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    Zeitreisen, die Mafia & ganz viel Captain Kirk: So wild hätte Quentin Tarantinos "Star Trek"-Film werden sollen
    Oliver Kube
    Oliver Kube
    -Freier Autor und Kritiker
    Oliver Kubes bevorzugte Filmemacher sind David Fincher, David Lynch, Martin Scorsese, Paul Thomas Anderson, Christopher Nolan, Stanley Kubrick, Quentin Tarantino, Joachim Trier sowie Steve McQueen.

    Vor ein paar Jahren gab es Berichte über einen Einstieg des „Pulp Fiction“-Masterminds in das legendäre Science-Fiction-Franchise. Tatsächlich wäre es fast dazu gekommen. Was für ein Film uns dabei erwartet hätte, lest ihr hier.

    Sony Pictures / Paramount Pictures

    2017 versetzte Quentin Tarantino seine Fans in Ekstase, als durchsickerte, dass er eine Idee für einen „Star Trek“-Film ausgearbeitet habe und auch bereit wäre, das nächste Leinwand-Abenteuer des kultumwitterten Sci-Fi-Franchise zu inszenieren. Als großer Bewunderer der Originalserie aus den 1960ern sowie der von J.J. Abrams inszenierten Kino-Reboots fühlte er sich offenbar stark inspiriert. Das Ganze war auch nicht nur Gerede, sondern wurde tatsächlich ziemlich konkret.

    Wie das die Rechte an „Star Trek“ besitzende Studio Paramount zu diesem Zeitpunkt mitteilte, befand man sich in ernsthaften Gesprächen mit dem Filmemacher. Der pitchte den Verantwortlichen eine Story mit der aktuellen Crew um den von ihm bewunderten Chris Pine als Captain Kirk im Stile der klassischen Serie. In dieser sollte die Mannschaft der Enterprise per wie auch immer gearteter Zeitreise in den 1930ern landen und in einen Gangsterkrieg involviert werden.

    Paramount und Abrams waren von dem Konzept so angetan, dass sie „The Revenant“-Autor Mark L. Smith engagierten, ein Drehbuch zu schreiben. Tarantino hatte nämlich angegeben, dass er aufgrund der Vorbereitungen zu „Once Upon A Time... In Hollywood“ den Film nicht selbst schreiben könne. In einem 2021 geführten Interview für den Podcast „Bulletproof Screenwriting“ erklärte Smith, dass der Meisterregisseur aber extrem enthusiastisch gewesen sei. Angeblich schäumte Tarantino vor Einfällen und Details nur so über, als die Männer zusammenkamen, damit Smith die angedachte Geschichte in groben Zügen kennenlernen konnte.

    "Epigonen" als Vorbild

    „Er las mir eine Sequenz vor, die er geschrieben hatte“, erinnert sich der Autor. „Das war so eine tolle, coole Gangster-Szene und er spielte sie mir dabei sogar teilweise vor – es war unglaublich.“ Offenbar orientierte sich die Idee an „Epigonen“, der 17. Episode aus Staffel 2 der alten Serie mit William Shatner. In dieser Folge beamt sich ein Teil der Mannschaft auf einen Planeten, der kurioserweise eine Kultur entwickelt hat, die stark an Chicago zu Zeiten von Al Capone & Co. erinnert.

    Einige Tage später trafen die zwei sich im Haus des Regisseurs erneut, wo Smith den kompletten Abend und die halbe Nacht verbrachte. Laut ihm schaute das Duo jede Menge alter Gangster-Filme und amüsierte sich über die teilweise sehr klischeehaften Dialoge – ein Element, das sich aber zumindest ansatzweise auch im gemeinsamen Skript wiederfinden sollte.

    Smith erklärte, dass Tarantinos Konzept richtig wild gewesen sei und von der US-Zertifizierungsstelle wohl recht sicher ein R-Rating erhalten hätte. Was bedeutet, dass niemand unter 17 Jahren den Film hätte im Kino sehen dürfen. Offenbar sollte es aber auch sehr witzig werden und vor allem Hauptdarsteller Pine, den Tarantino neben seinen „Star Trek“-Auftritten speziell in „Unstoppable“ neben Denzel Washington mochte, viele gute Szenen bescheren.

    Wie weit Smith mit seinem Skript-Entwurf am Ende gekommen ist, wurde nicht erwähnt. Im Januar 2020 gab Tarantino allerdings in einem Interview bekannt, dass er selbst nun nicht mehr für „Star Trek“ zur Verfügung stünde: „Ich glaube, dass Paramount den Film machen könnte. Ich werde aber nicht die Regie übernehmen, obwohl es eine gute Idee ist. Sie sollten sie auf jeden Fall verwirklichen. Ich wäre gern bereit, zu helfen und ihnen dann meine Anmerkungen zum ersten Rohschnitt zu geben.“

    Letztlich wird aber wohl gar nichts aus dem Projekt werden. Ebenso wenig wie aus den etwa zeitgleich vom Studio in Auftrag gegebenen Skripts von Serien-Macher Noah Hawley („Fargo“, „Legion“) und „Madame Web“-Regisseurin S. J. Clarkson. Ersterer wollte eine komplett neue Crew einführen, während die Britin ein angeblich deutlich konventionelleres, direktes Sequel zu „Star Trek Beyond“ abgeliefert hätte.

    Es ist schade, dass wir den „Star Trek“-Gangster-Kracher des „Pulp Fiction“-Genies leider nie zu sehen bekommen. Tarantino und Captain Kirk – das wäre sicher eine spannende Kombi gewesen. Stattdessen steckt der Filmemacher nun mitten in den Vorbereitungen zu seinem zehnten und angeblich finalen Film „The Movie Critic“.

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