei der 4K-Restauration kitzeln Goldberg und die weiteren Verantwortlichen hingegen ein größeres Farbspektrum sowie stärkere Kontraste zwischen den sonnigen Tupfern und den ruhigen Erdtönen heraus – ohne die Helligkeit entgegen der ursprünglichen Intention aufzudrehen. Wie „Cinderella“ vorgemacht hat, dürfte die 4K-Fassung von „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ nach ihrer physischen Veröffentlichung bei Disney+ landen.
Sofern es nach Goldberg und Co. geht, bleibt es übrigens nicht bei diesen beiden Polierarbeiten: Sie haben bereits den deutlich cartooneskeren Zeichentrickklassiker „Alice im Wunderland“, den gemäldeartigen „Dornröschen“ sowie die stilistische Wundertüte „Fantasia“ als weitere Restaurationswunschprojekte auf dem Zettel.
Meisterwerk besser denn je neu im Heimkino: Bei diesem Film wurde selbst Walt Disney blass vor Neid!Dies ist eine überarbeitete Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.
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